Deutlich kleinere EU-Eierproduktion

Geflügelpest und Haltungsvorschriften wirkten sich aus

Die Eierproduktion in der Europäischen Union, die bereits 2002 leicht zurückgegangen war, erlitt 2003 einen recht kräftigen Rückschlag. Nach vorläufigen Angaben sank die Erzeugung um knapp drei Prozent auf 5,54 Millionen Tonnen. Ursachen waren neben der im Frühjahr des vorigen Jahres grassierenden Geflügelpest im Benelux-Raum auch die ab Anfang 2003 geltenden neuen Haltungsnormen. Der Verbrauch im EU-Raum sank angebotsbedingt von 13,5 Kilogramm auf 13,3 Kilogramm pro Einwohner. Der Selbstversorgungsgrad der Union mit Eiern ermäßigte sich um einen Prozentpunkt auf 101 Prozent.

Je nach Land unterschiedliche Entwicklung

Die rückläufige Eierproduktion ist nicht zuletzt eine Auswirkung der im Frühjahr 2003 ausgebrochenen Geflügelpest in den Niederlanden. Zwangsläufig gab es in diesem Land mit gut 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr die kräftigsten Produktionseinbußen. Da das Krankheitsgeschehen aber auch auf Belgien übergegriffen hatte, sank die Erzeugung dort mit knapp neun Prozent ebenfalls überdurchschnittlich stark. Aber auch ohne Geflügelpest wäre die Eierproduktion der Gemeinschaft etwas zu-rückgegangen – unter anderem als Folge des seit 1. Januar 2003 EU-weit festgelegten größeren Platzangebotes für Legehennen in Käfigen. Allerdings haben sich diese Haltungsnormen in den einzelnen EU-Ländern unterschiedlich rasch ausgewirkt.

Angesichts der national verschärften Haltungsbedingungen ging die Eierproduktion in Deutschland mit annähernd minus sechs Prozent gegenüber 2002 überproportional stark zurück. Dies ist nicht nur auf Bestandsreduzierungen, sondern teilweise auch auf Betriebsschließungen zurückzuführen. Obwohl die nationalen Haltungsbedingungen 2003 wieder in die politische Diskussion gelangten, besteht in Deutschland nach wie vor keine Klarheit über die Zukunft der Legehennenhaltung.

Spanien fällt unter den EU-Ländern mit einer drastischen Produktionsausweitung ins Auge. Für 2003 weist die Statistik einen Zuwachs um fast 20 Prozent aus. Zwar ist in Spanien in den vergangenen Jahren kräftig in den Ausbau der kommerziellen Legehennenhaltung – in konventionellen Käfigen – investiert worden, dennoch scheint der ausgewiesene Zuwachs überzeichnet zu sein. Dass auf jeden Fall eine kräftige Ausweitung stattgefunden hat, lässt sich am wachsenden Exportüberschuss Spaniens ablesen.

Starke Verschiebungen im Außenhandel

Als Folge der verringerten Produktion sind die Importe der EU 2003 deutlich gestiegen, während die Ausfuhren kräftig zurückgingen. Letzteres ist zwar auch auf pestbedingte Restriktionen der potenziellen Einfuhrländer zurückzuführen, stärker aber sind die Einflüsse der Warenknappheit und des damit verbundenen hohen Preisniveaus in der EU gewesen. Noch sind die Schätzungen hinsichtlich des Außenhandels mit starken Unsicherheitsfaktoren behaftet, der bisherige klare Exportüber-schuss der EU bei Schaleneiern dürfte aber auf nahezu Null geschrumpft sein.

So werden beispielsweise von deutscher Seite seit dem zweiten Halbjahr 2003 keine Eier mehr nach Hongkong ausgeführt. Exportiert wird lediglich noch – allerdings in reduziertem Umfang – in die Schweiz. Gleichzeitig haben sich die Einfuhren Deutschlands aus Drittländern mehr als verdreifacht. Hier sind in erster Linie Lieferungen aus Polen, aber auch aus Litauen und der Tschechien zu nennen. Unter den EU-Lieferländern fällt das starke Wachstum der Zufuhren aus Spanien mit plus 150 Prozent ins Auge.

Angebotsbedingt kleinerer Verbrauch

Angesichts der kräftigen Verschiebungen im Außenhandel und der eingeschränkt verfügbaren Daten sind die Schätzungen des Eierverbrauchs noch sehr unsicher. Im EU-Durchschnitt dürfte der Verbrauch gesunken sein. Generell ist festzuhalten, dass der Verbrauchsrückgang 2003 nicht gleichzusetzen ist mit einem Rückgang der Nachfrage. Der geringere Verbrauch ist vielmehr angebotsbedingt, denn bei schwächerer Nachfrage hätten die Preise nicht derart deutlich steigen können.

Eierpreise extrem gestiegen

Für das Jahr 2003 war zwar mit leicht über Vorjahr liegenden Eierpreisen gerechnet worden, die Erwartungen wurden von den realen Marktverläufen dann jedoch weit übertroffen. Eine erste Preisspitze zeigte sich im März/April 2003 durch das Zusammentreffen von pestbedingten Produktionseinbrüchen und der Osternachfrage. Zusätzliche Produktionseinbußen brachte die Hitzewelle im Sommer, so dass die Eierpreise ab September 2003 ein absolutes Rekordniveau erreichten.

2004 wieder größeres Eierangebot

Prognosen für 2004 sind vor dem Hintergrund der zurückliegenden Extrementwicklungen und der EU-Erweiterung nur eingeschränkt möglich. Die Eiererzeugung in den Niederlanden und der EU-15 wird sich insgesamt erholen, voraussichtlich aber nicht wieder den vorherigen Stand erreichen. Kurzfristig könnte sich auch in Deutschland die Produktion aufgrund der zurückliegend hohen Preise stabilisieren. Mittel- und längerfristig wird sie aber weiter nach unten tendieren. Das extrem hohe Preisniveau des Jahres 2003 wird wohl kaum erneut zu erreichen sein.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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