Vitaminmangel bei Herzmuskelschwäche - Vitamin D wirkt entzündungshemmend
Studie des Herz- und Diabeteszentrums NRW veröffentlicht
Weltweit erstmalig fanden Wissenschaftler des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Klinikum der Ruhr-Universität, in einer Studie heraus, dass Vitamin D zu einem Anstieg entzündungshemmender Substanzen im Blut und zur Unterdrückung entzündungsfördernder Substanzen führt: Eine positive Nachricht für die rund 22 Millionen Menschen, die an Herzmuskelschwäche erkrankt sind. Die Herzmuskelschwäche ist aufgrund der Altersverschiebung der Gesellschaft eine Erkrankung mit stetig steigender Bedeutung und weist trotz Verbesserungen in der medikamentösen Therapie immer noch eine hohe Sterblichkeit auf - jeder zweite Patient überlebt die ersten fünf Jahre nach der Diagnose nicht. In Deutschland sterben jährlich 33.000 Frauen und 15.000 Männer an Herzschwäche.
Herzmuskelschwäche und Vitamin-D-Mangel hängen zusammen
Bereits Anfang 2003 fanden Wissenschaftler des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen erstmals deutliche Hinweise, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D an der Entstehung der Herzmuskelschwäche beteiligt ist. PD Dr. Oec.troph. Armin Zittermann, Leiter der Studienzentrale, und Dipl. Oec.troph. Stefanie Schulze Schleithoff, Studienmanagerin, stellten fest, dass ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin D-Mangel und dem Schweregrad der Herzmuskelschwäche besteht.
Vitamin D fördert entzündungshemmende Stoffe
Jetzt konnte Stefanie Schulze Schleithoff im Rahmen ihrer Doktorarbeit weitere wichtige Zusammenhänge aufdecken. In der Folgestudie, an der 93 Patienten teilnahmen, wurde den schwer herzkranken Menschen entweder Vitamin D oder ein Scheinpräparat (Placebo) verabreicht. Die Wissenschaftlerin fand heraus, dass die Vitamin D-Gabe zu einem Anstieg entzündungshemmender Substanzen im Blut und zur Unterdrückung entzündungsfördernder Substanzen führt. Diese Zytokine zählen zu den Gewebshormonen, die u.a. die Abwehr von Bakterien steuern und koordinieren. Im Verlauf der Herzmuskelschwäche kommt es jedoch krankheitsbedingt fast immer zu einer überschießenden Ausschüttung entzündungsfördernder Substanzen. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf den weiteren Krankheitsverlauf aus, sondern kann bei den Betroffenen zu einem wahren Teufelskreis führen, da durch die auftretende Herzschwäche die Ausschüttung dieser Gewebshormone weiter ansteigt. Es konnte nachgewiesen werden, dass Vitamin D das Entzündungsprofil bei Patienten mit Herzmuskelschwäche verbessern kann.
Schwer zu durchbrechender Teufelskreis
"Zukünftig könnte Vitamin D als entzündungshemmende Substanz bei der Behandlung der Herzinsuffizienz von Bedeutung sein. Eine Therapieempfehlung können wir zurzeit aber noch nicht geben. Um unser Ergebnis zu untermauern, sind weitere längerfristige Studien notwendig", erläutert Stefanie Schulze Schleithoff. Auch die Sterblichkeit ließ sich bisher durch die Vitamin D-Gabe nicht reduzieren, da der Teufelskreis, in dem sich die schwer herzkranken Patienten befinden, nur sehr schwierig zu durchbrechen sei. Von größerer Bedeutung ist daher die vorbeugende Wirkung einer ausreichenden Vitamin D-Versorgung in jüngeren Jahren.
Hintergrundinfo Vitamin D
Vitamin D wird vom menschlichen Körper selbst über die Haut gebildet. 75 bis 90 Prozent des Bedarfs entstehen durch die UVB-Strahlung im Sonnenlicht. Allerdings reicht zwischen Oktober und April die UVB- Strahlung nicht aus, um genügend Vitamin D zu bilden. Doch normalerweise kann der Körper in den Wintermonaten von dem "Vitamin D-Speicher", der während der Sommermonate gebildet wird, zehren. Wer aber seinen Beruf im Büro ausübt und seine Freizeit hauptsächlich vor dem Fernseher oder dem Computer verbringt, bildet zu wenig Vitamin D.
Vor intensivem Sonnenbaden raten die Wissenschaftler jedoch ab, da die UV-Strahlung einfach zu gefährlich ist. Der regelmäßige Konsum Vitamin D-reicher Kost ist zu empfehlen. In nennenswerten Mengen ist Vitamin D allerdings nur in fettreichem Fisch, wie Hering, Aal, Makrele und Lachs enthalten. Ratsam sind zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche.
Titelaufnahme
Die Originalarbeit ist im "American Journal of Clinical Nutrition" veröffentlicht (Vol.83, Nr.4, 2006, S.754-759).
Quelle: Bochum [ rub ]