Auf dem Weg zum Vollsortimenter und Dienstleister
Fleischvermarktung im Umbruch
Die genossenschaftlichen Fleischvermarkter richten sich auf eine rasant steigende Nachfrage nach SB‑Frischfleisch und Convenience-Produkten ein. Feinzerlegung und der Ausbau der SB-Fleischproduktion bestimmen die zukünftigen Strukturen auf einem von international tätigen Handelsunternehmen geprägten Lebensmittelmarkt. Damit nimmt die Konzentration auf wenige, aber stets lieferfähige Produzenten zu, die zwangsläufig über eine bestimmte Unternehmensgröße verfügen müssen. Über mögliche Wege zum Vollsortimenter und Dienstleister des Lebensmittelhandels diskutierten die Teilnehmer der 14. Fachtagung für die genossenschaftliche Vieh- und Fleischwirtschaft am 28./29. Oktober in Lahnstein.Raiffeisen‑Präsident Manfred Nüssel ging zu Beginn der Veranstaltung mit den agrarpolitischen Rahmenbedingungen, die im Zuge der EU-Agrarreform geändert werden sollen, kritisch ins Gericht. Bei den derzeitigen Diskussionen um die nationale Umsetzung vermissen die Unternehmen marktpolitische Aspekte und vor allem eine gründliche Analyse der Auswirkungen auf die Absatzmärkte. Sollte es zu einer vollständigen Entkopplung der Erzeugerprämien ab 2005 kommen, wird mittelfristig die Rindfleisch‑Produktion in Deutschland drastisch sinken.
Bei unveränderter Rindfleisch‑Nachfrage wäre der Verlust von Markt- und Wertschöpfungsanteilen die Folge. Nüssel setzt sich dafür ein, alle Möglichkeiten der Teilentkopplung einzelner Prämienelemente zu nutzen und sich bei der nationalen Umsetzung an den EU‑Staaten zu orientieren. „Die ohnehin problematische Lage der deutschen Rinderfleisch‑Vermarktung darf nicht weiter verschärft werden. Diese EU‑Agrarreform wird nur dann zu mehr Marktorientierung beitragen, wenn Wettbewerbsneutralität zwischen den Mitgliedstaaten, Regionen, Betriebs- und Produktionsformen gewahrt ist“, so Nüssel bei der DRV‑Fachtagung in Lahnstein, an der rund 100 Verantwortliche aus Vieh- und Fleischgenossenschaften teilnahmen.
Quelle: Lahnstein [ drv ]