VERBRAUCHER INITIATIVE kritisiert Geheimniskrämerei von Fleischunternehmen
Vorwurf der Informationsblockade an deutsche Fleischindustrie
In einem von der HANS-BÖCKLER-STIFTUNG geförderten Projekt befragte der Bundesverband VERBRAUCHER INITIATIVE im vergangenen Jahr mehr als 200 deutsche Fleischhersteller nach der Produktqualität, der Arbeitssituation sowie dem Tier- und Umweltschutz in ihrer Produktion. Trotz aller Bemühungen und Nachfassaktionen waren nur 18 Unternehmen zur Beantwortung des kurzen Fragebogens bereit.„Ein empörendes Ergebnis angesichts der Verantwortung der Branche und der aktuellen Skandale und der Vorgänge in der Vergangenheit, die eigentlich zu absoluter Offenheit dieser Unternehmen führen sollte“, urteilte Volkmar Lübke, Vorstandsmitglied der VERBRAUCHER INITIATIVE bei der Vorstellung der Untersuchungsresultate. „Noch empörter waren wir aber, als wir bemerken mussten, dass auch die Unternehmen, die geantwortet haben, wohl nicht immer die Wahrheit gesagt haben.“ Durch zusätzliche Befragung von Betriebsräten und mit Unterstützung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wurden einige der eingegangenen Antworten auf ihre umfassende und korrekte Information hin geprüft. Dabei stellten sich solche Ungereimtheiten heraus, dass erhebliche Zweifel an der Informationspolitik der Unternehmen geweckt werden. Für einen glaubwürdigen Einkaufsführer können auch diese Angaben daher nicht genutzt werden.
Siegfried Leittretter, Referent für betrieblichen Arbeits- und Umweltschutz der HANS-BÖCKLER-STIFTUNG, wertete die Projektergebnisse als einen deutlichen Hinweis darauf, dass man sich bei der Bewertung von Unternehmen nicht allein auf freiwillige Selbstauskünfte verlassen kann. „Eine unabhängige Überprüfung der Selbstauskünfte ist im Interesse eines umfassenden Verbraucherschutzes erforderlich, besser wäre zusätzlich eine gesetzliche Verpflichtung zur Offenlegung von Daten, die für die Öffentlichkeit wichtig sind.“
Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG wies darauf hin, dass Arbeitnehmer und Betriebsräte wichtige Kompetenzen und Kenntnisse haben, die stärker genutzt werden müssten, um Produktqualität und Verantwortungsübernahme in der Produktion zu verbessern. „Besonders wichtig aus Sicht von NGG ist es, dass in diesem Projekt auch der Zusammenhang zwischen der sozialen Situation an den Arbeitsplätzen und den Informationsinteressen der Verbraucher hergestellt wurde.“ Wenn Verbraucher häufiger von Verstößen gegen Arbeitsrechte in der Fleischbranche erführen, könnte auch dadurch ein heilsamer öffentlicher Druck entstehen.
Hier können Sie den Fragebogen als pdf-Datei [herunterladen] um sich selber ein Bild zu machen, ob Sie diesen Fragebogen so einfach und gerne beantwortet hätten.
Quelle: Berlin [ Bundesverband Verbraucher Initiative e.V. ]