LUTZ FLEISCHWAREN: Werk Helmbrechts wird zum 1. Oktober geschlossen

Die Lutz Fleischwaren GmbH mit Hauptsitz im oberbayerischen Landsberg am Lech setzt ihre Politik der Zerschlagung hiesiger Standorte fort: Wie der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Oberfranken, Harald Lang, der Frankenpost auf Anfrage mitteilte, wird das Werk in Helmbrechts, das noch 14 Mitarbeiter zählt, schon am 1. Oktober geschlossen und ins thüringische Nohra bei Weimar verlagert, wo die Weimarer Wurstwaren GmbH produziert.

„Eine Sauerei“

Erst im vorigen Jahr hatte Lutz sein Werk in Kulmbach mit 100 Beschäftigten nach dreißigjährigem Bestehen dichtgemacht und nach Chemnitz umgesiedelt. Die gesamten Maschinen der Fabrik wurden in die sächsische Niederlassung transportiert. Zur Begründung erklärte damals die Münchner Südfleisch Holding AG, zu der Lutz gehört und die wiederum selbst in den Händen des holländischen Nahrungsmittel-Giganten Vion ist, die „Kapazitäten sollen konzentriert“ werden.

Der wahre Grund: Im Osten Deutschlands sind die Produktionskosten in nahezu allen Bereichen niedriger als im Westen. Für Lutz Helmbrechts hatte der damalige Südfleisch-Vorstandssprecher Karl-Heinz Kiesel, der mittlerweile die Firma verlassen hat, Entwarnung gegeben und erklärt, die Arbeit werde „unverändert weitergehen, weil für die Herstellung der Produkte dort – Wurst in Dosen – kein anderes Lutz-Werk ausgerüstet“ sei.

Dass das Ende des Helmbrechtser Werks trotz dieser Beteuerung unmittelbar bevorsteht, nannte der NGG-Landesvorsitzende Hans Hartl am Dienstag „eine Sauerei“. Der Frankenpost sagte er wörtlich: „Lutz ist ein unseriöses Unternehmen. Die Schließungen der Standorte Kulmbach und Helmbrechts sind eindeutig von dieser Firma betrieben worden, unabhängig davon, dass Vion natürlich seinen Segen dazu gegeben hat.“

Die Gewerkschaft liegt seit vier Jahren mit Lutz im Clinch. Sie wehrt sich gegen Pläne des Konzerns, den Tarifvertrag zu verwursten und die 38-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich um vier Stunden zu erhöhen, zudem von den 30 Urlaubstagen zwei zu kappen. Doch im Oktober des Vorjahres gaben die Helmbrechtser Beschäftigten dem Druck des Unternehmens nach und willigten auf eine sogenannte Regelungsabrede ein, die – zwar schriftlich fixiert – kein Tarifvertrag ist. Inhalt: von Oktober 2007 bis Oktober 2008 die 40-Stunden-Woche und drei Prozent Lohnerhöhung, anschließend bis Oktober 2009 die 42-Stunden-Woche und dreieinhalb Prozent mehr Lohn.

Wie NGG-Gewerkschaftssekretär Lang mitteilte, wird heute früh in Helmbrechts eine Betriebsratssitzung stattfinden, gegen 12 Uhr wird Lutz-Geschäftsführer Norbert Barfuss vor Ort erwartet. Lang: „Was mit ihm ausgehandelt werden kann, müssen wir sehen.“ Allzu große Hoffnungen dürfen sich die Helmbrechtser Beschäftigten nicht machen, nicht einmal auf einen Sozialplan: In Kulmbach hatte es eine solche finanzielle Abfederung nicht gegeben. Diese Kosten sparte sich Lutz und bot stattdessen einigen der 100 Mitarbeiter einen Job in Chemnitz oder in der Landsberger Zentrale an. Doch aus den verschiedensten Gründen ging bis auf eine Ausnahme niemand darauf ein, so dass die Schließung letztlich nahezu sämtliche Arbeitsplätze kostete.

Weder die Landsberger Lutz-Zentrale noch Südfleisch noch die deutsche Vion-Pressestelle in Düsseldorf mochten sich gestern über die Stilllegung des Werks Helmbrechts äußern. Vion-Sprecherin Dr. Anja Kleine-Wilde sagte knapp: „Kein Kommentar. Wir gehen stets erst dann an die Öffentlichkeit, wenn etwas passiert ist.“

Das Unternehmen Lutz Helmbrechts existiert seit 1964. Es hat sich auf die Produktion von Konserven spezialisiert. Pro Woche werden etwa 50 Tonnen davon hergestellt. Der Betrieb ist bei den 125-Gramm-Vollkonserven Marktführer in Deutschland. Das Sortiment umfasst neben Brüh- und Kochwurst auch Spezialitäten wie Pasteten, Geflügelprodukte und Joghurtbrühwurst mit geringem Fettgehalt.

Für 70 Millionen Euro

Produziert wird mit neuesten Anlagen. Bei einer Stundenleistung von 18 000 Dosen werden Roboter-Technik und EDV-gesteuerte Dampfautoklaven zur Sterilisierung eingesetzt. Die Verpackung läuft vollautomatisch ab.

Das Weimarer Wurstwaren-Unternehmen, in der die Helmbrechtser Maschinen fein zerlegt landen werden, gehört ebenfalls zum Vion-Konzern. Es war nach der Wende zum modernsten seiner Art in Thüringen umgebaut worden – für 70 Millionen Euro.

Quelle: Helbrechts [ Thomas Hanel – www.frankenpost.de ]

Kommentare (0)

Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht

Einen Kommentar verfassen

  1. Kommentar als Gast veröffentlichen.
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen