Schlachtviehpreise über Vorjahresniveau

Vorschau auf die Agrarmärkte im Januar

Agrarreform und Prämienentkoppelung erschweren die Vorhersage, wie sich Angebot und Preise am deutschen Schlachtrindermarkt zu Beginn des neuen Jahres entwickeln werden. Denn die Auswirkungen sind noch nicht genau abzusehen. Aus heutiger Sicht sind für Jungbullen und Schlachtkühe stabile Erzeugerpreise zu erwarten, für Schlachtkälber sowie für Schweine könnte es leichte Abschläge geben. Von den Kälbermästern abgesehen bekommen die Landwirte für Schlachtvieh aber weiterhin spürbar mehr als vor Jahresfrist. Hähnchen werden voraussichtlich stabil bewertet, während am Putenmarkt weitere Schwächen für Brustfleisch nicht auszuschließen sind. Die Erlöse für Eier bröckeln vermutlich wieder. Stabil bis fest bleiben dagegen die Tendenzen an den milchwirtschaftlichen Märkten. Die Notierungen für Getreide haben kaum Erholungsspielraum, und auch die Forderungen für Kartoffeln dürften sich nicht von ihrem niedrigen Niveau lösen. Hohe Bestände an Äpfeln und Lagergemüse lassen in diesen Bereichen ebenfalls kaum Preisanhebungen zu.

Preisentwicklung bei Schlachtvieh schwer einzuschätzen

Prognosen zur Angebots- und Preisentwicklung am Schlachtrindermarkt zu Beginn des neuen Jahres sind schwierig, da die Folgen der Agrarreform verbunden mit Prämienentkoppelung im Schlachtviehbereich noch nicht genau abzuschätzen sind. Sicher ist, dass die Erzeugung an Rind- und Kalbfleisch in Deutschland im kommenden Jahr abnehmen wird. Vor allem kleine Erzeuger werden wohl aus der Rindfleischproduktion aussteigen.

Das Jungbullenangebot in Deutschland dürfte im Januar trotz der Übergangsregelung bei der Sonderprämie vergleichsweise begrenzt ausfallen. Stabile, vielleicht sogar leicht festere Auszahlungspreise für Jungbullen sind daher möglich. Das Niveau von Anfang 2004 dürfte recht deutlich überschritten werden: Ein Preisvorsprung zwischen vier und fünf Prozent ist in den ersten Monaten des neuen Jahres durchaus denkbar.

An den Schlachtkuhpreisen wird sich nur wenig ändern. Schwächen sind jedenfalls nicht zu erwarten, da ein Anstieg des Schlachtkuhangebotes wenig wahrscheinlich ist. Ähnlich wie bei den Jungbullen sind genauere Prognosen nicht möglich, da die Auswirkungen der Agrarreform abzuwarten sind. Sicher scheint zu sein, dass Schlachtkühe auch Anfang 2005 deutlich höher bewertet werden als vor Jahresfrist.

Die Kalbfleischnachfrage wird sich im Januar erfahrungsgemäß wieder beruhigen, doch kommen auch weniger Kälber aus dem In- und Ausland zur Schlachtung. Dennoch dürften die Erzeugerpreise zunächst tendenziell nachgeben. Mit der neuen Prämienregelung in Deutschland werden die Schlachtprämien für Kälber von der Produktion entkoppelt. Dies könnte dazu führen, dass insbesondere kleine Mäster aus der Produktion aussteigen. In den Niederlanden dagegen bleiben die Prämien zu 100 Prozent an die Produktion gekoppelt. Es bleibt abzuwarten, ob diese unterschiedliche Handhabung der Prämien zu Marktverzerrungen im Kalbfleischbereich führen wird.

Der Schweinefleischabsatz wird sich mit Beginn des neuen Jahres voraussichtlich wieder stärker auf die vergleichsweise preiswerteren Teilstücke verlagern, während Edelteile in den Hintergrund geraten. Leichte Preisschwächen für Schlachtschweine sind möglich, aufgrund des nach wie vor knappen Angebotes dürften sich die Abschläge aber in engen Grenzen halten. Die Entwicklung an der Schweinebörse in Hannover lässt auf einen Rückgang der Notierungen um etwa fünf Cent je Kilogramm Schlachtgewicht schließen. Das Vorjahresniveau würde damit aber immer noch spürbar übertroffen.

Hähnchen und Eier bedarfsdeckend verfügbar

Das Hähnchenangebot dürfte weitgehend den Absatzmöglichkeiten entsprechen, während am Putenmarkt Überhänge im Brustfleischsektor wahrscheinlich sind. Weitere Preisschwächen in diesem Bereich sind nicht auszuschließen, stabile Tendenzen wie am Hähnchenmarkt sind aber ebenfalls möglich. Überwiegend bleiben die Schlachtgeflügelpreise damit unter Vorjahresniveau.

Käfigeier sind bedarfsdeckend verfügbar, mit Engpässen ist nicht zu rechnen. Umfangreiche Althennenschlachtungen sorgen zwar für ein rückläufiges Angebot, andererseits wird aber auch die Nachfrage auf der Verbraucherstufe saisonüblich ruhiger. Für einen gewissen Ausgleich sorgen verstärkte Käufe der kommerziellen Färbereien und der Eiproduktenindustrie. Dennoch werden die Eierpreise vermutlich wieder abbröckeln und erheblich niedriger bleiben als vor zwölf Monaten.

