Manuelles und maschinelles Einfangen von Masthähnchen vor der Schlachtung

Ein Vergleich

Quelle: Poultry Science 84 (2005), 467- 474.

Das Einfangen und Einkäfigen von Masthähnchen vor der Schlachtung stellt ebenso wie der Transport und das Einhängen in die Schlachtkette eine prämortale Belastungssituation für die Tiere dar. Studien über maschinelle und manuelle Methoden des Einfangens der Tiere aus dem Stall heraus existieren schon geraume Zeit, wobei diese Untersuchungen nicht immer praxisnah und die Schlussfolgerungen bisher nicht eindeutig waren.

Die Untersuchung, die E. NIJDAM, E. DELEZIE, E. LAMBOOIJ, M. J. A. NABUURS, E. DECUYPERE und J. A. STEGEMAN hierzu bei Hähnchen durchführten, hatte zum Ziel, die beiden Fangmethoden hinsichtlich der Verletzungen, Mortalität, physiologischen Stressparameter und Fleischqualität zu vergleichen (Comparison of bruises and mortality, stress parameters, and meat quality in manually and mechanically caught broilers). Der Vorteil der maschinellen Methode wird darin gesehen, dass die Tiere aufrecht von den mit Gummifingern ausgestatteten Walzen des Gerätes erfasst werden und in natürlicher Position auf Förderbändern in die Transportkörbe verbracht werden. Beim manuellen Einfangen ergreift das Personal das Geflügel kopfüber hängend an den Beinen und trägt 3 bis 4 Tiere an jeder Hand zur Transportbox.

Die Untersuchungen wurden an Hähnchen aus 8 Farmen (je 2 Ställe) und aus zwei Durchgängen (Frühjahr, Herbst) durchgeführt. Der Bestand jeweils eines Stalles wurde maschinell bzw. manuell eingefangen. Aus der Flügelvene wurden Blutproben zu den Zeitpunkten vor dem Einfangen, 30 min nach Beginn sowie 30 min vor Ende des Fangprozesses entnommen. Die letzte Blutentnahme erfolgte im Schlachtband beim Entbluten. Die Proben wurden auf die Stressparameter Kortikosteron, Laktat und Glukose analysiert. Zur Erfassung der Fleischqualität wurde der pH-Wert (0,25, 2, 5 und 24 h postmortem) und das Wasserbindungsvermögen 24 h postmortem (Filterpapier-Absorptionsmethode) im Brustmuskel bestimmt.

Die prozentualen Anteile der tot am Schlachtbetrieb angelieferten Tiere sowie das Vorkommen von Blutergüssen an Brust, Flügel und Schenkel jeder einzelnen Herde wurden ermittelt.

Die Ergebnisse zeigen, dass maschinelles Einfangen zu signifikant (Frühjahrsdurchgang) bzw. tendenziell (Herbst) höherer Mortalität am Schlachtbetrieb führte, auf das Vorkommen von Blutergüssen hatte es keinen statistisch gesicherten Einfluss. Die Kortikosterongehalte der verschiedenen Messzeitpunkte ließen erkennen, dass beide Fangmethoden für das Geflügel ähnlich belastend sind.

Die Laktatgehalte der mit der Maschine gefangen Tiere lagen zu Beginn des Fangens deutlich höher, die Glukosegehalte am Ende des Fangprozesses (jeweils nur Frühjahr). Die pH-Wert waren von der Fangmethode nicht beeinflusst, während das Wasserbindungsvermögen der mit der Hand gefangenen Tiere im Herbstdurchgang schlechter abschnitt.

Insgesamt zeigte die Dynamik der physiologischen Kenngrößen ein ähnliches zeitliches Muster: Mit Beginn des Einfangprozesses stiegen die Blutwerte erheblich an und ließen somit ein Stressgeschehen erkennen. Während des Fangens kam es zu keiner wesentlichen Dynamik mehr, wohingegen die Gehalte nach Transport, Einhängen und Betäubung nochmals deutlich anstiegen und damit auf fortdauernde Belastungen hinweisen.

Über die Auswirkungen der Fangmethoden hinausgehend sehen die Autoren darin auch wichtige Ansatzpunkte, die Stressbelastung von Masthähnchen vor bzw. bei der Schlachtung zu verbessern und somit auf Tierschutz und Produktqualität einzuwirken.

Quelle: Kulmbach [ Hahn ]

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