Robotereinsatz in der industriellen Schweineschlachtung – hygienische und wirtschaftliche Aspekte
Kurzfassung eines Vortrages der 44. Kulmbacher Woche 2009
Schlachtautomaten, die einzelne Arbeitsschritte der Bandschlachtung übernehmen, werden in der industriellen Schlachtung von Schweinen mittlerweile seit zwei Jahrzehnten an unterschiedlichen Arbeitspositionen eingesetzt. Diese Automaten wurden jeweils ganz speziell für die beabsichtigte Anwendung entwickelt und konnten daher – wenn überhaupt – nur in Kleinstserien produziert werden. Ein grundlegend anderer Weg der Automatisierung im Bereich der Schlachtung wurde von einem deutschen Hersteller beschritten. Dort hat man auf herkömmliche 6-Achsen-Standard-Industrieroboter zurückgegriffen, die insbesondere in der Automobilherstellung in ganz erheblichem Umfang verwendet werden. Nach positiven Erfahrungen mit einem Industrieroboter für die Grobzerlegung von Schweinehälften wurden vor vier Jahren die ersten Standard-Industrieroboter in einem großen westdeutschen Schweineschlachtbetrieb installiert zur automatischen Ausführung folgender Arbeitsschritte: Vorderbeinklauen kneifen; Rektum freischneiden; Schlossknochen trennen; Bauchwand und Brustbein öffnen.Am Arbeitsplatz „Rektum freischneiden“ wurde von uns eine erste vergleichende bakteriologische Untersuchung unter Praxisbedingungen bei einer Schlachtleistung von 600 Schweinen pro Stunde durchgeführt. Dabei wurden die Oberflächenkeimgehalte auf der medialen Beckenmuskulatur in Rektumnähe mittels destruktiver Probenahme nach manueller und nach automatischer Ausführung verglichen. Eine zweite Untersuchung erfolgte am Arbeitsplatz „Kopf absetzen“. Auch dort wurden die Keimgehalte an der freigelegten tiefen Backenmuskulatur ermittelt. Zusätzlich wurde die Menge der am Kopf befindlichen Nackenmuskulatur erfasst und eine Beurteilung der Schnittqualität vorgenommen. Nachdem auch an diesem Arbeitsplatz ein Industrieroboter die Tätigkeit übernommen hatte, schloss sich der zweite Durchgang der vergleichenden Untersuchung an. Dabei zeigten sich Hygienevorteile beim Roboter. Im Vortrag sollen auch betriebswirtschaftliche Aspekte des Einsatzes von Robotern in der industriellen Schweineschlachtung behandelt werden, soweit sie vom Hersteller und vom Anwender dafür frei gegeben werden.
Im Vorlauf der geplanten Installation eines weiteren Roboters zur Spaltung der Schlachttierkörper wurde ebenfalls eine bakteriologische Status-quo-Erhebung durchgeführt. Dabei wurden zwei Halbierungsverfahren untersucht: die Verwendung eine Rundsäge und die einer Bandsäge. Der für diesen Arbeitsplatz vorgesehene Roboter soll gleichfalls in der Lage sein, mit unterschiedlichen Halbierungswerkzeugen zu arbeiten, was eine zusätzliche Herausforderung für die Entwicklung bedeutet, da der Werkzeugwechsel in Abhängigkeit von den Anforderungen der Abnehmer chargenweise sehr zügig vorgenommen werden muss. Die Implementierung des Spaltroboters soll Ende April erfolgen. Nach einer angemessenen Erprobungsphase im Schlachtbetrieb werden unsere Untersuchungen dort fortgeführt werden.
Auch wenn aufgrund der ausstehenden Untersuchung noch keine abschließende Bewertung aus schlachthygienischer Sicht erfolgen kann, bleibt doch festzuhalten, dass sich das Konzept der Nutzung von 6-Achsen-Standard-Industrierobotern für die industrielle Schweineschlachtung bewährt hat, da die ersten Roboter seit nunmehr vier Jahren erfolgreich ihre Tätigkeiten verrichten und neue Anwendungen im Schlachtprozess dazu gekommen sind.
Die Vorträge der Kulmbacher Woche werden im Mitteilungsblatt der Förderergesellschaft für Fleischforschung in Kulmbach vollständig dokumentiert.
Das Mitteilungsblatt wird von der Förderergesellschaft für Fleischforschung in Kulmbach herausgegeben und kostenlos an die Mitglieder versandt. Die Fördergesellschaft setzt ansehnliche Mittel ein, die für die Forschungsarbeit des MRI, Standort Kulmbach genutzt werden.
Mehr unter www.fgbaff.de
Quelle: Kulmbach [ MOJE, M. ]