Körperbildtherapie hilft essgestörten Frauen
Neue Trainingsgruppen starten an der RUB Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung behandeln
Ein gestörtes Bild vom eigenen Körper ist oft auslösender oder unterhaltender Faktor einer Essstörung. Betroffene fühlen sich zu dick, obwohl sie eigentlich ideal- oder sogar untergewichtig sind, hungern sich immer weiter herunter, verstecken ihren Körper.
Sich selbst anzunehmen und in besserem Licht zu betrachten ist häufig der erste Schritt zu Besserung. Lernen können das Patientinnen mit Magersucht, Ess-Brech-Sucht und der sog. Binge-Eating-Störung, die sich durch Ess-Anfälle ohne Erbrechen auszeichnet, durch ein Körperwahrnehmungstraining, das Dr. Silja Vocks (Klinische Psychologie und Psychotherapie) in Kooperation mit Dr. Tanja Legenbauer (Universität Mainz) anbietet.
Neue Gruppen starten im Januar 2006, Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen. Interessierte Frauen können beim Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität unter 0234/32-27788 einen Termin für ein individuelles Informations- und Vorgespräch vereinbaren.
Falsches Bild vom eigenen Körper
Die meisten Essstörungen gehen mit einer gestörten Körperwahrnehmung einher, die sich auf die Gefühls-, Verhaltens- und Wahrnehmungsebene auswirkt. Die Patientinnen überschätzen ihren Körperumfang, ekeln sich vor sich selbst, wiegen oder vermessen sich ständig, vermeiden die Konfrontation mit dem eigenen Körper. "Tanzen oder Schwimmen kommt für sie oft nicht mehr in Frage, das ganze Denken dreht sich nur noch ums Essen", beschreibt Dr. Vocks. Die Psychotherapie konzentriert sich bei der Behandlung von Essstörungen dabei jedoch meistens nur darauf, das Essverhalten zu normalisieren. "Unser Ziel ist es, den Betroffenen wieder eine positive Selbstwahrnehmung zu ermöglichen und damit auch eine freiere Alltagsgestaltung", so die Psychologin. Die Wirksamkeit des Trainings ist in verschiedenen Studien nachgewiesen.
Sich selbst entdecken
Im Training, dem ein diagnostisches Einzelgespräch vorangeht, geht es z.B. darum, auf den Körper bezogene negative Gedanken aufzudecken und zu verändern. Einen weiteren Schwerpunkt des Gruppentrainings bildet die Körperkonfrontation per Spiegel und Video. "Sie dient dem Abbau der negativen Gefühle und Einstellungen dem eigenen Körper gegenüber", erläutert Dr. Vocks. "Durch diese Übungen sollen die Teilnehmerinnen außerdem darin unterstützt werden, auch positive Aspekte ihres Körpers zu entdecken." Im letzten Schritt soll das "neue" Körpergefühl in den Alltag übertragen werden, indem das Vermeidungsverhalten allmählich abgebaut und regelmäßige positive körperbezogene Aktivitäten aufgebaut werden.
Training in Kleingruppen
Pro Gruppe können maximal acht Frauen teilnehmen. Erstmals bieten die Psychologinnen eine Gruppe für Patientinnen mit Binge-Eating-Störung an. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass sich die Patientinnen zeitgleich in keiner anderen Psychotherapie befinden. Es finden insgesamt zehn Sitzungen à 90 Minuten statt, jeweils einmal in der Woche von 18.00 bis 19.30 Uhr. Die Kosten von 15 Euro pro Sitzung müssen die Teilnehmerinnen selbst tragen.
Studienteilnehmerinnen gesucht
Zusätzlich zum Training erforscht die Arbeitsgruppe um Dr. Vocks, was genau im Gehirn gesunder und essgestörter Frauen vorgeht, wenn sie mit ihrem eigenen Körper konfrontiert werden. Dazu untersuchen die Wissenschaftler mittels funktioneller Kernspintomografie die Aktivierungsmuster bestimmter Hirnbereiche, während die Probandinnen ein Bild ihres Körpers betrachten. So wollen sie herausfinden, wie sich die Körperbildtherapie auf die Gehirnaktivität auswirkt. Für diese Studie suchen sie noch Teilnehmerinnen. Wer teilnimmt, bekommt die Bilder seines Gehirns auf CD mit nach Hause.
Quelle: Bochum [ RUB ]