Der Brandenburger Etikettenschwindel

In Brandenburg wird gegen ein Unternehmen ermittelt, das Fleisch mit abgelaufenem MHD umetikettiert wieder in den Handel gebracht hat. Ein Teil des beschlagnahmten Fleisches war offensichtlich verdorben. Am Rande amüsant, dass aus der Unions-Bundestagsfraktion hier gleich ein Angriff auf die Bundesregierung formuliert wird. Aber lesen Sie selber.

Der Lebensmittelskandal um die Firma Mac Snack Food Import GmbH in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) weitet sich aus. Laut Brandenburgischem Agrarministerium war bei einer der insgesamt 28 Fleischproben, die in den vergangenen Tagen am Landeslabor Brandenburg in Frankfurt (Oder) untersucht wurden, das Haltbarkeitsdatum überschritten. "Die war ungenießbar", sagte Ministeriumssprecher Achim Wersin dazu. Zwei der fünf im Berliner Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) untersuchten Proben des argentinischen Rindfleischs seien schlecht gewesen. "Das Fleisch war derart verdorben, dass man das auch ohne mikrobiologischer Untersuchung riechen, sehen und schmecken konnte", wird ILAT-Abteilungsleiterin Doris Kusch zitiert.

Der Firma wird vorgeworfen, Lebensmittel mit abgelaufenem Verfallsdatum umetikettiert und ausgeliefert zu haben. Neben Hotels, Seniorenheimen und einem Party-Service ist auch ein Krankenhaus betroffen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen den Geschäftsführer und einen Filialleiter wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) ist auch ein Lebensmittelkontrolleur des Amtes für Landwirtschaft und Verbraucherschutz beim Landkreis Potsdam-Mittelmark ins Visier der Behörde geraten. LKA-Sprecher Toralf Reinhardt deutete vorsichtig an, dass es gebe einen Anfangsverdacht gebe, dass "möglicherweise bei Kontrollen absichtlich nichts gefunden wurde". In einem anderen Pressebericht ist davon die Rede, dass der Kontrolleur  nachdem er bei einer unangemeldeten Kontrolle überlagerte Lebensmittel entdeckt habe, nur noch nach Anmeldung bei der Firma "kontrollieren" gekommen sei.

22 Abnehmer haben sich nach Darstellung der Potsdamer Staatsanwaltschaft über die Qualität der in der Vergangenheit angelieferten Ware beschwert und wurden zwischenzeitlich hierzu auch polizeilich befragt. Angeblich sei manchem Fleischabnehmer die zweifelhafte Qualität bei Beanstandung durch einen besonderen Rabatt "schmackhaft" gemacht worden.

Mac Snack gehört zur B & S Brysalo Group AG mit Hauptsitz in der Berliner Beusselstraße und ist im Herbst 2001 nach Stahnsdorf umgezogen. Nach Zeitungsberichten  führte vor Ort der später untersagte Fabrikverkauf für Aufregung. "Zu dem Preis, zu dem die Fleisch anbieten", wird ein benachbarter Metzger zitiert, "krieg ich's nicht mal eingekauft."

Ins Rollen kam der Fall dem Vernehmen nach durch Hinweise der Ehefrau eines entlassenen Mitarbeiters. Angeblich gebe es inzwischen auch weitere Zeugen. Die Firma hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen und von einem Rachefeldzug gesprochen.

Lebensmittelüberwachung verbesserungsbedürftig - Berliner Skandal bestes Beispiel

Zum Berliner Lebensmittelskandal um abgelaufenes, aber umetikettiertes Fleisch erklärt die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ursula Heinen MdB:

Dieser Skandal zeigt eindrücklich, wie dringend eine Verbesserung der Lebensmittelüberwachung in Deutschland erforderlich ist. Auch wenn das Fleisch nach Auskunft von Experten nicht gesundheitsgefährdend ist, so lange es durchgehend gekühlt wurde, ist solches Verhalten nicht hinnehmbar. Diese Täuschungshandlungen und Verstöße gegen Kennzeichnungsregelungen zum Schutz der Verbraucher müssen streng geahndet werden.

Was wir brauchen, ist daher

    • eine bessere Verzahnung von Bund und Ländern in der Lebensmittelüberwachung,
    • ein Finanzierungskonzept der Bundesregierung, um den Ländern bei der Durchführung der vielseitigen Aufgaben der Lebensmittelkontrolle unter die Arme zu greifen
    • und eine Vereinheitlichung der Verfahren in den Ländern.

Hierzu haben wir Vorschläge gemacht. Wir fordern die Bundesregierung auf, schnellstens zu handeln.

Quelle: Stahnsdorf [ Thomas Pröller ]

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