Internationale Konferenz "Food Safety"
Fresenius-Konferenz "Food Safety and Dietary Risk Assessment" stellt neue Forschungsansätze zum Thema Lebensmittelsicherheit vor
Pestizidrückstände und andere Verunreinigungen in Lebensmitteln können schwerwiegende Konsequenzen für den nichts ahnenden Verbraucher haben. Kurzzeitig auftretende Probleme sind dabei ebenso möglich wie schleichende Effekte, die erst nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten in Form ernster Erkrankungen ihr volles Ausmaß zeigen. In ganz Europa arbeiten Forscher an neuen Modellen, Methoden und Verfahren, um Risiken gezielt aufzuspüren, zu bewerten und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Die neuesten Erkenntnisse im Fachgebiet wurden nun auf der elften Internationalen Fresenius-Konferenz "Food Safety and Dietary Risk Assessment" am 20. und 21. Februar 2013 in Mainz diskutiert.Khaled M. Abass (Universität Oulu, Finnland, und Menoufia Universität, Ägypten) verdeutlichte in seinem Vortrag zum Themenkomplex "Bewegung und Stoffwechsel von Pestiziden", dass die Erforschung des Pestizid-Metabolismus eine Schlüsselrolle bei der Risikobewertung spielt. Letztere sei auf zuverlässige, wissenschaftliche Informationen angewiesen, welche durch die Charakterisierung von Stoffwechsel und Bewegungsverhalten einzelner Stoffe bereitgestellt werden könnten, begann Abass. Der Stoffwechsel sei einer der Faktoren, die großen Einfluss auf das toxische Profil eines Pestizids nähmen. Durch enzymatische Reaktionen komme es zuweilen zu einer so genannten "metabolischen Aktivierung" der Substanz, welche dadurch von einer harmlosen in eine reaktive Form übergehe, so der Experte weiter.
Cytochrome seien in diesem Zusammenhang besonders bedeutend und die Rolle cytochromer Enzyme während der letzten Jahre sowohl bei Menschen als auch anderen Spezies intensiv untersucht worden. Mittlerweile sei es durch verschiedene In vitro-Ansätze möglich, metabolische Reaktionen, Interaktionen und Routen zu charakterisieren und verantwortliche Cytochrome in Pestiziden zu bestimmen, womit eine bessere Risikobewertung ermöglicht werde, so Abass. Humanstudien könnten unter anderem dabei helfen, das Expositionsrisiko einzelner Stoffe zu definieren, die Variationsbreite der Reaktionen innerhalb der Spezies zu bestimmen und Populationen bzw. Individuen mit erhöhtem Risiko zu identifizieren. Je mehr man über den In vitro-Stoffwechsel von Pestiziden und xenobiotischen Substanzen wisse, desto besser werde die Übertragung von In vitro-Studien und Versuchen am Tier in die Risikobewertung beim Menschen voranschreiten, schloss Abass.
Einfluss von Pestizidrückständen in Kulturpflanzen auf menschliche Gesundheit vergleichsweise gering
Peter Fantke (Technische Universität Dänemark, DTU) stellte auf der Konferenz ein dynamisches Modell für Feldfrüchte vor, mit dem Pestizidrückstände in Kulturpflanzen charakterisiert und mit gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht werden können. Bislang sei die Aufnahme von Pestiziden durch die Nahrung und deren Einfluss auf die menschliche Gesundheit in der Risikobewertung zu wenig beachtet worden, da meist nur die diffuse Emission berücksichtigt werde - die Rückstände in Feldfrüchten blieben damit oft außen vor, obwohl sie einen großen Anteil an der menschlichen Exposition in Europa ausmachen, erläuterte Fantke. Die Entwicklung der Rückstände müsse dynamisch bewertet und dabei daran gedacht werden, dass Pflanzenkulturen mit Pestiziden unterschiedlich umgingen und damit auch deutliche Unterschiede in den gesundheitlichen Auswirkungen zu verzeichnen seien.
Bislang sei kein Modell dazu in der Lage, verschiedenartige Kulturpflanzen in dieser Frage einander gegenüber zu stellen, so Fantke. Aus diesem Grund hat ein Team internationaler Wissenschaftler man ein neuartiges Modell extra für den Zweck konzipiert, die menschliche Aufnahme von Pestizidrückständen durch den Verzehr unterschiedlicher pflanzlicher Nahrungsmittel zu bestimmen. Die höchsten Effekte seien demnach beim Verzehr krautartiger Pflanzen oder von Früchten zu erwarten, die an behandelten Obstbäumen wachsen - Wurzeln und Knollen würden dagegen nur wenige Rückstände aufweisen. Insgesamt könne man festhalten, dass die gesundheitlichen Auswirkungen durch Pestizide im Vergleich zu anderen Effekten etwa durch Feinstaubemissionen oder Passivrauchen als eher gering eingestuft werden könnten. Fantke wies darauf hin, dass Substitutions-Szenarien dabei helfen könnten, negative Folgen für die Gesundheit weiter zu reduzieren, indem alternative Pestizide ausgewählt würden, die ähnlich wirksam seien, jedoch eine niedrigere Toxizität aufwiesen. In jedem Fall müsse bei einem solchen Szenario aber beachtet werden, dass es auch andere negative Effekte wie eine mögliche Kontamination des Grundwassers oder Ökotoxizität gäbe, die bei einer Substitution ebenfalls Berücksichtigung finden sollten, gab Fantke zu bedenken.
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
Quelle: Dortmund, Mainz [ Akademie Fresenius ]