Rund, na und? Die meisten Deutschen fühlen sich mit dem eigenen Gewicht genau richtig
Die Deutschen sind zu dick. Sie sind, wie eine internationale Studie unlängst behauptete, das dickste Volk in Europa. Das Thema Übergewicht ist seit dieser Nachricht wichtig für Politiker und Medien. Die Private Krankenversicherung der Allianz wollte nun wissen, wie sich die Deutschen mit ihrem Gewicht fühlen, wie sie sich ernähren und ob sie versuchen, abzunehmen. Ergebnis der Untersuchung: Die meisten Deutschen fühlen sich pudelwohl - auch wenn die Waage zu viele Kilos anzeigt.
Die Mehrheit der Deutschen (65 Prozent) fühlt sich mit dem eigenen Gewicht "genau richtig". Und das, obwohl die meisten gemessen an wissenschaftlichen Kategorien übergewichtig sind. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Umfrage der Privaten Krankenversicherung der Allianz zu Körpergefühl, Gewicht undErnährungsgewohnheiten der Deutschen. Für die Studie hatte das Marktforschungsinstitut Ipsos 500 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt. Zu dick fühlen sich der Umfrage zufolge lediglich 31 Prozent der Deutschen - dabei mehr Frauen (37 Prozent) als Männer (25 Prozent).
Gefühltes und tatsächliches Gewicht
Das überwiegend gute Gefühl der Deutschen dem eigenen Gewicht gegenüber hat mit der "Gewichts-Realität" aber nur wenig gemein. Denn mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gibt an, gemäß wissenschaftlichen Formeln zur Gewichtsbeurteilung, übergewichtig zu sein (leicht übergewichtig: 44 Prozent; übergewichtig: 11 Prozent). Männer (60 Prozent) sind dabei eher zu dick als Frauen (51 Prozent) und Ältere eher als Jüngere (Altergruppe ab 55 Jahren: 69 Prozent; Altergruppe unter 34 Jahren: 36 Prozent). In eine nach objektiven Kriterien abgesteckte Kategorie "gewichtsmäßig genau richtig" würden sich insgesamt nur 37 Prozent der Deutschen einordnen.
"Einerseits ist es natürlich positiv, dass die Deutschen sich mit ihrem Gewicht wohlfühlen und dass sie sich von der aktuellen Debatte ums Thema Übergewicht nicht verrückt machen lassen", kommentiert Dr. Ulrich Rumm, Vorstandsvorsitzender der Privaten Krankenversicherung der Allianz, das Ergebnis. "Andererseits stimmt die Lücke zwischen "gefühltem" und tatsächlichem Gewicht nachdenklich. Denn wer sich genau richtig fühlt, obwohl er eigentlich zu dick ist, wird auch nichts gegen sein Übergewicht unternehmen." Eine gefährliche Einstellung, vor allem, wenn man an Folgeerkrankungen von Übergewicht wie Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Herzinfarkt und Schlaganfall denkt. "Um sich davor zu schützen, müssten viele wohl erstmal die eigene Wahrnehmung hinterfragen", sagt Rumm.
Die Situation in der Gesamtbevölkerung bewerten die Befragten durchaus realistisch. Ganz richtig schätzen sie, dass in Deutschland 50 Prozent der Menschen übergewichtig sind. Beim Thema Kinder und Übergewicht sind die Deutschen aber offenbar übersensibilisiert. So glauben sie, dass 44 Prozent der Kinder in Deutschland zu dick sind und bewerten damit die Situation kritischer, als sie ist. Denn in derRealität gilt "nur" jedes fünfte Kind in Deutschland als zu dick.
Diäten nicht gefragt
Allem Realitätsbewusstsein zum Trotz: Große Anstrengungen, das Gewicht in Zaum zu halten, nehmen die Deutschen nicht auf sich. So haben der Umfrage zufolge knapp 60 Prozent aller Befragten im vergangenen Jahr keinerlei Versuche gestartet, abzuspecken. Auch gaben gut ein Drittel der Befragten an, nichts Besonderes zu unternehmen, um ihr aktuelles Gewicht zu halten. 43 Prozent der Befragten treiben wenig oder gar keinen Sport, nur rund ein Drittel ist im Fitnessstudio oder Sportverein aktiv, jeder Zweite isst gerne Kuchen und Süßigkeiten und 84 Prozent geben zu, im Prinzip immer das zu essen, worauf sie gerade Lust haben.
Wer dennoch überflüssige Pfunde loswerden wollte - immerhin rund 40 Prozent der Bevölkerung - hat am häufigsten versucht, bewusst weniger oder seltener am Tag zu essen. 29 Prozent der Befragten wählten diesen Weg, um abzunehmen. Eine richtige Diät haben hingegen nur 7 Prozent der Befragten gemacht. Auch setzten nur 13 Prozent der Deutschen auf ein intensives Sportprogramm, um abzunehmen. Radikalere Methoden wie etwa die Einnahme von Appetitzüglern lehnen die Deutschen der Befragung zufolge völlig ab.
Um das Gewicht zu halten gehören das tägliche Verzehren von Müsli, Obst, Gemüse und Salat und der Verzicht auf Süßigkeiten und Essen in Restaurants oder Fast-Food-Ketten zu den beliebtesten Maßnahmen. Jeder fünfte achtet außerdem bewusst auf Kalorien. Insgesamt achten Frauen stärker als Männer und Ältere ab 55 Jahren stärker als Jüngere auf die richtige Ernährung. Frauen verzichten zudem häufiger als Männer auf Alkohol (Frauen: 37 Prozent; Männer: 25 Prozent); Männer (12 Prozent) zieht es der Umfrage zufolge deutlich öfter als Frauen (4 Prozent) in Burger- oder Pizzaketten.
Quelle: München [ allianz ]