Polen produziert weniger Schweinefleisch

2004 rückläufiger Tierbestand

Die Schweineproduktion hat in Polen einen hohen Stellenwert. Fast 60 Prozent der Schweine aller Beitrittsländer bringt Polen in die erweiterte EU ein. Nach Deutschland und Spanien rangiert unser östlicher Nachbar damit bereits an dritter Stelle innerhalb der EU-25. Im vergangenen Jahr wurde in Polen so viel Schweinefleisch produziert, exportiert und verbraucht wie seit langem nicht.

Die Schweinefleischproduktion in Polen stieg im ersten Halbjahr 2003 um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis Jahresende dürften mit 1,78 Millionen Tonnen sieben Prozent mehr Schweinefleisch als 2002 erzeugt worden sein. Diese massive An-gebotserhöhung führte zu existenzbedrohenden Erzeugerpreisen, obwohl sich der Schweinefleischverbrauch 2003 deutlich erhöhte.

Massive Stützungsmaßnahmen

Die sehr niedrigen Erzeugerpreise von zeitweise unter 0,80 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht veranlasste die polnische Regierung Schweinefleisch aufzukaufen und in die Intervention einzulagern. Insgesamt dürften das im vorigen Jahr rund 80.000 Tonnen gewesen sein. Um dieses gefrorene Fleisch dauerhaft vom Markt zu nehmen, wurden Exportunterstützungen beschlossen. Dafür wurden etwa 0,50 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht Exportzuschuss gewährt. Die polnische Agrar-marktagentur ARR wird bis zum EU-Beitritt des Landes insgesamt weitere 25.000 Tonnen Schweinehälften vom Markt nehmen. Zeitgleich laufen weiterhin Exporter-stattungen in großem Umfang.

Die Erstattungen führten 2003 zu einer Exportsteigerung auf schätzungsweise 180.000 Tonnen Schweinefleisch, fast doppelt so viel wie 2002.

Rückläufige Bestände dürften den Markt stabilisieren

Bei der jüngste Viehzählung in Polen im Juli 2003 wurden vier Prozent weniger Ferkel und sieben Prozent weniger Sauen gezählt. Der Gesamtbestand an Schweinen war damit 2003 um schätzungsweise vier Prozent kleiner als 2002. 2004 wird ein nochmaliger Rückgang des Gesamtbestandes von sechs bis sieben Prozent erwartet, wahrscheinlich werden vor allem kleine Halter die Produktion aufgeben.

Es wird geschätzt, dass im ersten Halbjahr 2004 fünf Prozent, das entspricht 60.000 Tonnen Schlachtgewicht, weniger Schweinefleisch als 2003 erzeugt werden und eine Intervention im zweiten Quartal 2004 nicht mehr erforderlich ist. Der Abbau der In-terventionsbestände stellt zurzeit noch große Probleme dar. Marktbeobachter prognostizieren im ersten Halbjahr 2004 aufgrund der hohen Interventionsbestände auch nach dem EU-Beitritt am 1. Mai noch erhebliche Schweinefleischexporte von gefrorener Ware. Diese dürften sogar noch über dem Vorjahresumfang liegen. Bei Erfüllung der EU-Anforderungen ist es möglich, dass polnische Fleischvermarkter verstärkt den Absatzweg in Westeuropa suchen.

Erste Anzeichen einer Trendwende

Aktuell wird der Schweinemarkt vom kleineren Schweineangebot bestimmt. Es wird berichtet, dass polnische Schlachthöfe Beschaffungsprobleme haben, weil die für die Schlachtung benötigten Tiere nicht in vollem Umfang verfügbar sind. Erste Preisbewegungen deuteten im März auf eine erzeugerfreundliche Trendwende bei den Schweinepreisen hin.

Die niedrigen Erzeugerpreise zogen 2003 günstige Fleischpreise für die polnischen Verbraucher nach sich; der Pro-Kopf-Verbrauch an Schweinefleisch stieg in Polen voraussichtlich um etwa zwei Kilogramm auf 41 Kilogramm. Für 2004 erwarten Marktbeobachter aufgrund höherer Fleischpreise jedoch eine Abnahme des Schweinefleischverbrauchs um drei Prozent.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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