Obst und Gemüse schützen nicht vor Brustkrebs

Europäische EPIC-Studie mit ernüchterndem Ergebnis

Der Verzehr von Obst und Gemüse senkt nicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Dies zeigen neue Ergebnisse der europaweiten EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), an der Dr. Petra Lahmann und Prof. Dr. Heiner Boeing, beide Epidemiologen am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke beteiligt sind (JAMA, van Gils et al., Vol. 293, p.183-193, 12.1.05). Untersucht wurde sowohl der Verzehr von Obst und Gemüse (Blattgemüse, Fruchtgemüse, Wurzelgemüse, Kohl, Pilze und Zwiebeln/Knoblauch) als auch der von Frucht- und Gemüsesäften. „Wir können aber nicht ausschließen, dass bestimmte – in dieser Studie nicht untersuchte - Obst- und Gemüsesorten trotzdem einen schützenden Effekt haben“, so die Schlussfolgerung der Experten.

In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss des Obst- und Gemüseverzehrs auf das Brustkrebsrisiko bei 285.526 Frauen zwischen 25 und 70 Jahren aus acht von zehn beteiligten europäischen Ländern prospektiv untersucht. Dazu wurden Daten aus Ernährungserhebungen der Jahre 1992-1998 mit dem Auftreten von Brustkrebs bis zum Jahr 2002 ausgewertet. Bis dahin waren 3659 Brustkrebsfälle diagnostiziert worden. Die untersuchten Aufnahmekategorien reichten bei Gemüse von bis zu 110 g/Tag bis über 245 g/Tag und bei Obst von bis zu 115 g/Tag bis über 370 g/Tag. In Deutschland verzehren Frauen im Durchschnitt etwa 200 g Gemüse und 190 g Obst pro Tag (Erhebung des Robert-Koch-Instituts). Die länderspezifischen EPIC-Analysen, einschließlich der deutschen, zeigten gleiche Ergebnisse.

Die Evidenz für einen krebssenkenden Effekt von Obst und Gemüse bei Brustkrebs wurde schon 2003 aufgrund der damaligen Datenlage von einem IARC-Expertengremium als unzureichend bewertet. Dennoch schloss das Expertengremium die Möglichkeit eines leichten risikosenkenden Effekts für diese Krebsform durch Obst- und Gemüse nicht aus. Mit der Analyse der Daten der EPIC-Studie hat sich diese Hoffnung jedoch nicht erfüllt.


EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)- Studie: eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs und anderen chronischen Erkrankungen aufdeckt. 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern sind an der Studie beteiligt. Die EPIC-Studie wird von Dr. Elio Riboli (International Agency on Research of Cancer, Lyon, Frankreich) koordiniert. Die Potsdamer EPIC-Studie wird von PD Dr. Heiner Boeing, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), geleitet.

Prospektive Studien: Prospektive (Längsschnitt-)Studien beginnen mit einer Stichprobe aus der Bevölkerung, erfassen Risikofaktoren und beobachten danach langfristig die in dieser Gruppe auftretenden Krankheiten. Dadurch können Aussagen über den Einfluss von Faktoren und deren Präventionspotential auf das Krankheitsrisiko getroffen werden.

Quelle: Potsdam-Rehbrücke [ DIfE ]

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