Milchprodukte mit stabilen bis festen Preisen

Der saisonale Anstieg der Milchanlieferungen setzt sich fort, das Aufkommen bleibt aber niedriger als vor Jahresfrist. Die Erzeugung von Milchprodukten nimmt zu, wobei sich vor allem die Herstellung von Käse auf hohem Niveau hält. Unmittelbar nach dem Jahreswechsel ist mit einer ruhigeren Nachfrage nach Butter und Käse zu rechnen, die sich in der zweiten Monatshälfte erfahrungsgemäß aber wieder normalisiert. Der starke Eurokurs erschwert weiterhin den Abschluss neuer Exportaufträge. Die Notierungen bleiben jedoch stabil bis fest, wobei Butter niedriger als vor Jahresfrist bewertet wird, während für Käse zum Teil etwas mehr zu erzielen ist. Auch die Notierungen für Milchpulver dürften die Vorjahreslinie leicht überschreiten.

Getreidepreise bleiben niedrig

Nach der Feiertagspause zum Jahreswechsel nehmen Erzeuger und Handelsunternehmen die Getreidevermarktung im Januar zügig wieder auf. Vor dem Hintergrund des EU-weit reichlichen Angebotes bleiben die Käufer aber „wählerisch“. Vor allem die Verarbeiter konzentrieren ihre Nachfrage auf besonders preisgünstig angebotene Partien zur kurzfristigen Lieferung. Ansatzpunkte für eine Erholung der Getreidepreise gibt es kaum. Sollte allerdings im Exportgeschäft mehr Umsatz möglich sein, dürften sich die Forderungen für Weizen etwas befestigen. Auf allen Stufen wird Getreide jedoch niedriger bewertet als vor einem Jahr.

Reichliches Kartoffelangebot

Aus der in Westeuropa und Deutschland relativ großen Kartoffelernte 2004 werden auch im Januar reichlich Speise- und Verarbeitungskartoffeln zur Verfügung stehen. Durch die alternative Verwertung in der Verfütterung und in Biogasanlagen konnten bis Ende 2004 zwar schon einige Überhänge abgebaut werden, die Vorräte dürften aber weiterhin sehr groß sein. Ergänzt wird das Inlandsangebot durch Importe aus Westeuropa sowie kleinere Partien an Speisefrühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum. Die Nachfrage Richtung Verbraucher dürfte stetig laufen, im Ausland ist der Bedarf an deutschen Speise- und Verarbeitungskartoffeln aber eher gering. Nur in Süd- und Südosteuropa lässt sich möglicherweise etwas mehr absetzen. Die Kartoffelpreise sind so niedrig, dass es wohl kaum noch weitere Abschläge geben wird. Je nach Sorte, Qualität und Region zeigen sich aber weiterhin große Spannen. Die Preise für Speisekartoffeln erreichen nur etwa ein Drittel der Vorjahreshöhe.

Apfelbestände höher als erwartet

Die Vorräte an Tafeläpfeln scheinen in der EU um rund 200.000 Tonnen oder fünf Prozent höher zu sein als vor einem Jahr. Sie haben damit eine ähnliche Größenordnung wie 2001 und 2002. Für den weiteren Saisonverlauf stehen damit mehr Äpfel zur Verfügung, als allgemein erwartet wurde. Die Anbieter bemühen sich daher verstärkt um Absatzkontinuität und weniger um Preisanhebungen. Bei den deutschen Erzeugerorganisationen lagern rund zehn Prozent mehr Äpfel als vor Jahresfrist. Besonders groß sind die Vorräte an Elstar und Braeburn.  Das dürfte sich auch negativ auf den Absatz von Jonagold und Jonagored auswirken.

Hohe Bestände an Lagergemüse

Die Forderungen für Rotkohl sind deutlich niedriger als in den Vorjahren. Die weitere Preisentwicklung hängt nicht zuletzt davon ab, wie lange Russland sein Importverbot für pflanzliche Produkte aus Deutschland und den Niederlanden aufrecht erhält. Die Möhrenvorräte in Deutschland sind spürbar höher als in der vorigen Saison. Die Preise dürften sich im Januar zwar saisonüblich befestigen, es ist jedoch fraglich, ob das Vorjahresniveau erreicht wird. Bei Sellerie sorgen überdurchschnittliche Erträge und ein hoher Anteil großfallender Ware für reichliche Lagerbestände. An den niedrigen Preisen wird sich wohl kaum etwas ändern, Aufschläge dürfte es allenfalls für kleine Sortierungen geben. Aufgrund europaweit hoher Ernten sind die Zwiebelpreise so niedrig wie lange nicht. Zusätzlicher Druck geht von dem Importverbot Russlands aus, das auch Zwiebeln betrifft. Solange dieses Importverbot besteht, ist nicht mit einer Preiserholung zu rechnen, da die Exporte in andere Länder nicht ausreichen, um den Ausfall Russlands aufzufangen.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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