foodwatch und der Schnitzelpreis

Lieblingsfeinde, offene Fragen und erstaunliche Analyse - Ein Kommentar von Thomas Pröller

Heute hat Thilo Bode von foodwatch eine Studie mit dem Titel "Was kostet ein Schnitzel wirklich" vorgestellt. Darin ist nachzulesen, dass beim Preis von herkömmlichen Schweinefleisch die Umweltkosten nicht berücksichtigt seien und es deshalb deutlich günstiger sei als Ökoschweinefleisch. ZUsätzlich enthält die Studie eine recht interessante Abhandlung darüber warum das Ökofleisch gleich soviel teurer an der Theke ist wie das herkömmliche.

Beim ersten Überfliegen des 47-Seiten Papiers fallen einige handwerkliche Schwächen auf:

    • Es ist ein Grundübel der Berichterstattung zu Fleisch, dass mit den Begriffen Fleischverbrauch und Fleischverzehr sehr nachlässig umgegangen wird. Auch in dieser Studie wird die Zahl, die zum Fleischverbrauch gehört als Verzehr gewertet. Aber auch wir unerzogenen Verbraucher verschlingen weder Knochen noch Zerlegungsabfälle, wir lassen unseren Haustieren deren Futter und verschlingen auch keine zu technischen Zwecken umgearbeitete Fette.
    • Auch bei den Umweltkosten bleibt es unscharf. Auch das Ökoschwein scheidet aus, verursacht Transportkosten ... Hier kann also höchstens eine Kostendifferenz zu Lasten der konventionellen Tiere gewertet sein. Da allerdings fehlt dann u.a. noch der Faktor Weg des Fleisches zum Verbraucher. Die Strecke zum rar erhältlichen Ökoschnitzel ist in der Regel weiter als zum konventionellen. Auch scheint die längere Mastzeit der Ökotiere mit schlechterer Futterverwertung nicht berücksichtigt.
    • Die CMA entwickelt sich langsam und sicher zum Lieblingsgegner Thilo Bodes. Man hat schon fast römische Gefühle (... und im übrigen bin ich der Meinung, die CMA müsse weg). Da trifft er die Falschen. Das, was Bode der CMA vorwirft, einseitig nur für den Verzehr von Fleisch zu werben, das machen die so schon lange nicht mehr. Die CMA ist bei genauem Hinsehen in ihren Maßnahmen erfreulich differenziert. Für unterschiedliche Zielgruppen versuchen die Bonner verständlich zu werben. Dazu sei auch gesagt, dass hierbei Themen wie Ökoprodukte, Regionale Vermarktung und bewusster Genuss deutlich über dem tatsächlichen Marktanteil der einzelnen Zielgruppen angesprochen werden.

Ein erstes Lesen zeigt aber auch Beachtenswertes:

    • Es liegt eine harte, fast könnte man sagen desillusionierte, Studie des Marktes für Ökofleisch vor.
    • Die Problematik des geringen Marktanteils (die genannten 0,5 % sind real beim Schweinefleisch knapp 0,3 %) erinnert in Verbindung mit den hohen Logistikkosten an die Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt.
    • Die in der Studie genannten 50 % des Ökoschweines, die sich nicht als Ökofleisch vermarkten lassen zeigen auch, dass die Ökowurst noch weniger Akzeptanz beim Verbraucher errungen hat als das Ökofleisch. Hier scheint (steht so nicht in der Studie) das Ergebnis der Wurstmacherkunst doch zu sehr von herkömmlicher Wurst abzuweichen als dass dies über den Ökovorteil toleriert werden könne. Aber irgendwann wird auch in Ökowürsten Nitrit erlaubt sein, für den gewöhnten Pökelgeschmack, gegen ranziges Fett in der Salami und für die typische Pökelfarbe.

Ich bin neugierig, wie in den nächsten Tagen die Reaktionen auf diese Studie ausfallen werden.

Einzelheiten zur Studie und einen Link zum Downlod finden Sie [hier]

Eine Stellungnahme des Geschäftsführer des IÖW zu diesem Kommentar [hier]

Dr. Manfred Stein setzt sich mit Umweltaspekten bei der Bio-Schweinhaltung auseinander: "Sind Bio-Schweine Umweltschweine?"

Quelle: Ahrensburg [ Thomas Pröller ]

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