BSE-Krise in Nordamerika

Keine Panik bei den Konsumenten

Wie schon zuvor Kanada mussten Ende 2003 auch die USA eine BSE-Krise bewältigen. Am 23. Dezember wurde eine Kuh im Bundesstaat Washington positiv auf BSE getestet. Als Folge brachen fast alle Exportmärkte für Rindfleisch wegen Einfuhrbeschränkungen weg. Jetzt muss der heimische Markt das steigende Inlandsangebot aufnehmen. Von einer BSE-Panik ist aber bei den Verbrauchern nichts zu spüren. Der Rindfleischverbrauch ist stabil.

Seit Ende der 90er Jahre waren die USA bezogen auf den Handelswert die größten Rindfleischexporteure der Welt. Mengenmäßig übertraf nur Australien das US-Exportvolumen. Als der BSE-Fall bekannt wurde, waren schlagartig alle wichtigen Absatzmärkte verschlossen. Nur Kanadas Markt blieb den USA offen, allerdings mit großen Einschränkungen: Die Kanadier importieren nur knochenloses Fleisch von Tieren, die jünger als 30 Monate sind.

Auswirkungen in Kanada größer

In Kanada sind die Wirkungen der BSE-Krise noch immer zu spüren. Die Preise für Rindfleisch fielen dort innerhalb weniger Wochen ins Bodenlose. Ein solcher Preiseinbruch bleibt den USA vermutlich erspart. Während Kanada bis dahin rund 40 Prozent der gesamten Rindfleischproduktion exportierte und damit stark vom Außenhandel abhängig war, beträgt der Anteil des Exports an der Gesamtproduktion in den USA nur knapp 10 Prozent.

Kanada sah sich durch die BSE-Krise mit einem massiven Überangebot im Inland konfrontiert. Die Situation der kanadischen Rindfleischproduzenten ist auch weiterhin kritisch, da die Lebendviehexporte in die USA eingeschränkt bleiben. Die Vereinigten Staaten dagegen können die zusätzlich anfallende Menge leichter im heimischen Markt abfangen. Zudem wird ein Rückgang der Rindfleischeinfuhren in die USA erwartet. Denn die Preise des wichtigen Anbieters Australien steigen aufgrund der guten Absatzmöglichkeiten in Asien bei gleichzeitig knappem Angebot in Australien.

Verbrauch in Nordamerika stabil

Was sowohl in den USA als auch in Kanada überrascht: In beiden Ländern hatte die BSE-Krise keine allzu starken Auswirkungen auf den Rindfleischverbrauch. Wäh-rend BSE in Europa und Japan für einen Nachfrageeinbruch sorgte, stieg der Rindfleischkonsum in Nordamerika sogar. In Kanada gründete der wachsende Verbrauch in den niedrigen Preisen, der positiven Berichterstattung in den Medien und der Loyalität der Kanadier. Ein entscheidender Faktor ist der Umsatz durch die großen Fast Food-Ketten, die ihr Rindfleisch seit der BSE-Krise ausschließlich aus dem Inland beziehen.  Ähnlich sieht es in den USA aus. Eine dortige Umfrage ergab, dass 74 Prozent der Verbraucher trotz BSE ihren Rindfleischkonsum nicht verändern werden.

Importstopp mit deutlichen Auswirkungen

Insbesondere in den Importländern Japan und Südkorea sind die Auswirkungen des Importstopps deutlich zu spüren. Dass Fast Food-Ketten und Restaurants gezwungen sind, populäre Rindfleischgerichte von den Speisekarten zu streichen, sorgt dort für öffentliches Aufsehen. Die USA haben in Japan 47 Prozent und in Südkorea 64 Prozent aller Rindfleischimporte gedeckt. Seit dem Importstopp sind die Rindfleischpreise in beiden Ländern stark gestiegen.

Derweil bemüht sich Australien, sein Exportvolumen  im Rindfleischsektor durch ein verstärktes Engagement in Japan und Südkorea zu vergrößern, zumal kurzfristig weniger australische Ausfuhren in die USA erwartet werden.

Entwicklung vom Export abhängig

Wie sich der Rindfleischmarkt in den USA in diesem Jahr entwickeln wird, ist unsicher. Bei der Produktion gehen die meisten Experten von den gleichen Schätzungen wie vor dem BSE-Fall aus: Sie erwarten einen Rückgang um mehr als drei Prozent – vor allem wegen des verringerten Bestands. Im vergangenen Jahr sanken die Bestandszahlen auf ein Rekordminus. Die Trockenheit sowie die damit verbundenen hohen Futterkosten sorgten dafür, dass viele Farmer Tiere vorzeitig oder außerplanmäßig schlachten ließen. Die Prognose des diesjährigen Preisverlaufs ist dagegen schwierig. Sie hängt stark davon ab, wie lange die Einfuhrverbote von Japan, Südkorea und Mexiko aufrecht erhalten werden.

Im Jahr 2003 erreichte der Durchschnittspreis in den USA das Rekordniveau von knapp 1,90 US-Dollar je Kilogramm Lebendgewicht. Im Oktober lag der Mittelwert sogar bei 2,33 US-Dollar. Für den Fall, dass die Handelsrestriktionen in der zweiten Hälfte dieses Jahres aufgehoben werden, prognostizieren Experten für das nächste Jahr ein durchschnittliches Preisniveau von rund 1,65 US-Dollar je Kilogramm Lebendgewicht. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass keine gravierenden Preiseinbrüche wie in Kanada zu erwarten sind.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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