Wie viel Vitamin E ist schädlich?
Eine europäische Antwort
Nicht nur zu wenig, auch zu viel Vitamine und Mineralstoffe können ungesund sein, das ist bekannt - zumindest in Fachkreisen. Noch vor wenigen Monaten hätten Europas Wissenschaftler allerdings keine einheitliche Antwort auf die Frage geben können, wo die Grenze liegt zwischen gesund und nicht mehr gesund. Das hat sich geändert: Für 16 Nährstoffe hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA "Tolerable Upper Intake Level" festgelegt. Das ist die Menge, die auch bei langfristiger täglicher Aufnahme keine Gesundheitsrisiken birgt. Die europäischen Upper Level (UL) gelten für die Vitamine A, D und E, Niacin, B6 und Folsäure sowie für die Mineralstoffe Fluor, Jod, Kupfer, Molybdän, Selen, Zink, Bor, Calcium und Magnesium. Im Fall von Vitamin E liegt der UL für erwachsene, gesunde Verbraucher bei 300 Milligramm pro Tag, das ist gut das 30fache der empfohlenen Tagesdosis. Die Gefahr einer Überdosierung ist zumindest bei Vitamin E gering.
Keinen Grenzwert brauchen nach Auffassung der EFSA die Vitamine B1, B2 und Biotin. Auch bei hohen Zufuhrmengen konnten bisher keine schädlichen Wirkungen beobachtet werden. Sechs Jahre lang prüften die Wissenschaftler der europäischen Gremien alle verfügbaren Studien. Erst war der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss SCF zuständig, dann die EFSA, berichtete Prof. Dr. Hildegard Przyrembel auf der internationalen Konferenz des Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) "Food Supplements in Europe". Dennoch kann die Behörde bei einigen bekannten und beliebten Nährstoffen wie Beta Karotin, Vitamin C oder Eisen noch keine abschließende Bewertung abgeben. Für bestimmte Personengruppen gibt es Hinweise auf nachteilige Wirkungen bei sehr hohen Dosierungen, teilweise werden sie auch nur vermutet. Es fehlt an eindeutigen Dosis-Wirkungs-Beziehungen. "Die Upper Level sind die bestmöglichen Ergebnisse zum gegebenen Zeitpunkt, der Bewertungsprozess wird jedoch weitergehen", betonte Przyrembel.
So kommen verschiedene Expertengremien auch zu unterschiedlichen Einschätzungen: Der amerikanische Food and Nutrition Board (FNB) verwendet z. B. für Vitamin E einen anderen Sicherheitsfaktor und hält 1000 Milligramm Vitamin E täglich für unproblematisch. Trotz aller Unsicherheiten sind die Obergrenzen der EFSA eine wichtige Grundlage für die nächsten Schritte: Erst muss die tägliche Nährstoffaufnahme der europäischen Bevölkerung abgeschätzt werden. Wenn auch diese Herausforderung bewältigt ist, dann ist es nicht mehr weit bis zu dem Zeitpunkt, an dem in Europa einheitliche Höchstmengen für die Anreicherung von Lebensmitteln und für Vitamin- und Mineralstoffpräparate beschlossen werden können.
Ein ausführlicher Konferenzbericht ist einsehbar unter www.bll.de/03_schwerpunkt/21_nem/b2005.html
Quelle: Bonn [ Gesa Maschkowski - aid ]