Russlands Schweinemarkt mit hohem Importanteil
Wieder mehr Marktanteile für die EU?
Russland bleibt auf absehbare Zeit einer der wichtigsten Absatzmärkte im internationalen Schweinefleischhandel. Daran hat auch die Einführung von Importkontingenten 2003 nichts geändert. Westeuropäische Lieferanten haben dadurch allerdings Marktanteile an Wettbewerber aus Brasilien, Polen und China verloren. Für 2004 wurden den Ländern der erweiterten EU jedoch vergleichsweise hohe Importkontingente eingeräumt. Damit verbessern sich in diesem Jahr die Absatzchancen am russischen Markt.Russland konnte seinen Schweinefleischbedarf im Jahr 2003 nur zu drei Vierteln aus eigener Erzeugung decken. Weltweit nimmt der russische Markt nach Japan und noch vor den USA die zweitgrößte Importmenge an Schweinefleisch auf; 2003 waren es etwa 600.000 Tonnen; gegenüber 2002 war das aber ein Rückgang von fast 200.000 Tonnen oder 25 Prozent. Dennoch ging die insgesamt eingeführte Menge 2003 deutlich über das zollbegünstigte Kontingent von 337.500 Tonnen hinaus. Die Importbeschränkungen traten nämlich erst ab April, teilweise erst ab August in Kraft. Zudem sind die Länder der GUS von dieser Maßnahme ausgenommen.
Brasilien mit 60 Prozent Marktanteil
Bei den russischen Schweinefleischimporten spielen die Länder der GUS bislang aber nur eine begrenzte Rolle. Immerhin haben die Zufuhren aufgrund der begünstigten Stellung dieser Länder zugenommen. Der Anteil der Einfuhren aus der Ukraine nach Russland kletterte von 0,2 Prozent 2002 auf etwa zwei Prozent 2003. Dominiert wird der russische Importmarkt für Schweinefleisch durch brasilianische Ware mit einem Marktanteil von zuletzt etwa 60 Prozent. Die starke Expansion brasilianischer Anbieter in den letzten Jahren ging vor allem zu Lasten der Westeuropäer. Insbesondere dänische und deutsche Lieferanten verloren deutlich an Boden. Im Jahr 2003 dürften noch rund drei Prozent aller russischen Schweinefleischimporte aus Deutschland gekommen sein. Zwei Jahre zuvor lag der deutsche Marktanteil immerhin noch bei sieben Prozent. Noch kräftiger haben die Dänen verloren: Sie lieferten 2003 lediglich vier Prozent der russischen Gesamteinfuhren; zwei Jahre zuvor waren es immerhin 15 Prozent.
Polen und China vor den EU-Ländern
Erhebliche Marktanteile hinzugewinnen konnten 2003 polnische Wettbewerber. Während 2002 noch weniger als drei Prozent der russischen Einfuhren aus Polen kamen, waren es 2003 bereits rund 14 Prozent. Damit stieg Polen 2003 nach Brasilien zum zweitwichtigsten Schweinefleischlieferanten für Russland auf. Die Rekordproduktion in Polen und der damit verbundene Angebotsüberschuss sowie die sehr niedrigen Erzeugerpreise verbesserten die polnische Wettbwerbsfähigkeit.
Drittwichtigster Lieferant für den russischen Markt war China. Gegenüber 2002 sind die chinesischen Marktanteile bei den Einfuhren jedoch von gut elf Prozent auf etwa acht Prozent geschrumpft. Damit lieferte China 2003 aber noch fast dreimal so viel Schweinefleisch nach Russland wie Deutschland.
Großes Kontingent für die erweiterte EU
Im November 2003 wurden die neuen Kontingente der zollbegünstigten Importe für das Jahr 2004 festgelegt. Bei Schweinefleisch beläuft sich das Importkontingent auf 450.000 Tonnen. Den Ländern der erweiterten EU-25 wurde eine Liefermenge von 227.300 Tonnen zugestanden. Auch die USA erhielten ein eigenes Lieferkontingent von 42.000 Tonnen. Brasilien verfügt hingegen über kein eigenes Kontingent, sondern wurde der Gruppe der übrigen Länder zugeordnet. Zu dieser Gruppe ge-hört auch China. Insgesamt verfügen diese Länder über Lieferrechte von 179.500 Tonnen. Sollte es bei dieser Festlegung bleiben, würde der bisherige Lieferumfang Brasiliens wohl deutlich schrumpfen. Für die Westeuropäer ergeben sich durch die Zuweisung eines vergleichsweise großen Kontingents indessen verbesserte Absatzmöglichkeiten.
Expansion gebremst
In Russland hat die Produktion von Schweinefleisch in den vergangenen drei Jahren um zehn Prozent zugenommen. Mit der wirtschaftlichen Erholung der letzten Zeit legte der Verbrauch von Schweinefleisch ebenfalls zu. Daher blieb die Ange-botslücke am russischen Schweinefleischmarkt bestehen. Die Einführung von Importkontingenten bewirkte einen Preisanstieg auf allen Handelsebenen. Von April bis September 2003 kletterten die Preise für Schweinefleisch auf der Großhandelsstufe um 35 bis 40 Prozent. Danach war eine gewisse Stabilisierung zu beobachten, der Anfang 2004 ein weiterer deutlicher Preisanstieg folgte.
Nach der schlechten Getreideernte 2003 kam es im zweiten Halbjahr 2003 zu einer deutlichen Reduzierung des Futtergetreideangebotes. Die Futtergetreidepreise schnellten kräftig nach oben. Diese Situation dürfte sich bis zur Ernte 2004 nicht wesentlich ändern. Damit wird die Rentabilität der Schweineproduktion spürbar beein-trächtigt. Die Folge dürfte aus jetziger Sicht zumindest ein merklich langsameres Wachstumstempo in den russischen Schweinemastbetrieben sein.
Quelle: Bonn [ zmp ]