Lage auf dem Schweinemarkt bleibt schwierig
Spürbar höhere Preise erst im zweiten Halbjahr erwartet
Silberstreif am Horizont für Schweineproduzenten: Nachdem der Erzeugerpreis wochenlang auf der Stelle trat, wurde die Notierung für Schlachtschweine jüngst um fünf Cent je Kilogramm erhöht. Doch ein schnelles Ende der Misere am deutschen und europäischen Schweinemarkt ist kurzfristig noch nicht in Sicht. Zwar dürften die Schweinepreise in den nächsten Wochen saisonal weiter steigen, gemessen an den hohen Futterkosten aber voraussichtlich nicht stark genug. Spätestens ab dem Sommer werden jedoch in den wichtigen Erzeugerländern Produktionseinschränkungen erwartet, die in Verbindung mit einer stabilen Nachfrage auf dem Binnenmarkt und einem lebhaften Exportgeschäft zu spürbar höheren Preisen führen könnten.
Die Erzeugung in Deutschland und in der EU insgesamt könnte nach ZMP-Schätzung in der zweiten Jahreshälfte um etwa zwei bis drei Prozent zurückgehen. Im Jahresmittel erscheint dann ein Preisanstieg um zehn Prozent oder mehr möglich. Doch selbst damit werden die Erlöse wohl nicht ausreichen, um die gestiegenen Produktionskosten zu decken.
Angebot in der ersten Jahreshälfte 2008 noch ausreichend
Bis zur Jahresmitte dürfte das Schlachtschweineangebot in Deutschland noch auf oder sogar leicht über dem Vorjahresniveau liegen, denn die Zahl der demnächst zur Vermarktung anstehenden Jungschweine und Ferkel ist laut Viehzählung nicht kleiner geworden. Auch bei den großen Produzenten - Dänemark, den Niederlanden, Frankreich und Spanien wird sich das Angebot nur langsam verringern, während in Polen, Tschechien und Rumänien schon jetzt deutliche Einschränkungen zu beobachten sind.
Insgesamt ist zu erwarten, dass die Auslandsnachfrage dem Markt Impulse gibt und sich positiv auf die Preise auswirken wird. Zunächst könnte der Preisanstieg aber eher verhalten daherkommen, da die Produktionsmenge noch ausreichend sein wird. Zudem gelangen im Frühjahr EU-weit 100.000 Tonnen Schweinefleisch aus der bezuschussten privaten Lagerhaltung auf den Markt.
Bei guter Exportsituation und einem guten Start in die Grillsaison könnte der Markt die Mengen wohl verkraften. Sollte dies nicht so sein, sind preisdämpfende Effekte möglich. Im Prognoseausschuss der EU-Kommission war die Preiserwartung der Experten deshalb zwar positiv, aber nicht euphorisch. Im Mittel ergab sich für das erste Halbjahr ein erwarteter Anstieg der EU-Schweinepreise um sechs Prozent.
Jahr der Krise - Jahr der Rekorde am Schweinemarkt
Gestiegene Produktionskosten und fallende Erzeugerpreise hatten die deutschen Schweinebauern 2007 in Bedrängnis gebracht. Der Preis für Schlachtschweine erreichte mit 1,36 Euro je Kilogramm in der Handelsklasse E nur ein unterdurchschnittliches Niveau und lag zehn Prozent unter dem Vorjahreswert.
Während es mit den Erzeugerpreisen in den Keller ging, erhöhten sich die Produktionskosten wegen der explosionsartig gestiegenen Futterkosten drastisch. Die Rentabilität der Schweineproduktion war nicht mehr gegeben.
Mit dem Jahreswechsel ist das Problem nicht vom Tisch. Bei dem aktuellen Preis- und Kostengefüge fehlen dem Mäster mindestens 15 Euro, dem Ferkelerzeuger über 25 Euro, um die gesamten Produktionskosten zu decken.
2007 war aber nicht nur ein Jahr der Krise, es war auch ein Jahr der Rekorde. Die Expansion der Schweineproduktion setzte sich das siebte Jahr in Folge im beschleunigten Tempo fort. Mit mehr als 53 Millionen Schweinen erreichte das Schlachtaufkommen in Deutschland Rekordhöhe. Auch die Lebendeinfuhr erreichte einen Höchststand: Erstmals überquerten mehr als zehn Millionen Schweine die Landesgrenze Richtung Deutschland.
Einen dritten Rekord gab es bei den Ausfuhren bei. Zwar stieg der Schweinefleischverzehr in Deutschland um gut zwei Prozent auf 40 Kilogramm je Kopf, doch reichte dies nicht aus, um die gestiegene Erzeugung zu absorbieren. Das Schweinefleisch musste verstärkt auf Auslandsmärkten platziert werden, was mit einem Zuwachs von voraussichtlich 18 Prozent auch gelang. Erstmals wurden dabei mehr als 1,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch und Fleischwaren ausgeführt, wobei vor allem mehr Ware in die größer gewordene EU verkauft wurde. Das Drittlandsgeschäft wies bis kurz vor Jahresschluss kaum Zuwächse auf.
Quelle: Bonn [ ZMP ]