Die EU-Märkte für tierische Produkte im Mai
Mehr Geld für Kühe, weniger für Bullen
Am EU-Schlachtrindermarkt entwickelten sich die Preise im Mai uneinheitlich: Während Schlachtkühe im Mittel höher bewertet wurden als im April, brachten Jungbullen weniger Geld. Zu Monatsbeginn standen auch die Notierungen für Schlachtschweine in den meisten Ländern unter Druck; in der zweiten Maihälfte legten die Schlachtereien bei steigender Schweinefleischnachfrage aber mehr an. Recht stabil zeigten sich die Geflügelmärkte. Dagegen standen die Eierpreise vielfach unter angebotsbedingtem Druck. An den milchwirtschaftlichen Märkten überwogen feste Tendenzen.Schlachtrinder und Schlachtschweine
Schlachtrinder waren in wichtigen Erzeugerländern der EU nur in begrenzter Stückzahl verfügbar. In Deutschland wurden knapp zehn Prozent und in den Niederlanden gut acht Prozent weniger Rinder geschlachtet als im Vormonat. Der Anteil an Schlachtkälbern fiel jedoch in beiden Ländern deutlich höher aus als im April, denn aufgrund der Spargelsaison wurde Kalbfleisch rege geordert.
Die Auszahlungspreise für Schlachtrinder entwickelten sich uneinheitlich. Während Jungbullen im EU-Mittel niedriger bewertet wurden als im April, legten die Schlachtereien für Schlachtkühe mehr Geld an. Insbesondere Erzeuger in Frankreich, Deutschland und Dänemark konnten bei der Vermarktung von Schlachtkühen kräftige Aufschläge durchsetzen. Nachgebende Preise wurden lediglich aus Spanien gemeldet. Der Auszahlungspreis für Schlachtkühe der Handelsklasse O3 lag im EU-Durchschnitt bei 201 Euro je 100 Kilogramm Schlachtgewicht und damit um drei Euro über dem Vormonatswert. Das waren acht Euro mehr als zwölf Monate zuvor. Für Jungbullen der Handelsklasse R3 erzielten die Erzeuger mit 261 Euro je 100 Kilogramm fast zehn Euro weniger als im Vormonat. Am kräftigsten gaben die Notierungen in Spanien nach. In Deutschland und den Niederlanden konnten sich die Jungbullenpreise im Monatsverlauf zwar befestigen, dies reichte jedoch nicht aus, um den Durchschnittspreis vom April zu erreichen.
Das Angebot an Schlachtschweinen nahm in wichtigen Erzeugerländern der EU zu. So wurden in Deutschland fast zwei Prozent, in den Niederlanden knapp drei Prozent und in Dänemark rund fünf Prozent mehr Tiere geschlachtet als im Vormonat. Anfangs war der Schweinefleischabsatz häufig mühsam, und die Vermarktung gelang meist nur über merkliche Preiszugeständnisse. Zunächst standen die Notierungen für Schlachtschweine in den meisten Ländern der EU daher unter Druck. Erst in der zweiten Monatshälfte erhielt die Fleischnachfrage Impulse, und die Schlachtereien waren bereit, mehr Geld für schlachtreife Tiere anzulegen. Für Schlachtschweine der Standardklasse erzielten die Erzeuger in der EU mit gut 129 Euro je 100 Kilogramm Schlachtgewicht knapp drei Euro weniger als im April, aber fast sieben Euro mehr als zwölf Monate zuvor.
Geflügel und Eier
Der Hähnchenmarkt zeigte sich meist ausgeglichen. Das Angebot war bedarfsdeckend. Zu gravierenden Engpässen kam es nicht. Die Auswirkungen der EU-Osterweiterung sind im Detail noch nicht abzuschätzen; zunächst führte die Erweiterung zu leichter Verunsicherung am Markt. Die Nachfrage lief im Großen und Ganzen stabil. Frische Hähnchenteile standen saisonüblich in weiten Teilen der EU im Vordergrund des Interesses. Bei den Erzeugerpreisen gab es kaum Veränderungen. Lediglich in Italien und Belgien wurde der Aprildurchschnitt recht deutlich übertroffen. Mit Ausnahme von Belgien lagen die Preise über dem Niveau von 2003. – Die Putenmärkte tendierten überwiegend stabil. Zu niedrigen Preisen offerierte Ware osteuropäischer Anbieter führte aber teils zu Irritationen. Die Erzeugerpreise standen zeitweise unter Druck.
Die Eierproduktion nahm im Schnitt der EU weiter zu. Erneut deutlich steigende Kükeneinstallungen wurden aus Spanien gemeldet. Das für die alte EU errechnete Produktionspotenzial liegt klar über dem von der Geflügelpest beeinflussten Jahr 2003, ab Juli wird aber auch das „Normaljahr“ 2002 überschritten. Zudem war im Mai eine recht deutliche Kaufzurückhaltung zu beobachten. Belebende Impulse blieben weitgehend aus. Das Drittlandsgeschäft entlastete den Markt kaum. Die Eierpreise sanken EU-weit erneut und erreichten zum Teil historische Tiefstände. Der Vorjahresvergleich fiel überall negativ aus, was vor dem Hintergrund der 2003 grassierenden Geflügelpest nicht verwunderlich ist. Allerdings wurden auch die Preise davor liegender Jahre verfehlt.
Milch und Milchprodukte
Die Milchanlieferung in der EU erreichte im Mai ihren saisonalen Höhepunkt und sinkt seitdem wieder. In den meisten Ländern ging das Milchaufkommen stärker zurück als erwartet. Die Vorjahreslinie wurde insgesamt deutlich unterschritten. Dies wirkte sich in einem rückläufigen Angebot an Butter und Magermilchpulver, aber auch an Käse aus. Aus den neuen Mitgliedstaaten der EU liegen bislang weder größere Offerten an Rohstoff noch an Fertigprodukten vor. Auch Interventionsverkäufe wurden in diesen Ländern noch nicht getätigt, obwohl die Marktpreise die Interventionsverwertung deutlich unterschreiten.
Der EU-Buttermarkt war im Mai fest, teilweise aber auch etwas uneinheitlich. Blockbutter wurde zunehmend für die private Lagerhaltung gesucht. Die Preise zogen in Frankreich, den Niederlanden und teilweise in Deutschland leicht an, während in Irland, Italien und Spanien Butter in die Intervention verkauft wurde. Die Situation am Käsemarkt war sehr ausgeglichen. Die Nachfrage am Binnenmarkt verlief rege, und kontinuierliche Drittlandsexporte brachten zusätzliche Entlastung. Das Angebot reichte zur Marktversorgung gerade aus. Für Schnittkäse konnten in den Preisverhandlungen für die kommenden Monate leichte Anhebungen durchgesetzt werden. Am italienischen Hartkäsemarkt setzen sich jedoch Schwächetendenzen fort.
Der Markt für Magermilchpulver war von einem sich verknappenden Angebot bestimmt. Für die Deckung von Exportkontrakten bestand weiter Bedarf, obwohl sich das Neugeschäft deutlich beruhigte. Außerdem trat die Lebensmittelindustrie verstärkt als Käufer auf, auch auf spätere Termine. Die Preise für Magermilchpulver zogen an, obwohl die EU-Kommission Ware aus Beständen für die Beimischung in Milchaustauschern verkaufte, was sich preisdämpfend ausgewirkt haben dürfte. Bei knappem Angebot und reger Nachfrage sind die Notierungen für Vollmilchpulver gestiegen. Weiter erholt haben sich außerdem die Preise für Molkenpulver.
Quelle: Bonn [ zmp ]