Update zur Abraham-Übernahme durch Bell
Unternehmensanteil - mögliche Kaufsumme – Bell-Motivation
Der Schweizer Fleischmarktriese Bell setzt mit dem Einstieg bei dem deutschen Schinkenspezialisten Abraham seine Expansion aus der Alpenrepublik in die Europäische Union fort. Begonnen hat es dieses Jahr mit dem Einstieg in die französische Groupe Polette im Juni. Zweiter Schritt war die Zimbo-Akquisition im September und nun eben der führende deutsche Rohschinkenhersteller Abraham.
Vor einer Analyse der Motivation zunächst einige Zahlen. Die Bell AG gehört zu 60 % der Schweizer Coop, die anderen 40 % befinden sich im Streubesitz. Mit 1,636 Mrd. CHF (etwa 1,1 Mrd. €) setzte die Bell AG soviel um, dass sie auch im deutschen Umsatzranking auf den ersten Plätzen stünde. Mit den drei akquirierten Unternehmen wächst der Gruppenumsatz um beinahe 50 %.
Die Bell Holding AG übernimmt zum 1. Januar 2009 75 % der Abraham-Gruppe. Für die Übernahme der restlichen 25 % besitzt Bell eine Option ohne Ablauffrist. Nach Schweizer Medienberichten schätzt die Bank Vontobel den Gesamtwert der Abraham-Gruppe auf 120 bis 150 Mio. CHF Franken, umgerechnet 80 bis 105 Mio. €. Da die Unternehmen hierzu stillschweigen vereinbart haben gibt es aus Basel nur wage Andeutungen, das dieser Rahmen stimmen könne.
Offiziell ist das Ziel Bells das Portfolio des Bereiches Charcuterie um Produktbereiche zu ergänzen, die eine hohe Wertschöpfung versprechen. Betrachtet man die übernommene Unternehmensstrecke zeigt sich schnell eine deutliche Gemeinsamkeit. Alle drei Unternehmen besetzen traditionelle Wurstherkünfte. Serrano, Savoyen, Lyonnaise, Auvergne, die Ardennen, der Schwarzwald, norddeutscher Katenschinken und Thüringen, das sind Herkünfte für Fleisch- und Wurstwaren mit denen man sich sehen lassen kann. Zumeist sind es auch noch geschützte Herkunftsbezeichnungen, die es Marktneulingen sehr schwer und teuer machen einzusteigen.
Spannend wird die Frage, wie Bell die Geschäftspolitik der Seevetaler Schinkenspezialisten fortführen wird. Zum Start bleibt Jürgen Abraham (68) für die Unternehmensleitung verantwortlich. Das spricht für Kontinuität.
Beobachtet man Firmenübernahmen, so zeigt sich aber immer wieder, dass nach einer gewissen, nennen wir es mal Schamfrist, der verkaufende Geschäftsführende Gesellschafter doch aus der strategischen Unternehmensleitung gedrängt wird. Das erfolgt meist mit einem annehmbaren Schmerzensgeld, ist aber nicht unbedingt gut für das übernommene Unternehmen.
Abraham war bisher eine vorzeigbare Erfolgsstory aus der Fleischwirtschaft: Vom Marktwagen zum Marktführer. Wäre schön, wenn diese Story erfolgreich mit dem internationalen Aspekt weitergeschrieben wird.
Quelle: Hemsbach [ Thomas Pröller ]