Wird der Ökolandbau finanziell benachteiligt?
Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus mehreren europäischen Ländern hat das Institut für Betriebswirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) die Auswirkungen von Maßnahmen der ersten und zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf Betriebe des konventionellen und des ökologischen Landbaus verglichen und bewertet.
Weniger Direktzahlungen
Eine Auswertung des EU-Testbetriebsnetzes zeigte, dass ökologische Betriebe pro Hektar im Schnitt 18 % weniger Direktzahlungen aus den Gemeinsamen Marktordnungen erhalten als vergleichbare konventionelle Betriebe. Konventionelle Betriebe profitieren bisher überproportional insbesondere von den Zahlungen, die für den Anbau von Silomais und die Bullenmast gewährt werden.
Die Benachteiligung ökologischer Landbausysteme im Bereich der Rindfleischproduktion wird nur zu einem Teil durch die verfügbaren Extensivierungsprämien ausgeglichen. Die höchsten Unterschiede in den erhaltenen Prämien sind bei Betrieben mit Olivenproduktion zu beobachten. Dies ist auf die derzeitige Ausgestaltung der Olivenmarktordnung zurückzuführen, nach der die Beihilfen pro erzeugte Tonne gewährt werden und damit intensiv wirtschaftende Betriebe mit hohen Erträgen bevorzugen.
Auch die in der EU immer noch sehr bedeutsame Preisstützung für landwirtschaftliche Produkte kommt vornehmlich konventionellen Erzeugern zugute: Nach ersten Abschätzungen liegt der Nutzen für ökologische Betriebe 20 - 25 % niedriger als für vergleichbare konventionelle Betriebe.
Mehr Geld aus Umweltprogramm
Eine deutlich überdurchschnittliche Förderung erhalten ökologische Betriebe hingegen aus der 2. Säule der Agrarpolitik, insbesondere aus den Agrarumweltprogrammen. In der Summe erhalten ökologisch wirtschaftende Betriebe daher Direktzahlungen, die pro Hektar um 20 % höher als in vergleichbaren konventionellen Betrieben liegen.
Zukünftig besser gestellt
Die Analyse zeigt weiterhin, dass sich die im vergangenen Jahr beschlossene Reform der EU-Agrarpolitik insgesamt günstig für den ökologischen Landbau auswirken wird. Die Entkopplung und die Kürzung der Direktzahlungen werden im Schnitt die relative Wettbewerbsfähigkeit des ökologischen Landbaus erhöhen; auch sind die Cross-Compliance Vorschriften (Verpflichtung zur Einhaltung bestimmter Umweltstandards) für Öko-Betriebe leichter einzuhalten. Die endgültigen Auswirkungen hängen jedoch stark von den nationalen Ausgestaltungen bei der Umsetzung der Reform ab. Für die Förderung des ökologischen Landbaues ist es am günstigsten, wenn eine Entkopplung nach dem Regionalmodell, ein Verzicht auf Teilentkopplung und eine effektive Nutzung der Modulationsmittel in den ländlichen Entwicklungsprogrammen zur Förderung umweltschonender Anbausysteme wie z.B. des ökologischen Landbaus beschlossen wird.
Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in:
Häring, A. M., Dabbert, S., Aurbacher, J., Bichler, B., Eichert, C., Lampkin, N., Tuson, J., Olmos, S., Offermann, F., Zanoli, R., Gambelli, D. (2004): Organic farming and measures of European agricultural policy. Organic Farming in Europe: Economics and Policy, Volume 11. ISBN 3-933403-10-3. ISSN 1437-6512, Stuttgart-Hohenheim, Germany: 300 S.. April 2004. 28 Euro.
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Quelle: Braunschweig [ Dr. Frank Offermann - FAL ]