Calcium in Verbindung mit Übergewicht und Hypertonie?

Aktuellen Studien zufolge steht Calcium neben seiner Bedeutung für den Knochstoffwechsel mit der Entstehung von Adipositas und Hypertonie in Verbindung. Damit könnte Calcium auch einen möglichen Einfluss auf das metabolische Syndrom ausüben.

Das im Jahr 1808 entdeckte Erdalkalimetall ist eines der in der Natur am häufigsten vorkommenden Elemente. In Lebensmitteln lässt sich Calcium heute vor allem in Milch und Milchprodukten in größeren Mengen finden, wobei es im Vergleich zu anderen Lebensmitteln in diesen in einer besonders leicht absorbierbaren Form vorliegt.

Neben der stützenden Funktion auf das Skelett besitzt Calcium eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung und trägt zusätzlich zur neuromuskulären Erregbarkeit bei. Als Folge eines Calciummangels tritt in der Regel die Knochenstoffwechselstörung Osteoporose auf. Bei dieser verringert sich die Knochenmasse, während die Zusammensetzung der Knochen erhalten bleibt. Osteoporose zeichnet sich aus durch einen übermäßigen Verlust der Skelettmasse, der zu Wirbelbrüchen, Rumpfverformungen sowie Einschränkungen der Mobilität führt. Dies betrifft vor allem Frauen nach der Menopause aufgrund der hormonellen Umstellung in diesem Zeitraum. 

Studien beobachteten darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen der Calciumaufnahme und Hypertonie (1). Es ließ sich feststellen, dass der Auslöser ein Ungleichgewicht zwischen der Calciumkonzentration in der Zelle und ihrem Umfeld ist. Gewöhnlich findet zwischen diesen ein regelmäßiger Austausch statt, den das Enzym Ca-ATPase bewerkstelligt. Bei einer verminderten Aktivität dieses Enzyms kommt es zu einem reduzierten Einstrom von Calcium aus dem Zellumfeld in das Zellinnere. Dadurch erhöht sich der Calciumspiegel in der Zelle, was in einem steigendem peripheren Gefäßwiderstand und erhöhtem Blutdruck resultiert. Eine Reduktion der intrazellulären Calciumspiegel bewirkt vermutlich eine Absenkung des Blutdrucks (3). 

Die Normalisierung intrazellulärer Calciumspiegel spielt offenbar auch bei Übergewicht eine bedeutende Rolle. Laut Aussage des Wissenschaftlers McCarron vom Depature of Nutrition der Universität von Kalifornien in Davis reguliert eine hohe Calciumzufuhr die intrazellulären Calciumspiegel. Daraufhin erfolgt eine Hemmung des Fettaufbaus bei einer gleichzeitigen Erhöhung des Fettabbaus im Gewebe, was die Abnahme der Fettpolster bei Personen in einer Untersuchung von McCarron erklärt (2).

In dieser ließ sich beobachten, dass bei einer calciumreichen Ernährung, die in der Studie aus Milch und Milchprodukten bestand, das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht niedriger ist als bei einer calciumarmen Kost. Bei einer calciumreichen, energiereduzierten Kost sank im Vergleich zu einer calciumarmen, energiereduzierten Ernährung das Gewicht der Teilnehmer signifikant stärker (4).

In Deutschland ist die Aufnahme von Calcium im allgemeinen deutlich niedriger als von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Die erwünschte Menge von 1000 mg/Tag erreichen im Mittel weder Frauen noch Männern gleich welcher Altersklasse. Dabei ist zu beachten, dass bei der Festlegung der Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr lediglich Überlegungen zur Prävention der Osteoporose im Vordergrund standen. Ob diese Mengen auch zur Vorbeugung anderer chronischer Erkrankungen ausreichen lässt sich aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse noch nicht absehen.

Quellen:

  1. Zittermann A: Niedriger Vitamin-D-Status und geringe Calciumzufuhr – Risikofaktoren des metabolischen Syndroms?. E-Umschau 50 (2003), S.84-90
  2. McCarron DA, Morris CD, Bukoski R: The calcium paradox of essential hypertension. Am J Med 82 (1987), S. 27-33
  3. Zemel MB: Calcium modulation of hypertension and obesity: mechanisms and implications. J Am Coll Nutr 20 (2001), S. 428S-435S
  4. Davies KM, Heaney RP, Recker RR, Lappe JM, Barger-Lux MJ, Rafferty K, Hinders S: Calcium intake and body weight. J Clin Endocrinol Metab. 85 (2000), S. 4635-4638

Quelle: Aachen [ Marco Wenning - fet ]

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