Salmonellenbekämpfung - ein Dauerthema
Experten-Workshop von ZDS und QS
Im Rahmen eines Experten-Workshops am 18.10.2007 in Kassel wurde deutlich, dass die Salmonellenbekämpfung keine zeitlich begrenzte Maßnahme ist, sondern eine andauernde Herausforderung bleiben wird. An dem vom Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) gemeinsam mit der QS-GmbH durchgeführten Workshop wirkten rd. 100 interessierte Teilnehmer aus den verschiedenen Stufen der Schweinefleischproduktion mit (Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Schlachtung, Qualitätssicherung, Beratung, Wissenschaft, Verwaltung).
Als Ziel der Veranstaltung nannte der ZDS-Vorsitzende, Helmut EHLEN, die Auswertung der bisher im QS-Programm mit der Salmonellenüberwachung gewonnenen Erfahrungen und die Ableitung von Konsequenzen, die sich hieraus für eine effiziente Salmonellenbekämpfung in finanziell vertretbarem Rahmen ergeben. Als zuständiger Referent im BMELV nahmen Dr. BÄTZA die von der EU vorgegebenen Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen im Geflügelbereich zum Anlass, künftige EU-Maßnahmen für den Schweinesektor zu skizzieren. Erster Schritt sei die Auswertung der in diesem Jahr in Schlachtbetrieben durchgeführten Prävalenzerhebung. Das Ergebnis bilde die Grundlage für künftige Bekämpfungsziele in den verschiedenen EU-Staaten. Im zweiten Schritt seien die EU-Mitglieder aufgefordert, Bekämpfungsprogramme vorzulegen und durchzuführen. Im kommenden Jahr (2008) werde eine Prävalenzerhebung im Zuchtbereich (in der Sauenhaltung) folgen, um später auch für diesen Sektor Bekämpfungsziele festzulegen. Dr. BÄTZA machte deutlich, dass die im Rahmen der Salmonellenverordnung und des QSProgramms durchgeführten Maßnahmen noch keine Bekämpfung im Sinne der EUVorgaben darstellen.
Den Ausführungen von Thomas MAY von der QS-GmbH zufolge werden bereits 85 bis 90 Prozent der deutschen Schlachtschweine im QS-Programm erfasst. Für 13.670 Betriebe liege eine Kategorisierung vor (82,5 Prozent Kat.-I; 13,0 Prozent Kat.-II; 4,5 Prozent Kat.-III). Mit dem Inkrafttreten der Schweine-Salmonellenverordnung Anfang dieses Jahres sie das Interesse der Betriebe noch einmal deutlich gestiegen.
Professor Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, machte anschaulich deutlich, dass die Überwachungs- und bekämpfungsmaßnahmen nicht statisch zu betrachten sind, sondern stark von der erreichten Prävalenz, also vom Grad der Salmonellenbelastung und des damit verbundenen Infektionsrisikos abhängen.
Am Bespiel betroffener Betriebe wurde von Frau BODE (Schweinegesundheitsdienst) und Dr. ALHUSEN (Landwirt) eindrucksvoll berichtet, wie schwierig es ist, die Ursache für einen Salmonelleneintrag aufzudecken. So kann durchaus die Situation eintreten, dass die ursprüngliche Eintragsquelle (z. B. ein Salmonellennest im Futtermittellager) nicht identifiziert werden kann, weil sie nicht mehr existiert.
Trotzdem bleibt die Belastung im Betrieb erhalten, wenn die Zirkulation nicht durch eine konsequente, systematische Reinigung und Desinfektion unterbunden wird. Hierbei ist die Verbreitung über die Lüftung (Staub) genauso zu beachten, wie über Fliegen, die sich aus der Gülle infizieren.
Dr. SCHULTE-WÜLWER vom Schweinegesundheitsdienst Niedersachsen informierte aus seiner langjährigen Erfahrung über mögliche Vorsorgestrategien gegen eine Salmonelleninfektion von Schweinebeständen. Insbesondere betonte er die Notwendigkeit, die Tiergesundheit zu stabilisieren und den Schweinen unnötigen Stress zu ersparen. Auf diesem Wege könne die Anfälligkeit der Tiere gegen Infektionen vermindert werden. Auch sei es wichtig, die Ergebnisse der Salmonellenüberwachung kontinuierlich zu beobachten, um rechtzeitig kritische Situationen erkennen und Maßnahmen einleiten zu können. Hierbei sei zu berücksichtigen, dass es sich beim Monitoring um den Nachweis von Antikörpern handelt, woraus eine Zeitdifferenz von einigen Wochen (zwischen Infektion und Probenergebnis) resultiert.
Angesichts des Wissensvorsprunges der Geflügelwirtschaft im Bereich der Salmonellenbekämpfung konnte Dr. MISCHOK als tierärztlicher Geflügelexperte wertvolle Tipps einbringen. Dazu zählt in erster Linie die Feststellung, dass rd. 90 % des Salmonelleneintrags durch Verschleppung aus dem Stall- und Stallumfeld erfolgt. In diesem Zusammenhang erhält die Hygiene und die Schaffung einer Schwarz-Weiß-Zone im Stalleingangsbereich eine gravierende Bedeutung. Wichtig ist es, Haustieren und Schadnagern sowie Vögeln den Zugang zu den Ställen zu verwehren und bei Personen auf einen Stiefelwechsel zu achten. Hinzu kommt die Beseitigung potenzieller Salmonellenquellen im Stallumfeld, z.B. in den Bereichen Kadaverlagerung, Gülle- und Dunglagerung, Futterlagerung usw.
Der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Fleischwirtschaft (VdF), Paul BRAND, gab den Teilnehmern einen Einblick in die Maßnahmen, die in der Schlachtung erforderlich sind und in modernen Betrieben bereits ergriffen werden, um das Risiko des Salmonelleneintrags sowie der Salmonellenverschleppung im Schlachtprozess zu minimieren. Im Wesentlichen gilt es, eine Verschleppung von einem Schlachtkörper zum anderen durch entsprechende Hygienemaßnahmen (jeweilige Reinigung und Desinfektion der Instrumente) zu unterbinden. Dies gelingt zum Teil durch die Automatisierung von Vorgängen, zum Teil durch eine konsequente Einhaltung von Hygienemaßnahmen im Personalbereich mit entsprechender Personalschulung.
In ihren Schlussfolgerungen aus Sicht der Tierärzteschaft und aus behördlicher Sicht hoben Dr. SCHEPERS (Bundesverband praktizierender Tierärzte) und Dr. ANHALT (Landwirtschaftsministerium Hannover) die große Bedeutung der Information und Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten hervor. Wichtig sei es, die Salmonellenbekämpfung als ganzheitliche Maßnahme für die gesamte Lebensmittelkette zu betrachten und nicht nur auf einzelne Segmente zu fokussieren. Eine besondere Bedeutung komme hierbei der jeweiligen Bewusstseinsbildung und der Zusammenarbeit aller Beteiligten zu. Auch sei zu beachten, dass die Voraussetzung für einen Erfolg der Maßnahmen darin liege, die Akzeptanz bei den Betroffenen zu gewinnen. Die Salmonellenbekämpfung im Sinne einer Verbesserung der Lebensmittelsicherheit können nur erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen, in die gleiche Richtung!
Quelle: Kassel [ ZDS ]