Von Fettsäuren und Fettzellen: Dr.-Werner-Fekl-Preis verliehen - Ernährungsmediziner ausgezeichnet
Positiver Einfluss von Fischöl bei Kindern mit Phenylketonurie nachgewiesen - Neue Erkenntnisse über die Steuerung der Insulinproduktion bei Adipositas.
Zum zweiten Mal teilen sich zwei Wissenschaftler den Dr.-Werner- Fekl-Förderpreis für klinische Ernährung. Dr. Skadi Beblo aus Leipzig untersuchte den Einfluss von Fischöl auf die motorischen Fähigkeiten von Kindern mit Phenylketonurie. Dr. Sven Schinner aus Düsseldorf gewann neue Erkenntnisse über die Kommunikation von Fettzellen mit den insulinproduzierenden ß-Zellen bei Übergewichtigen. Für ihre Studien wurden die Fachärztin des Universitätskinderklinikums Leipzig und der Assistenzarzt an der Klinik für Endokrinologie des Universitätsklinikums Düsseldorf jetzt mit dem Dr.-Werner- Fekl-Förderpreis für klinische Ernährung ausgezeich-net. Am 13. Juni nahmen die Mediziner die Auszeichnung auf dem Kongress "Ernährung 2008" in Hamburg entgegen.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von den Ernährungsspezialisten Pfrim-mer Nutricia GmbH Deutschland und Nutricia Nahrungsmittel GmbH & Co. KG Österreich ausgelobt. Er wird seit 2002 an Nachwuchswissenschaftler verliehen, deren Forschungsarbeiten für die klinische Ernährung von besonders hohem Erkenntniswert sind. Die eingesandten Forschungsarbeiten werden von einer unabhängigen Jury aus namhaften Wissenschaftlern unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Karl-Walter Jauch vom Uniklinikum Großhadern bewertet. Der Preis erinnert an die wissenschaftlichen Leistungen von Dr. Werner Fekl, der von 1957 an fast 30 Jahre lang wissen- schaftlicher und technischer Leiter der Pharmazeutischen Werke J.
Pfrimmer & Co. in Erlangen war. Dort leistete er wegweisende Grundlagenarbeit zur klinischen Ernährung. Die Förderung junger Nachwuchswissenschaftler lag ihm dabei stets sehr am Herzen.
In ihrer klinischen Studie untersuchte Dr. Skadi Beblo die Wirkung von langkettigen, ungesättigten Omega-3-Fettsäuren auf die Motorik von Kindern und Kleinkindern, die an der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie (PKU) leiden. Die Krankheit führt zu schweren Störungen der geistigen Entwicklung. Allerdings lassen sich diese Folgen durch eine rechtzeitig begonnene, streng eiweißarme Diät verhindern. Diese Diät bedeutet den Verzicht auf Fleisch, Fisch, Leber und Eier, auf Getreideprodukte und teilweise auch auf Obst und Gemüse.
Die Folge: eine Unterversorgung mit langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, die Bestandteil aller menschlichen Zellen sind und deren Membranfunktionen regulieren. An der Studie nahmen 36 PKU-Patienten im Alter von ein bis elf Jahren teil. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wiesen die Kinder zu Beginn der Studie eine erwartungsgemäß niedrigere Blutkonzentration von langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren und eine schlechtere motorische Leistung auf, die mittels ROS bestimmt wurde (ROS = Rostock Oseretzky Skala, ein diagnostisches Verfahren zur Ermittlung der feinmotorischen Fähigkeiten und der Koordination). Während der dreimonatigen Studie wurden die Kinder täglich mit Fischöl (15 mg/kg Körpergewicht) versorgt. Nach diesem Zeitraum ergaben Messungen, dass die Einnahme von Fischöl zu einer Erhöhung der Konzentration von langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren im Blut und zu verbesserten motorischen Fähigkeiten der Kinder nach ROS führte. Die Gabe von Fischöl kompensierte ihre motorischen Defizite sogar vollständig. Bei der motorischen Leistung der Patienten konnten keine Unterschiede mehr im Vergleich zu gesunden Kindern festgestellt werden.
Fettzellen beeinflussen Insulinproduktion bei übergewichtigen Menschen Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Insulin bei übergewichtigen Menschen schlechter wirkt. Diese "Insulinresistenz" wird durch die Tatsache kompensiert, dass mit steigendem Körpergewicht auch der Insulinspiegel im Blut steigt: Das Mehr an Insulin (Hyperinsulinämie) gleicht dessen verminderte Wirkung aus. Das trägt auch zur Erklärung bei, warum etwa 50 Prozent der übergewichtigen Menschen in diabetischer Hinsicht gesund bleiben (auch wenn ein auf Dauer erhöhter Insulinspiegel als bedenklich eingestuft wird). Diesem Zusammenhang von Körpergewicht und Hyperinsulinämie liegt ein Signalweg zwischen den Adipozyten und den insulinproduzierenden ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse zugrunde, der bislang nicht vollständig aufgeklärt werden konnte. Hier setzt die In-Vitro-Studie von Dr. Schinner an, die diese adipoinsuläre Kommunikation untersucht. Der Mediziner konnte nachweisen, dass Adipozyten Signalmoleküle sezernieren, die den aus Proteinen bestehenden Wnt-Signalweg in der Pankreas nutzen, um dort Zielgene anzusteuern. So können sie eine Proliferation der ß-Zellen und eine Steigerung der Insulinproduktion auslösen.
Quelle: Hamburg [ DGEM ]