Tönnies will mit Partnern 400 bis 500 Millionen Euro in neues Werk investieren

Ehrgeiziges Projekt in Russland

Clemens Tönnies erhielt Rückendeckung von ganz oben: Die Tönnies-Gruppe, Deutschlands größter Fleischverarbeiter, wird in Russland mit russischen Partnern für insgesamt 400 bis 500 Millionen Euro in fünf Baustufen einen Schweineschlacht- und -zerlegebetrieb aufbauen, der die Dimensionen des Tönnies-Stammwerkes in Rheda-Wiedenbrück erreichen und am Ende acht Millionen Schweine pro Jahr verarbeiten soll.

Die Idee war im Herbst 2006 bei einem Treffen mit dem ehemaligen russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin in Dresden entstanden, bei dem sich eigentlich alles um den FC Schalke 04 (Tönnies sitzt im Aufsichtsrat) und dessen Sponsor Gazprom drehen sollte. Doch dann gewann Tönnies Putins Interesse für die Schweineverarbeitung. Die russische Regierung habe ihn auf die unternehmerischen Erfolge von Clemens Tönnies hingewiesen, bemerkte gestern der Gouverneur des Oblasts Belgorod, Evgeny S. Savtchenko, bei seinem Besuch in Rheda-Wiedenbrück.

Das Gemeinschaftsprojekt mit der Prioskolje AG, dem größten Geflügelunternehmen Russlands, im Oblast Belgorod an der Grenze zur Ukraine sieht in einer ersten Stufe für 200 Millionen Euro den Bau einer Produktionsstätte auf 90.000 Quadratmetern Fläche vor. "Wir wollen in zehn bis zwölf Monaten mit dem Bau beginnen", kündigte Clemens Tönnies im Beisein der russischen Delegation, darunter auch Gennady A. Bobritsky, Generaldirektor des Partnerunternehmens, an. Nach 18-monatiger Bauzeit sollen dort 2.000 Mitarbeiter zunächst zwei Millionen Schweine pro Jahr verarbeiten. Tönnies wird mit rund 60 Prozent Mehrheitseigentümer des Joint Venture werden. Er habe zudem das Recht, später weitere Anteile des Unternehmens hinzuzukaufen, sagte Geschäftsführer Josef Tillmann.

Zu wenige Schweine in Russland

Den Löwenanteil der Kosten finanziert die Sberbank Russland, deren stellvertretender Aufsichtsratschef Alexsander Solovjo ebenfalls das Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück besichtigte, nach dessen Vorbild der Masterplan für das neue Projekt entstand. Tönnies selbst wird einen zweistelligen Millionenbetrag für die Unternehmensgründung in Russland beisteuern. "Für unsere Pläne gibt es bisher zu wenig Schweine in Russland", umschrieb Tönnies das dringlichste Problem. Nun soll ein Unternehmen der Prioskolje AG ihre Schweineaufzucht von 500.000 auf eine Million Tiere steigern.

Die Tönnies-Gruppe, die jährlich 70.000 bis 80.000 Tonnen Schweinefleisch nach Russland exportiert und damit ein Fünftel der russischen Importe liefert, erhofft sich mit der Kooperation den Zutritt zum russischen Markt. Das Potenzial sei groß. Vor der Finanzkrise hätten die Russen im Schnitt 30 Kilo Schweinefleisch pro Jahr verzehrt, heute seien es nur 19 bis 20 Kilo. Tönnies zeigte sich von seinen neuen Partnern begeistert: "In Russland gibt es ordentliche Menschen, auf die man sich verlassen kann."

Wir danken der Neuen Westfälischen(www.nw-news.de) für die Erlaubnis diesen Artikel veröffentlichen zu dürfen.

Quelle: Rheda-Wiedenbrück [ ANDREA FRÜHAUF für die Neue Westfälische ]

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