Nationale VersorgungsLeitlinie zum Kreuzschmerz veröffentlicht
Kreuzschmerzen verursachen in Deutschland direkte Kosten in Höhe von 8,4 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommen die indirekten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung – Kreuzschmerz führt seit Jahren die Statistiken der Anlässe für medizinische Rehabilitation und Arbeitsunfähigkeit an. Zwar existieren zahlreiche Therapieangebote, und einige der Behandlungsmöglichkeiten wurden in den letzten Jahren gut untersucht. Dennoch lässt sich die Versorgung der Patientinnen und Patienten in allen Bereichen noch deutlich verbessern.
Ziele der Leitlinie
Die NVL Kreuzschmerz vereinbart evidenzbasierte Empfehlungen verschiedener deutscher und internationaler Leitlinien-Herausgeber. Sie gibt Hilfen für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit akutem, subakutem und chronischem nichtspezifischem Kreuzschmerz und richtet sich dabei sowohl an Ärzte als auch an alle nichtärztlichen Berufsgruppen, die an der Versorgung beteiligt sind. Großen Wert legten die Herausgeber dabei auf die Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung. Deshalb beteiligten sich an der NVL Kreuzschmerz nicht nur über 20 ärztliche Organisationen und Patientenvertreter/-innen, sondern etwa auch der Deutsche Verband für Physiotherapie, der Deutsche Verband der Ergotherapeuten, die Bundespsychotherapeutenkammer sowie der Deutsche Rentenversicherung Bund. Durch die Empfehlungen sollen zum Beispiel diagnostische Maßnahmen ohne Konsequenzen vermieden, Chronifizierungen verhindert und die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit der Patientinnen und Patienten erhalten oder wiederhergestellt werden.
Wichtige Ergebnisse
Die NVL Kreuzschmerz gibt Empfehlungen zur Diagnostik, nicht- medikamentöser und medikamentöser Therapie sowie zur Prävention von nichtspezifischem Kreuzschmerz. Sie empfiehlt zum Beispiel, dass nach klinischem Ausschluss gefährlicher Verläufe durch Anamnese und guter körperlicher Untersuchung, im akuten Stadium keine bildgebende Untersuchung durchgeführt werden soll. Im Vordergrund steht die Aktivierung der Betroffenen. Zur Früherkennung bedrohlicher Ursachen benennt die NVL Kreuzschmerz so genannte „red flags“, die bei allen Patientinnen und Patienten beachtet werden müssen. Sie dienen dazu, eine potentiell gefährliche Erkrankungssituation zu erkennen und eine angemessene Abklärung und Behandlung einzuleiten. Darüber hinaus listet die Leitlinie „yellow flags“ auf – spezifische Warnhinweise, die psychosoziale Risikofaktoren anzeigen. Bei ihrem Vorliegen gibt sie Empfehlungen, wie beim Patienten/bei der Patientin ein adäquate, biopsychosoziales Krankheitsverständnis gefördert werden kann, um einer Chronifizierung vorzubeugen.
Die Empfehlungen der NVL Kreuzschmerz sind als Langfassung und als Kurzversion veröffentlicht. Daneben erscheinen ein Leitlinienreport und Praxishilfen. Für das nächste Jahr plant das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) außerdem eine PatientenLeitlinie zu erstellen.
Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien
Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das ÄZQ beauftragt. Zu ausgewählten Krankheitsbildern arbeiten Experten verschiedener Organisationen zusammen, um im Rahmen der strukturierten Versorgung chronisch kranker Menschen die angemessene und evidenzbasierte Patientenversorgung darzustellen.
Weitere Informationen finden Sie unter
Langfassung der NVL Kreuzschmerz: www.versorgungsleitlinien.de/themen/kreuzschmerz/pdf/nvl_kreuzschmerz_lang.pdf
Übersichtsseite der NVL Kreuzschmerz www.versorgungsleitlinien.de/themen/kreuzschmerz/index_html
Informationen zum NVL-Programm
www.versorgungsleitlinien.de
Quelle: Berlin [ ÄZQ ]