Ein neuer Fleischskandal oder wie man es auch sehen könnte - aber nicht sehen sollte

Eine Korrektur eines Berichtes vom 17.10.

Mitte Oktober gab es Meldungen, die einen neuen Gammelfleischskandal vermuten ließen. Da habe doch ein donauschwäbischer Schlachtbetrieb nach einer Razzia der schnellen Eingreifgruppe der bayerischen Lebensmittelkontrolleure geschlossen werden müssen. meat-n-more.info berichtete. Nach einem Gespräch mit dem zuständigen Veterinär haben wir unseren Bericht angepasst:

Die Pressemeldung vom Amt:

Die offizielle Pressemeldung des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beschreibt den Sachverhalt so:

„Betriebskontrolle einer Schlachterei im Landkreis Donau-Ries: Verstoß gegen tierschutzrechtliche und hygienische Bestimmungen

Bei der gezielten Kontrolle einer Schlachterei im Landkreis Donau-Ries durch die LGL-Spezialeinheit 'Lebensmittelsicherheit' mit dem zuständigen Landratsamt vor Ort wurden erhebliche Verstöße gegen Tierschutzvorschriften sowie lebensmittelhygienische Mängel aufgedeckt und unverzüglich abgestellt. Die unangekündigte Kontrolle fand bewusst an einem Samstag statt.

Unmittelbar nach der Kontrolle wurden folgende Maßnahmen angeordnet: Der Betrieb wurde eingestellt, ein vorübergehendes Tierhaltungs- und Schlachtverbot ausgesprochen. Die gesamte Ware des Betriebes wurde gesperrt und muss unter amtlicher Aufsicht entsorgt werden. Außerdem muss der Betrieb eine komplette Basisreinigung durchführen.“

Die lokale Monopolzeitung „Donauwörther Zeitung“

Am gleichen Tage als die Pressemitteilung erschien, berichtete auch Steffi Schuster von der „Donauwörther Zeitung“ einem Lokalblatt des Schwabenmonopolisten „Augsburger Allgemeine“ über den Fall. Der Artikel ist [hier] nachzulesen.

Darin ist unter anderem zu lesen:

„Dennoch sei das Fleisch, das vor allem türkische Familien dort gekauft haben, in Ordnung gewesen: "Wir haben es hier nicht mit Gammelfleisch zu tun. Das war eine reine Vorbeugemaßnahme zum Schutz des Verbrauchers", bekräftigte Ekhard Sälzle, Leiter des Veterinäramts, gestern auf Nachfrage der Donauwörther Zeitung.“

Weiter im Text:

„Das Fleisch, das verkauft wurde, sei aber jedes Mal vor und nach der Schlachtung von einem amtlichen Tierarzt untersucht und für einwandfrei befunden worden.“

Und dann eine Aussage, für die ich als zuständiger Veterinärbeamter nicht die Courage gehabt hätte:

„Da die hygienischen Missstände dem Veterinäramt des Landratsamts Donau-Ries nichtsdestotrotz schon seit Längerem bekannt waren, habe man die Routinekontrolle nun einmal auf einen Samstag gelegt und zudem Experten der Spezialeinheit Lebensmittel vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit ins Boot geholt. „Und dabei haben wir den Eigentümer des Betriebs wohl ein bisschen unglücklich erwischt“, sagt Sälzle.“

Damit räumt Sälzle ein schon „seit Längerem“ Mitwisser gewesen zu sein. Wenn die Zustände im Betrieb strafbar sind, dann ist es die offensichtliche Duldung auch. Wenn das im Betrieb strafbar ist, wie gesagt …

Mit dem zuständigen Landrat relativiert der Kreis-Chefveterinär den „Skandal“ da dann doch lieber weiter:

„Nach der vorübergehenden Schließung habe der Eigentümer nun die Möglichkeit, den Betrieb in Ordnung zu bringen und zu reinigen, so Sälzle. "Wenn der Betroffene sich zusammenreißt und die Auflagen erfüllt, kann er wieder schlachten", teilte Landrat Stefan Rößle mit. Das Ganze werde aber streng überprüft.“

Am gleichen Tag wie die „Donauwörther Zeitung“ findet sich auch in der „Schwäbischen Zeitung“, die in benachbarten baden-württembergischen Landkreisen erscheint, im Onlineangebot ein kurzer Bericht, [hier] komplett nachzulesen.

Da wird der Donauwörther Landrat aber irgendwie anders zitiert:

„Gesundheitsgefährdendes Fleisch sei zu keiner Zeit in den Handel gekommen. „Es gibt in Tapfheim keinen Gammelfleisch-Skandal“, sagte Landrat Stefan Rößle (CSU). Die Behörde habe aus „vorbeugendem Verbraucherschutz“ gehandelt.“

Wäre ja nicht schlecht gewesen, wenn das „Lokalblättle“ in seinem Artikel auch etwas vorsichtiger mit der wirtschaftlichen Existenz eines kleinen Handwerksbetriebes umginge. Vor allem, weil die Kundschaft des Metzgers grade das liest, wenn sie denn Zeitung liest. Immerhin wurde ja kein Name genannt und das Betriebsanwesen auch nur von Hinten im Bild gezeigt.

Dem Vernehmen nach hat der betroffene Betrieb seit längerem einen Zwist mit dem zuständigen Beschautierarzt. Dabei soll es darum gehen, dass dieser nicht dazu zu bewegen sei, regelmäßig am Montag (dem Schweineschlachttag) die Beschau bis 9.00 Uhr am Morgen durchzuführen. Auf diesen Beschauzeitpunkt wäre der Betrieb aber angewiesen um in der angeschlossenen Gastwirtschaft mittags frisches Kesselfleisch anbieten zu können. Damit habe die Wirtschaft ein lokal sehr erfolgreiches Angebot, das aber Woche für Woche gefährdet war.

Wie zu hören ist hat der Betriebsinhaber immer wieder Verstöße unternommen, hier eine verlässliche Lösung zu finden. So scheint unter anderem auch zumindest teilweise der Bayerische Landesinnungsverband der Fleischer mit involviert gewesen zu sein. Das Problem sei aber weder mit Geld (Fahrgeld für den Veterinär) noch mit guten Worten zu lösen gewesen.

Nimmt man nun diese berichtete „Privatfehde“ und liest dazu die Stellungnahme des Kreisveterinärs, dann kommt da bei aller berechtigter Achtung gesetzlicher Regelungen zu Hygiene und Lebensmittelsicherheit schon so was wie ein „Gschmäckle“ auf.

Anmerkung der Redaktion:

  • Es gibt in Tapfheim insgesamt 4 Schlachtbetriebe, 3 von der Schließung nicht betroffene und eben den geschlossenen Betrieb.
  • Der weiter oben beschriebene Vorgang bezüglich des Beschautierarztes und der Beschauzeit am Montag betrifft nicht den geschlossenen Betrieb. Hier handelt es sich um einen der 3 anderen Tapfheimer Betriebe.
  • Damit sind Hinweise auf ein "Gschmäckle" bei der Betriebsschließung in diesem Zusammenhang ein Fehler.
  • Hierfür habe ich mich bei Kreisveterinär Dr. Sälzle telefonisch entschuldigt und möchte dies auch hier bei meat-n-more.info noch einmal ausdrücklich wiederholen.

Quelle: Tapfheim / Donauwörth [ Thomas Pröller ]

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