Internationaler Schweinefleischhandel: Markterwartungen 2008

Belgien bleibt verlässlicher Schweinefleischlieferant

Hohe Produktions- und Verarbeitungskosten, ein Hoch im Schweinezyklus und ein starker Euro: Diese Faktoren, so das Belgian Meat Office von VLAM, werden den internationalen Schweinefleischhandel 2008 beeinflussen. Zugrunde liegt diesen Erwartungen eine Marktuntersuchung der schweizerischen Forschungsstelle Gira. Trotz fortschreitender Globalisierung lassen unterschiedliche Essgewohnheiten in Europa inzwischen spezialisierte Handelsströme entstehen. Dabei bleibt Belgien ein verlässlicher Schweinefleischlieferant und führt, genau so wie Deutschland, jetzt auch mehr Schlachtschweine ein.

Schweinefleisch: hohe Produktionskosten erfordern Maßnahmen

Die internationale Schweinefleischerzeugung hat derzeit mit einem großen Rentabilitätsproblem zu kämpfen. Steigende Futtermittelpreise kurbeln die Produktionskosten an, und in Europa führt der Schweinezyklus zu einem sehr umfangreichen Angebot. Dabei bleibt die Marktnachfrage schwach. Der Konsum alternativer Fleischsorten, etwa Geflügel und Rindfleisch, nimmt wieder zu, da die Verbraucher diesen Produkten erneut vertrauen. Schließlich erschwert der starke Euro den internationalen Handel aus Europa heraus.

Seit September 2007 produzieren Schweinehalter mit Verlust. Erwartet wird, dass die Produktion dadurch abnehmen wird. Da die Produktion in den kommenden Monaten weltweit aber kaum nachlassen dürfte, können die Preise noch nicht anziehen. Die deutschen Erzeuger reagierten aber bereits auf die Niedrigpreise, so dass in Deutschland eine erste Erholung spürbar ist. So wurden in den Sommermonaten zahlreiche Sauen geschlachtet, wodurch die Produktion Anfang 2008 deutlich zurückfiel. Auch für Belgien wird ein leichter Rückgang der Schweineproduktion erwartet. Ein zweistelliger Rückgang wird derzeit bei der Aufstallung von Jungsauen beobachtet (Quelle: Dezember-Erhebungen in Belgien).

Neue Schlachtvieh-Handelsströme

Trotz eines leichten Produktionsrückgangs Anfang 2008 werden für das laufende Jahr insgesamt mehr Schweineschlachtungen in Deutschland erwartet. Diese Entwicklung hängt mit einem Anstieg der Schlachtschweineeinfuhren aus Dänemark und den Niederlanden nach Deutschland zusammen. Tatsächlich spüren diese beiden Länder eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen aus ihrem Nachbarland, wo niedrigere Löhne und niedrige Verarbeitungskostn vorherrschen. Daneben entwickeln sich, etwa aus den Niederlanden und Dänemark, neue Handelsströme für Lebendtiere zu den osteuropäischen Ländern Polen, Ungarn und Rumänien.

In Belgien ist der Rückgang der Schweinefleischerzeugung vorläufig zu Ende. Diese Stabilisierung soll aber nur befristet sein; die Rückgangstendenz wird erneut einsetzen. Um den Rückgang der Schweineerzeugung aufzufangen, führen auch die belgischen Schlachthöfe mehr Schlachtschweine aus den direkten Nachbarländern ein. So wurden 2007 über 240.000 Lebendschweine mehr nach Belgien importiert als 2006. Dadurch konnte die belgische Gesamtproduktion an Schweinefleisch, trotz des knapperen Schweinebestandes, doch zunehmen, und können die belgischen Fleischlieferanten ihren Kunden eine durchgehende Versorgung garantieren. Der Export von lebenden Schlachttieren aus Belgien bleibt nach wie vor unbedeutend.

Ausfuhr in Länder außerhalb der EU: konstant 9 Prozent

An den Ausfuhrmärkten außerhalb der EU stellt das Belgian Meat Office interessante Möglichkeiten und Entwicklungen fest. Insgesamt blieben die Schweinefleischausfuhren der EU-Länder 2007 stabil gegenüber 2006, bei 9 Prozent der EU-Erzeugung. Allerdings gab es Verschiebungen zwischen den einzelnen Exportgegenden.

So bietet Russland dem Schweinefleischexport gute Möglichkeiten. Als bedeutender Abnehmer von Partien, die in Europa weniger gefragt sind, liefert das Land ergänzende Möglichkeiten. Außerdem erlangen immer breitere Bevölkerungsschichten mehr Kaufkraft, so dass die Nachfrage auch nach höherwertigen, mageren Schweinepartien zunimmt.

Südkorea ist einWachstumsmarkt für Schweinefleisch. Hier liefern sich die einzelnen Erzeugerländer allerdings einen starken Wettbewerb. Weitere bemerkenswerte Möglichkeiten bieten sich inAustralien an, wo auch hochwertige Waren eine Chance haben sollen. Auch China stellt ein Potential dar, wenngleich es so aussieht, als würden die Einfuhren dorthin insgesamt nie sehr umfangreich werden.

Ein Drittel der Schweinefleischerzeugung wird innerhalb von Europa vermarktet

Der Schweinefleischhandel zwischen den einzelnen Ländern Europas kennt mehrere spezialisierte Warenströme. Dies ist hauptsächlich auf die ländertypische Fleischwarenherstellung und Esskultur in Europa zurückzuführen.

Was den Schweinefleischhandel angeht, übersteigen die deutschen Ausfuhren erstmals die Einfuhren. Zudem wird festgestellt, dass auch dänische und niederländische Unternehmen das günstige Industrieklima Deutschlands zu nutzen wissen und dort sogar in eigene Verarbeitungsbetriebe investieren. Aus ähnlichen Gründen versuchen sich einige dänische Firmen am britischen Markt. Italien und Großbritannien sind bedeutende Importeure von Schweinefleisch. Und schließlich macht Griechenland als Wachstumsmarkt für Schweinefleischimporte auf sich aufmerksam.

Quelle: Köln / Brüssel [ VLAM ]

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