Allergie gegen Ei, Milch und Nüsse
Lebensmittelallergien treten meist in den ersten Lebensjahren auf. Die Entstehung steht möglicherweise mit dem Immunsystem und einer mehr oder weniger intakten Haut- und Schleimhautbarriere in Zusammenhang. Das lässt eine Studie unter Leitung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité, Berlin vermuten. Die Wissenschaftler hatten fünf Genorte entdeckt, die mit den in Deutschland häufigsten Nahrungsmittelallergien (Kuhmilch, Hühnerei, Erdnuss) in Zusammenhang stehen. In Europa leiden bis zu fünf Prozent aller Kinder an Lebensmittelallergien – Tendenz steigend. Kurz nach der Aufnahme des Nahrungsmittels können juckende Hautausschläge und Gesichtsschwellungen bis hin zu schweren allergischen Reaktionen mit Atemnot entstehen.
Die Ursachen für Nahrungsmittelallergien sind vielschichtig, wobei neben der Umwelt die Vererbung eine große Rolle spielt. Für die Studie stand das Erbgut von rund 1.500 Kindern mit Nahrungsmittelallergien aus Deutschland und den USA auf dem Prüfstand. Bei jedem Probanden wurden mehr als fünf Millionen erbliche Varianten untersucht und ihre Häufigkeit mit der in Kontrollpersonen verglichen. Um die Diagnose der jeweiligen Nahrungsmittelallergie zu sichern, führten die Mediziner einen aufwändigen Provokationstest durch. Dabei nimmt der Patient in einer Klinik in Notfallbereitschaft das verdächtige Nahrungsmittel in kleinen Mengen zu sich.
Die Wissenschaftler konnten fünf Genorte für Nahrungsmittelallergien identifizieren, von denen vier eine starke Übereinstimmung mit bekannten Genorten für chronisch entzündliche Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma und Schuppenflechte sowie Autoimmunkrankheiten zeigten. Der Genort „SERPINB-Gencluster“ auf Chromosom 18 ist bei allen Nahrungsmittelallergien im Kindesalter aktiv, was bislang nicht bekannt war. Die Gene dieser Gruppe werden vor allem in der Haut und in der Schleimhaut der Speiseröhre abgelesen. Vermutlich sind die Genprodukte, wie vor allem Proteine, für eine intakte Barriere verantwortlich. Nur der sogenannte HLA (human leukocyte antigen)-Genort scheint für die Erdnussallergie spezifisch zu sein.
Die Studienergebnisse können helfen, die Entstehung von Nahrungsallergien besser zu verstehen und entsprechende diagnostische Tests und Therapien zu entwickeln. Allerdings sind weitere Untersuchungen mit einer höheren Probandenzahl notwendig, um die Resultate zu untermauern, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. Eltern sollen nicht unbegründet Nahrungsmittel meiden, sondern bei Verdacht auf eine Allergie einen Spezialisten aufsuchen.
Heike Kreutz, www.bzfe.de