Neuer Herzbericht: Herzinfarkt-Sterblichkeit sinkt
Überdurchschnittliche Kostensteigerungen der Herzinfarkt-Behandlung
Die Herzinfarkt-Sterblichkeit sinkt weiter, zeigt der aktuelle Herzbericht, der bei der Herbsttagung der Deutschen Kardiologengesellschaft präsentiert wurde. Die Todesfälle aufgrund von Infarkten verschieben sich zunehmend von "draußen" in das Krankenhaus- eine Folge der verbesserten Notfallversorgung. Weitere Trends: Bei den Herzkatheterleistungen sind die niedrigsten Zuwächse seit 1980 zu verzeichnen. Und der Anteil älterer Menschen an Herzoperierten wird größer. Mit einem neuen Dokumentationsprojekt der DGK sollen weitere Daten für eine optimierte Versorgungsplanung erhoben werden.
Die Sterblichkeit aufgrund von Herzerkrankungen ist in Deutschland weiter rückläufig, 2007 ging sie gegenüber dem Vorjahr weiter um zwei Prozent zurück. Interessante Entwicklungen gibt es bei den Todesfällen aufgrund von Herzinfarkten.
"Die Zahl der Menschen, die an akutem Herzinfarkt außerhalb eines Krankenhauses verstorben sind, ist von 1995 bis 2006 um 23,3 Prozent gesunken, die der im Krankenhaus Verstorbenen um 22,6 Prozent angestiegen", so Dr. Ernst Bruckenberger, Autor des heute auf der Herbsttagung der Deutschen Kardiologengesellschaft in Hamburg präsentierten aktuellen Herzberichts. Der Deutsche Herzbericht analysiert jährlich die Verbreitung und Sterblichkeit aufgrund von ausgewählten Herzerkrankungen, sowie die Angebote und Leistungen der Herzmedizin. Da in diesem Zeitraum die Zahl der Todesfälle aufgrund von akutem Herzinfarkt insgesamt um knapp elf Prozent gesunken sei, so Dr. Bruckenberger, "bedeutet dies, dass eine Verlagerung des Sterbens an akutem Herzinfarkt in die Krankenhäuser stattgefunden hat. Dies ist unter anderem eine Folge der Verbesserung der Notfallversorgung und des Patientenverhaltens."
Akuter Herzinfarkt: Bessere Notfallversorgung - überdurchschnittliche Kostensteigerungen
Dieser Fortschritt hat allerdings seinen Preis: Während die gesamten Krankheitskosten pro Einwohner zwischen 2002 und 2006 bei Männern um 11,2 und bei Frauen um 5,9 Prozent angestiegen sind, liegen die Steigerungsraten der Kosten für Diagnostik und Therapie des akuten Herzinfarkts in diesem Zeitraum bei 65,3 (Frauen) oder 70,1 Prozent (Männer).
Katheteruntersuchungen und -interventionen: Niedrigste Zuwächse seit 1980
2007 standen in Deutschland insgesamt 742 so genannte Linksherzkatheter-Messplätze für Erwachsene zur Verfügung, das sind um 13,2 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Untersuchungen und Eingriffe stieg allerdings in nur geringem Maß an: Bei den Katheteruntersuchungen war ein Anstiegvon 3,3 Prozent zu verzeichnen, bei den Katheter-Interventionen um 3,2 Prozent. 2007 wurden mit insgesamt 261.409 Stents um 4,8 Prozent mehr eingesetzt als 2006. "Der Leistungsanstieggegenüber dem Vorjahr ist der geringste seit 1980", kommentiert Dr. Bruckenberger den Trend. Sogar rückläufig war der Anteil der arzneimittelbeschichteten Stents, er hat sich im Vergleich zum Jahr davor von 33 auf 31 Prozent verringert.
Wieder Zuwächse bei Herzoperationen - immer mehr Op-Kandidaten im hohen Alter
Steigerungen gab es bei den Herzoperationen, zitiert Prof. Dr. Arno Krian, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, den aktuellen Herzbericht: "Während in den vergangenen Jahren eine Konsolidierung der herzchirurgischen Leistungen auf hohem Niveau zu beobachten war, ist für das Jahr 2007 eine signifikante Steigerung der insgesamt erbrachten Leistungen festzustellen. Dies auf der Basis hoher Qualität, trotz einer auch weiter zunehmenden Komplexität der zu behandelnden Erkrankungen." In den 80 herzchirurgischen Zentren wurden im Jahr 2007 insgesamt 157.203 Herzoperationen durchgeführt, das sind um 5,4 Prozent mehr als 2006.
Verantwortlich für die Steigerung waren Herzklappenoperationen (+6 Prozent) und Operationen angeborener Herzfehler (+ 9,3 Prozent), während die Zahl der Bypassoperationen mit einem Minus von 1,8 Prozent wie schon in den Vorjahren leicht rückläufig war.
Besonders weisen die Experten auf die Zunahme herzchirurgischer Eingriffe bei älteren Patienten über 70 Jahren hin, deren Anteil an allen Operations-Patienten 2007 bereits 50 Prozent betrug. "Die Besonderheit ist hier nicht nur durch das Alter per se gegeben, sondern vor allem dadurch, dass diese Patienten neben der Herzerkrankung sehr häufig an einer oder mehreren anderen Erkrankung leiden, so dass die Anforderungen an die herzchirurgische Behandlung überdurchschnittlich groß sind", so Prof. Krian. "Darüber hinaus handelt es sich bei den betagten Patienten in hohem Maß um Kombinationseingriffe, zum Beispiel Herzklappe und koronarer Bypass."
Neues Dokumentationsprojekt der DGK
Zu einerverbesserten Planung präventiver und therapeutischer Maßnahmen soll jetzt ein neues Dokumentationsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie beitragen, mit dem Prof. Dr. Stefan Willich (Berlin) beauftragt wurde. Ergänzend zu den vorhandenen Daten sollen weitere detaillierte Informationen über Gesamtbelastung und regionale Unterschiede bei der Herz-Kreislaufsterblichkeit erhoben werden, um vor allem die Ursachen für regionale Unterschiede zu analysieren, und damit eine Voraussetzung für die Planung bestmöglicher medizinischer Versorgung und Bevölkerungsintervention zu schaffen.
Quelle: Hamburg [ DKG ]