Chancen durch Ökolandbau werden vertan
Deutschland verschenkt Wertschöpfung, Beschäftigung und Umweltleistungen ins Ausland
„Die Lage ist paradox: Bio-Verarbeiter und -Händler suchen händeringend nach heimischer Rohware. Es fehlen aber Landwirte, die diese Chance wahrnehmen und auf Öko-Landbau umstellen. So wird die stetig wachsende Nachfrage mit Importen gedeckt und wir überlassen die Leistungen des Ökolandbaus dem Ausland: Ein Drittel mehr Beschäftigte, höhere Betriebseinkommen und höhere Umweltleistungen im Vergleich zum konventionellen Landbau“, so Alexander Gerber, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), anlässlich einer Anhörung des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Einen wesentlichen Grund dafür sieht der BÖLW in einer fehlgeleiteten Agrarpolitik: „Ende 2005, just als sich das Marktwachstum weiter verstärkte, setzte Bundeskanzlerin Merkel eine Kürzung der zweiten Säule durch und die Bundesländer setzten die daraus finanzierte Umstellungsförderung aus“, erläutert Gerber. Im Januar 2007 wurde sie zwar wieder eingeführt, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Auch die Beibehaltungsförderung wurde in allen Bundesländern gekürzt (außer in Rheinland-Pfalz, das aber ohnehin die niedrigste Förderquote hat). Bayern, Hessen und Sachsen-Anhalt sind die einzigen Bundesländer, die die maximale Höhe der Rahmenregelung des Bundes für die Beibehaltungsförderung bei Ackerflächen voll ausschöpfen. Insgesamt beträgt der Anteil der Ökoflächenförderung an allen Direktzahlungen lediglich 2,2 %.
„Angesichts der Marktsituation und den Leistungen des Ökolandbaus sieht ein effizienter Einsatz von Fördermitteln und eine ermutigende Politik für den Ökolandbau anders aus“, so das Fazit von Gerber, der eine Neuberechnung der Prämienhöhen fordert. Hinzu kommt, dass durch Transferleistungen von bis zu 2000 Euro je ha für die landwirtschaftliche Energieerzeugung eine ungesunde Schieflage auf dem Markt für landwirtschaftliche Rohwaren hervorgerufen wurde.
Der BÖLW-Vorsitzende, Felix Prinz zu Löwenstein, selbst Landwirt, appelliert an seine konventionellen Berufskollegen, nicht nur die momentane Marktlage sondern auch die mittelfristige Entwicklung in den Blick zu nehmen: „Angesichts stabil steigender Nachfrage nach Ökoprodukten bei gleichzeitig deutlich steigenden Kosten für Dünger und Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft ist die Umstellung auf Ökolandbau eine Investition in die Zukunft des Betriebes.“ Neben rein wirtschaftlichen Berechnungen weiß er aus eigener Erfahrung noch einen weiteren Grund: „Es macht einfach Freude, im Einklang mit der Natur wirtschaften zu können und dafür von den Menschen Anerkennung zu erfahren!“
Die aktuellen Zahlen zur Umstellung von Betrieben und landwirtschaftlichen Nutzflächen aufÖkologischen Landbau werden vom BÖLW Anfang 2008 erhoben und zusammen mit den Zahlen zur Marktentwicklung zur Biofach im Februar 2008 bekannt gegeben.
Quelle: Berlin [ BÖLW ]