Konsumenten reagieren: Vogelgrippe mit ersten Auswirkungen

Man isst mehr Kalb, weniger Geflüge

Für die Anbieter von Geflügelfleisch hat sich die Vogelgrippe bereits als Absatzbremse entpuppt: Der Lebensmitteleinzelhandel setzt Aktionen aus, in der Gastronomie werden Geflügelgerichte gestrichen und die Einkäufe der Verbraucher an Hähnchen- und Putenfleisch sind in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen. Im letzten Quartal 2005 sanken die Käufe auf durchschnittlich 14 Prozent unter das Vorjahresniveau. Allerdings lag dies neben den Meldungen über erste Fälle von Geflügelpest in Europa auch an dem Skandal um verdorbenes Geflügelfleisch in Deutschland. Im laufenden Jahr setzt sich der negative Trend fort, im Januar und Februar lagen die Geflügelkäufe gut 17 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2005.

Obwohl es aus medizinischer Sicht keinen Anlass zur Kaufzurückhaltung gibt, ist die Verunsicherung der Konsumenten groß und sie verzichten lieber auf Geflügelfleisch. Doch greifen die Bundesbürger daher jetzt vermehrt zu anderen Fleischarten? Jein! Am Schweinemarkt haben sich bislang noch keine Auswirkungen gezeigt, die Nachfrage nach Schweinefleisch ist nicht messbar gestiegen. Allerdings dauert es üblicherweise einige Wochen, bis die Verbraucher ihr Konsumverhalten umgestellt haben. Daher könnten auf mittlere oder auch längere Sicht die Schweinemäster durchaus von der Vogelgrippe profitieren. Vor allem wenn die Geflügelpest in Nutzgeflügelbeständen ausbräche, könnte es deutliche Effekte geben.

Am Rindfleischmarkt dürften die Substitutionseffekte weniger stark sein. Denn gewöhnlich wird gerne Schweine- und Geflügelfleisch gegeneinander ausgetauscht, Rindfleisch aber eher selten. Daher ist auch der gegenwärtige Höhenflug der Preise für Jungbullen und Schlachtkühe weniger auf die Vogelgrippe zurückzuführen, sondern vielmehr auf das kleine Angebot an Schlachtrindern.

Anders sieht es dagegen bei den Schlachtkälbern aus: Aufgrund einer gestiegenen Nachfrage nach Kalbfleisch in Frankreich, Italien und weiteren südeuropäischen Ländern hat Deutschland seine Kalbfleischexporte in diese Richtung intensiviert. Vor allem in Italien und Frankreich ging der Geflügelfleischkonsum sehr stark zurück, und nun ersetzen die dortigen Verbraucher das „weiße“ Geflügelfleisch durch das „helle“ Kalbfleisch.

Dementsprechend haben die Erzeugerpreise für Schlachtkälber in den letzten Wochen ein Niveau erreicht wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr: In der zweiten Märzhälfte kosteten pauschal abgerechnete Kälber bis zu sechs Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Und das hat zusammen mit dem starken Anstieg der Jungbullenpreise auch zu einem Höhenflug der Nutzkälberpreise geführt. So kosteten schwarzbunte Bullenkälber Mitte März im bundesweiten Mittel mit circa 190 Euro pro Stück fast doppelt so viel wie Anfang Oktober 2005.

Eiernachfrage stabil

Bei Eiern zeigen sich die Verbraucher momentan noch recht unbeeindruckt von den Diskussionen um die Vogelgrippe, nur die Nachfrage nach Freilandeiern ging zuletzt etwas zurück. Neben der allgemeinen Verunsicherung dürfte ein Grund hierfür die Verwirrung der Konsumenten darüber sein, dass trotz Aufstallungsgebot Freilandware im Handel erhältlich ist.

Am Futtermittelmarkt verursacht die Vogelgrippe momentan noch keine spürbaren Probleme. Der Absatz von Geflügelfutter ist bislang nicht zurückgegangen und selbst für den Fall, dass ein Nutzgeflügelbestand in Deutschland befallen wird, wären die Folgen für die Futtermittelwirtschaft noch nicht dramatisch. Um spürbare Absatzprobleme zu bekommen, müsste es in Deutschland schon zu einem großen Ausbruch kommen, infolgedessen Millionen Tiere gekeult würden.

Erste Spuren hat die Vogelgrippe allerdings doch hinterlassen: Bei Rohstoffdispositionen werden keine mittel- bis langfristigen Kontrakte mehr abgeschlossen. Insbesondere der Markt für Körnermais ist betroffen, hier laufen die Geschäfte schlechter und die bisher festen Notierungen in den Versandgebieten Deutschlands und Frankreichs gaben bereits nach.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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