Cholesterin und seine Funktionen im menschlichen Körper
Cholesterin (auch Cholesterol) ist ein lebensnotwendiger Bestandteil jeder Zelle bzw. der Zellmembranen und die Vorstufe für wichtige Wirkstoffe des Körpers. Es wird besonders in den Nebennieren, Hirn, Haut, Milz, Eierstöcken, Serum und den Erythrozyten angereichert. Cholesterin ist Bestandteil von Hirn, Nerven und Zellmembranen, beeinflusst das Immunsystem und ist Ausgangssubstanz für Hormone, Vitamin D und Gallensäuren. Ebenso wie Gallensäuren, Steroidhormone, Calciferole, Sterole und andere Substanzen gehört auch Cholesterin zur Klasse der Steroide. Die Substanz kommt nur in tierischen Produkten (auch Fisch) vor. Fleisch enthält im Vergleich zu anderen tierischen Lebensmitteln oder zu Meerestieren übrigens relativ wenig Cholesterin und ist dabei etwa mit der Scholle vergleichbar.
Cholesterin wird entweder im Körper synthetisiert (davon 80 % in der Leber) oder mit der Nahrung aufgenommen. Die absorbierte Cholesterinmenge bestimmt bei Gesunden die Höhe der Cholesterin-Eigensynthese. Wird dem Körper über die Nahrung mehr Cholesterin zugeführt als dieser benötigt, so sinkt bei gesunden Menschen die körpereigene Cholesterinproduktion und der Cholesterinspiegel im Blut steigt nicht an. Insgesamt beträgt der Cholesteringehalt des Erwachsenen 100 bis 150 g, davon zirkulieren 6–8 % im Blut. Der größte Teil des Cholesterins wird für den Aufbau von Zellwänden und Gewebe gebraucht. Allein die Gehirnmasse besteht zu 17 % aus Cholesterin.
Die Tatsache, dass Cholesterin für den Köper lebenswichtig ist, wird nach wie vor oft ignoriert. Stattdessen wird die Aufnahme von Cholesterin mit Lebensmitteln noch immer häufig als ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen, obwohl bereits seit den 90er-Jahren in großem Umfang Ergebnisse aus medizinischen Studien sowie aus epidemiologischen Untersuchungen veröffentlicht wurden, die diese Annahme widerlegen.
Die Ursachen für koronare Herzkrankheiten (KHK) sind vielseitig: Diabetes mellitus, Hypertonie, Infektionskrankheiten, genetische Veranlagung, Hyperlipidämie, Übergewicht und andere. Nach neueren Empfehlungen wird das koronare Risiko mittels PROCAM-Score charakterisiert. Hier werden acht Risikofaktoren (Blutdruck, Lebensalter, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Diabetes mellitus, Rauchen und familiäre Belastung) unterschiedlich gewichtet und eine Gesamtpunktzahl angegeben. Dem Gesamtcholesterin im Blut wird heute keine Bedeutung mehr für die Atherogenese beigemessen. Dagegen sind insbesondere eine geringe Konzentration der HDL-Fraktion sowie eine hohe Konzentration der LDL-Fraktion im Blut (hohes LDL:HDL-Verhältnis) als Indikatoren für ein erhöhtes Risiko bekannt. Beide Fraktionen sind aber nicht abhängig von der Aufnahme an Nahrungs-Cholesterin. Vor allem das Fettsäurenmuster der Nahrung sowie Rauchen, Körpergewicht und körperliche Aktivität bestimmen in ihrer Gesamtheit das LDL:HDL-Verhältnis und damit das Risiko koronarer Krankheiten. Auch oxidiertes LDL kann die Plaquebildung und die Pfropfbildung in den Arterien auslösen. Nahrungs-Cholesterin ist demnach eine zu vernachlässigende Größe im Zusammenhang mit KHK.
Den vollständigen Artikel: "Cholesterin und seine Funktionen im menschlichen Körper" von Priv.-Doz. Dr. habil. Rainer Schubert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Ernährungsphysiologie können Sie hier als pdf-Datei [downloaden].
Quelle: Jena [ Priv.-Doz. Dr. Rainer Schubert ]