Rekorde am Schweinemarkt

Auch 2007 könnte ein gutes Jahr werden

Hierzulande verspricht 2006 ein Rekordjahr für den Schweinesektor zu werden, auch wenn im September die Preise für Schlachttiere kräftig nachgaben. Denn noch nie wurden so viele Schweine in Deutschland geschlachtet wie im laufenden Jahr, und noch wie wurde so viel Schweinefleisch exportiert. Und auch die Aussichten in das neue Jahr hinein sind nicht die schlechtesten.

In Deutschland ist die Schweineproduktion seit 1997 nahezu ununterbrochen gewachsen. Rund elf Millionen Schweine werden derzeit mehr geschlachtet als damals, die Schweinefleischerzeugung nahm gegenüber 1997 um mehr als eine Million Tonnen zu. Dies entspricht einem Wachstum von 30 Prozent. In keinem anderen EU-Land, mit Ausnahme Spaniens, fand eine ähnlich starke Ausdehnung der Produktion statt.

Schlachtereien wollen expandieren

Auch wenn die jüngste Schweinezählung vom Mai dieses Jahres aufgrund der Schweinepest in NRW wieder einen leicht abnehmenden Schweinebestand zeigte, stehen die Zeichen am Schweinemarkt insgesamt auf Wachstum – zumindest in der nächsten Zeit. Während des Schweinehandelstages auf der Burg Warberg bestätigten die großen Schlachtunternehmen ihre Expansionspläne. Dies in gewissem Umfang auch deshalb, weil Deutschland beim Schlachten und Zerlegen einen Kostenvorteil gegenüber Wettbewerbern aus der EU hat.

Investitionen auch auf Erzeugerseite

Aber nicht nur die „rote Seite“ rüstet auf, auch die Bauern stellen die Weichen auf Wachstum: Es ist immer häufiger von umgerüsteten Rinderställen zu hören, in denen nun Schweine gemästet werden; aus NRW wird von einem starken Anstieg der Bauanträge für Ställe berichtet; und auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wird in die Schweinemast investiert. Der aus Erzeugersicht erfreuliche Verlauf der Schweinepreise, gepaart mit niedrigen Futterkosten, hat die Schweinemäster in den letzten zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben lassen, so dass Produktionsanreize vorhanden sind.

Attraktiv ist der deutsche Markt auch für die Schweineproduzenten in den angrenzenden EU-Ländern. Meist liegen die deutschen Preise über dem Niveau in den Nachbarländern. Entsprechend ist die Lebendeinfuhr von Schweinen in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Dieses Jahr ist mit Einfuhren von fünf Millionen Ferkeln und annähernd 3,5 Millionen Schlachtschweinen zu rechnen, so dass rund 17 Prozent der geschlachteten Schweine einen „Migrationshintergrund“ haben. Ohne den starken Zuwachs der Lebendeinfuhren wäre das kräftige Wachstum der Schweinefleischerzeugung in Deutschland nicht denkbar.

Ausfuhren übertreffen Einfuhren

Während auf der Produktionsseite also deutliche expansive Tendenzen festzustellen sind, trifft dies auf die Schweinefleischnachfrage hierzulande nicht zu. Seit Jahren stagniert der Verbrauch bei 54,5 Kilogramm je Kopf. Auch 2006 wird trotz Fußball-WM und Schönwetterperioden kaum ein Verbrauchsanstieg erwartet, da der spürbare Preisanstieg an der Ladentheke und die Gammelfleischdiskussion den Konsum bremsen. Eine wachsende Produktion bei stagnierendem Verbrauch forciert daher den Absatz über die Landesgrenzen hinaus.

Im laufenden Jahr wird die Ausfuhr von Schweinefleisch ein neues Rekordniveau erzielen. Die ZMP geht davon aus, dass die Menge gut zehn Prozent über dem Vorjahresniveau liegen wird und rund 1,25 Millionen Tonnen Schweinefleisch und daraus gewonnene Erzeugnisse auf dem internationalen Markt verkauft werden könnten. Erstmals dürften damit die Ausfuhren von Schweinefleisch die Einfuhren übertreffen.

Schweinepreise kräftig gestiegen

Rekordverdächtig entwickelte sich im Sommer auch der Schweinepreis. Ende August wurde mit 1,75 Euro je Kilogramm bei der Leitnotierung Vereinigungspreis das höchste Niveau seit fünf Jahren erreicht. Danach kam es zu einer Korrektur der Schlachtschweinepreise. Bis Jahresende werden weitere Schwächen nicht ganz ausgeschlossen, da immer wieder mal Angebot und Nachfrage im Ungleichgewicht stehen und im Oktober und November in früheren Jahren häufig saisonale Preisrückgänge zu verzeichnen waren. Ein extremer Preiseinbruch zeichnet sich bei voraussichtlich gutem Auslandsgeschäft jedoch nicht ab, so dass die Erzeuger im Jahresdurchschnitt einen Preis von mehr als 1,50 Euro je Kilogramm für die Handelsklasse E erwarten dürfen. Gegenüber dem Vorjahr waren das bis zu zehn Cent mehr.

Ausblick auf 2007

Ob sich Schlachtschweine auch im kommenden Jahr teuer verkaufen lassen, kann niemand exakt vorhersagen. Es gibt jedoch Tendenzen, die preisstützend wirken sollten. Da sind zunächst einmal die Ausfuhren. Im Moment deutet vieles darauf hin, dass sich auch 2007 ein Wachstum der Schweinefleischausfuhren einstellen wird. Noch sind die Märkte in Osteuropa nicht gesättigt und ingesamt dürfte die Nachfrage wegen der ungelösten Probleme mit der Geflügelpest hoch bleiben. Allerdings könnte der Verkauf ins Ausland schwieriger werden, da wieder mit Brasilien als Konkurrent am russischen Markt gerechnet werden muss. Preisstützend dürfte sich jedoch weiterhin der Wettbewerb um den Rohstoff Schlachtschwein auswirken. Dabei stehen die Schlachtunternehmen in Deutschland untereinander im Wettbewerb.

Zunehmend ist Deutschland aber auch ein Ziel für ausländische Schweine, die zumeist aus Dänemark und den Niederlanden kommen. Mit einem weiteren Anstieg
der Lebendimporte ist zu rechnen.

Spitzenpreise passé

Ob das überdurchschnittliche Preisniveau des Jahres 2006 im kommenden Jahr noch übertroffen werden kann, hängt ganz entscheidend davon ab, ob die zusätzliche Erzeugung Abnehmer findet. Für 2007 ist damit zu rechnen, dass die Schallmauer von 50 Millionen geschlachteten Schweinen übertroffen wird, der Produktionszuwachs dürfte mindestens 1,5 Prozent oder sogar mehr betragen. Andererseits sind von der inländischen Nachfrage keine großen Sprünge zu erwarten. Spitzenpreise von 1,70 Euro scheinen vor diesem Hintergrund eher unrealistisch.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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