Europäischer Kampf gegen Fettsucht

Wie können gesunde Ernährung und körperliche Bewegung gefördert werden? – Kommission leitet Konsultationsverfahren ein

Die Europäische Kommission nahm im Dezember 2005 ein Grünbuch zur Förderung gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung an, mit dem ein ausführliches öffentliches Konsultationsverfahren darüber eingeleitet werden soll, wie die hohe Prävalenz von Adipositas und damit zusammenhängenden chronischen Krankheiten in der EU verringert werden kann. Mit dem Grünbuch wird um Beiträge zu einer großen Palette an mit Adipositas zusammenhängenden Fragen ersucht, um Informationen für eine europäische Dimension zur Eindämmung der Adipositas zu sammeln, die die bereits eingeleiteten nationalen Maßnahmen ergänzen, unterstützen und koordinieren könnte. Derzeit sind etwa 14 Millionen EU-Bürger übergewichtig oder leiden an Adipositas, darunter mehr als 3 Millionen Kinder. Diese Zahlen werden in absehbarer Zukunft vermutlich weiter steigen. Mit dem Grünbuch werden konkrete Vorschläge und Ideen für Maßnahmen gesucht, die in allen Sektoren und auf allen Ebenen der Gesellschaft ergriffen werden können, um dieses gravierende Problem anzugehen und die Europäer anzuregen, sich eine gesündere Lebensweise anzueignen.

Dazu Markos Kyprianou, für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständiger Kommissar: „Der Vormarsch der Adipositas ist ein europaweites Problem, das auch ein europaweit koordiniertes Konzept erfordert, wenn wir diesen Trend stoppen und umkehren wollen. Jedes Jahr werden schätzungsweise 400 000 Kinder übergewichtig, und die übergewichtigen Teenager von heute sind die Herzinfarkt- oder Diabetesopfer von morgen. Mit dem Grünbuch der Kommission soll die Diskussion über wirksame Initiativen zur Förderung gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung angeregt werden, so dass vorbildliche Verfahren in ganz Europa nachgeahmt werden können. Neben dem Nutzen für die Gesundheit und den Kosteneinsparungen, die durch die Bekämpfung der Adipositas erreicht werden, wird ein koordiniertes europäisches Konzept auch gewährleisten, dass das Funktionieren des Binnenmarkts nicht durch ein Flickwerk an unkoordinierten nationalen Maßnahmen unterminiert wird.“

Das Problem Adipositas

Der Anteil der Bevölkerung, der an Adipositas erkrankt, steigt mit alarmierender Geschwindigkeit – etwa 27 % der Männer und 38 % der Frauen gelten derzeit in einigen Teilen der EU als fettleibig. Auch die Anzahl der übergewichtigen Kinder steigt rasch, derzeit um 400 000 pro Jahr. Adipositas ist ein Risikofaktor für viele schwere Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-II-Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall und bestimmte Krebsarten. Eine schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung zählen zu den wichtigsten Gründen für vermeidbare Todesfälle in Europa, und die mit Adipositas zusammenhängenden Krankheiten verursachen schätzungsweise 7 % der gesamten Gesundheitsversorgungskosten in der EU.

Lösungen für das Problem

In dem Grünbuch wird festgestellt, dass die Adipositasepidemie in der EU viele Gründe hat und daher ein vielschichtiges Konzept zur Lösung des Problems erforderlich ist. Das Papier bildet die Grundlage für eine ausführliche Konsultation mit EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und der Zivilgesellschaft, bei der Ideen und Informationen für eine europäische Dimension zur Eindämmung der Adipositas gesammelt werden sollen, die die bereits eingeleiteten nationalen Maßnahmen ergänzen, unterstützen und koordinieren könnte.

In dem Papier wird unter anderem die Frage aufgeworfen, wie die Förderung gesünderer Lebensweisen wirksam in andere EU-Politikbereiche integriert werden kann, welchen Beitrag das neue Aktionsprogramm der Gemeinschaft im Bereich Gesundheit und Verbraucherschutz leisten und welche Rolle die Selbstregulierung der Lebensmittel- und Werbebranche spielen könnte. Es werden Ideen gesucht, wie Information, Kommunikation und Aufklärung in diesem Bereich verbessert werden könnten und mit welchen Maßnahmen auf welcher Ebene in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen eine bessere Ernährung gefördert werden könnte. Außerdem wird geprüft, welche Rolle das Gesundheitswesen bei der Förderung von besserer Ernährung und mehr körperlicher Bewegung spielen könnte, wie die Forschung stärker auf das Problem ausgerichtet werden könnte und welche Möglichkeiten in Stadt- und Verkehrsplanung bestehen, um körperliche Bewegung leichter und sicherer zu gestalten.

Beiträge werden u. a. zu folgenden Fragen erbeten:

  • Mit welchen gemeinschaftlichen oder einzelstaatlichen Maßnahmen könnten Angebot von, Zugang zu und Erschwinglichkeit von Obst und Gemüse verbessert werden?
    Welchen Beitrag kann die Gemeinschaftspolitik dazu leisten, dass die Verbraucher in die Lage versetzt und dazu angeregt werden, sich fett-, zucker- und salzärmer zu ernähren?
  • Sind freiwillige Verhaltensregeln („Selbstregulierung“) ein adäquates Instrument zur Einschränkung der Werbung für und der Vermarktung von energiereichen und mikronährstoffarmen Lebensmitteln? Welche Alternativen müssten geprüft werden, falls die Selbstregulierung versagt?
  • Wie können die Verbraucher am besten in die Lage versetzt werden, eine sachkundige Wahl zu treffen und ihre Verhaltensmuster zu ändern? Wer sollte den Verbrauchern wie und welche Schlüsselbotschaften vermitteln?
  • Gibt es gute Beispiele für die Verbesserung des Nährwerts von in Schulen eingenommenen Mahlzeiten und zur Förderung der Entscheidung für gesunde Ernährung in Schulen, vor allem dahingehend, dass der übermäßige Verzehr von energiereichen Snacks und zuckergesüßten Getränken vermieden wird?
  • Wie können staatliche Maßnahmen dazu beitragen, dass körperliche Bewegung in die Tagesroutine „eingebaut“ wird?
  • Wie können den Verbrauchern Leitfäden für die Ernährung vermittelt werden und auf welche Weise könnten Punktesysteme für das Nährwertprofil dazu beitragen?

Die nächsten Schritte

Die öffentliche Konsultation wird bis zum 15. März 2006 laufen, danach wird im Juni ein Bericht mit einer Zusammenfassung der Beiträge auf der Internetsite der Kommission veröffentlicht. Anhand der Ergebnisse des Konsultationsprozesses wird die Kommission dann prüfen, wie am besten weiter vorzugehen ist, und die möglicherweise zu treffenden Maßnahmen sowie die Mittel zu deren Umsetzung festlegen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter folgender [Internetadresse].

Quelle: Brüssel [ EU ]

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