Ferkelkastration: Schmerzbehandlung praxistauglich
Berufsstand und Landwirtschaftsministerium für gemeinsamen Weg in Deutschland
Seit Jahrhunderten werden männliche Ferkel kastriert, um zu verhindern, dass bei der Zubereitung von Schweinefleisch unangenehmer Ebergeruch entsteht. Dabei gibt es allerdings bisher - anders als in Kampagnen von Tierschutzorganisationen suggeriert wird - keine praxistaugliche Alternative zur betäubungslosen Kastration. So ist die vom Deutschen Tierschutzbund geforderte Gasnarkose mit Isofluran für Ferkel nicht zugelassen und verhindert den Kastrationsschmerz nicht. Auch die in den Niederlanden geplante CO2-Betäubung hat ihre Praxistauglichkeit bisher nicht bewiesen und ist überdies auf deutsche Verhältnisse nicht übertragbar.
Die Forderung einzelner Abnehmer, im Lebensmitteleinzelhandel für den Frischfleischbereich nur noch weibliche Tiere zu verwenden, zeigt aber, dass die Diskussion um die Kastration bereits eine gewichtige Marktwirkung erlangt hat. Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht diese Entwicklungen äußerst kritisch und ruft zu einem gemeinsamen Vorgehen auf. Sonst drohe ein ähnliches Durcheinander wie bei den Rückstandshöchstmengen in Obst und Gemüse, wo sich einzelne Unternehmen mit eigenen, fachlich unbegründeten Vorgaben von Mitkonkurrenten abgrenzen wollen. Es könne nicht sein, dass am Ende die Landwirtschaft alleine das unüberlegte Vorgehen der nach gelagerten Stufen ausbaden müsse, betonte der DBV.
Ein gangbarer Weg zeichnet sich jetzt zwischen Bund und Ländern ab. Sie empfehlen die Anwendung von schmerzstillenden Mitteln bei der Kastration. Wirksame Schmerzmittel, die von den Tierhaltern nach Abgabe durch den Tierarzt angewendet werden können, seien kurzfristig verfügbar. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wird in Kürze gemeinsam mit den Bundesländern beraten, wie ein geeignetes Verfahren in ganz Deutschland eingerichtet werden kann. Dies ergab ein Gespräch zwischen der Arbeitsgruppe des DBV-Fachausschusses und dem Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftministerium, Gert Lindemann.
Der DBV geht in Absprache mit dem Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) und der ISN-Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands diesen Weg mit. Der DBV hat sich intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt und sieht in der Schmerzbehandlung derzeit die einzige kurzfristig umsetzbare Möglichkeit, den Kastrationsschmerz zu lindern (Anhang). Mittelfristig wird ein völliger Verzicht auf die Kastration angestrebt. Erfolgsversprechende Ansätze sind das Sperma-Sexing oder die Ebermast in Verbindung mit einer sicheren Erkennung geruchsbelasteter Schlachtkörper sowie die züchterische Selektion gegen Ebergeruch. Die Politik ist aufgefordert, diese Entwicklungen zu fördern.
Das Positionspapier steht Ihnen [hier] zum Download zur Verfügung.
Quelle: Berlin [ DBV ]