Geflügelmarkt mit Chancen
Was bringt die Osterweiterung der EU
Am 1. Mai dieses Jahres wuchs die Europäische Union um zehn Staaten auf 25 Mitglieder. In ihrer politischen und wirtschaftlichen Dimension übertraf diese Erweiterung damit alle bisherigen. So steigt die Fläche der EU um 23 Prozent, die Bevölkerung um 20 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt jedoch nur um rund 4,4 Prozent.Verstärkter Strukturwandel in Osteuropa?
Mit dem EU-Beitritt muss sich die Geflügelwirtschaft der neuen Mitgliedsländer an die EU-Bestimmungen anpassen. Noch ist allerdings nicht entschieden, ob alle Geflügelschlachthöfe die Anforderungen zur Zulassung als EU-Schlachthof erfüllen. Es ist absehbar, dass gerade kleinere Betriebe Schwierigkeiten haben, den Standard einzuhalten. Der Strukturwandel in den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) dürfte sich dadurch beschleunigen.
Bereits im Vorfeld der Osterweiterung hatten sich EU und Beitrittskandidaten auf Kontingente zum zollbegünstigten oder zollfreien Warenverkehr geeinigt. Einige Produkte aus mehreren Ländern konnten im Jahr vor dem Beitritt sogar ohne Kontingentierung zollfrei in die EU geliefert werden. Die Beitrittsländer hatten im Gegenzug auch Handelserleichterungen für Waren mit EU-Herkunft zugestanden. Durch diese Assoziierungsabkommen war die Osterweiterung in Teilbereichen schon vorweggenommen. Die durch die Zollbegünstigung vergleichsweise billig offerierte Ware osteuropäischer Herkunft führte in der alten EU zeitweise zu Preisirritationen.
Das Interesse an Lieferungen in die EU war so hoch, dass die von Juli 2003 bis zum Beitritt gültigen Kontingente zur zollfreien Einfuhr von Geflügelfleisch aus Polen bereits im Januar 2004 zu 100 Prozent ausgeschöpft waren. Bis zum endgültigen Beitritt mussten daher wieder Zölle von 20 Prozent des Regelzollsatzes gezahlt werden. Eine Aufstockung der Kontingente lehnte die EU-Kommission ab. Außer aus Polen gelangten auch aus Ungarn erhebliche Mengen Geflügelfleisch in die EU. Aus Ungarn wird schwerpunktmäßig Enten- und Gänsefleisch importiert. Insbesondere der deutsche Markt wird mit dieser Ware traditionell stark beliefert.
Ungarn und Polen sind von allen MOE-Staaten am stärksten exportorientiert. Dort liegt der Selbstversorgungsgrad deutlich über 100 Prozent. Andere Länder haben dagegen durchaus Einfuhrbedarf. Insbesondere Estland und Lettland können ihren Bedarf an Geflügelfleisch bei weitem nicht decken. Die Osterweiterung muss demnach nicht ausschließlich zu zusätzlicher Konkurrenz für die Anbieter in der EU-15 führen, auch die „Eroberung“ neuer Absatzmärkte ist möglich.
Quelle: Bonn [ zmp ]