Vorerst wenig Ferkel aus Osteuropa
Große strukturelle Unterschiede
Bei der diesjährigen gesamtdeutschen Ferkelkonferenz der ZMP in Bonn stand der osteuropäische Ferkelmarkt im Mittelpunkt.Niedrige Produktivität in Polen
Polen ist mit einem Sauenbestand von rund 1,86 Millionen Tieren der weitaus größte Ferkelproduzent innerhalb der neuen EU-Mitgliedstaaten. Allerdings verfügt Polen mit nur 14,4 abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr im Vergleich zu Tschechien (18,1) und Ungarn (18,3) über die niedrigste Produktivität. Auch bei anderen Parametern wie Saugferkelverlusten, Masttageszunahmen und Futterverwertung liegt die polnische Produktion im Schnitt hinter den anderen beiden Ländern. Allerdings gibt es in Polen auch sehr leistungsstarke Unternehmen. So verfügen Spitzenbetriebe über 300 und mehr Sauenplätze und setzen rund 24 Ferkel pro Sau und Jahr ab.
Ferkel werden in Polen oft über lokale Viehmärkte gehandelt. Die Verkaufsgewichte liegen bei rund 20 Kilogramm je Ferkel. Gegenüber 2003 zogen die Ferkel- und Schweinepreise deutlich an. Nach dem EU-Beitritt kostete ein 20-kg-Ferkel im Schnitt um die 22 Euro, das waren etwa zehn Euro mehr als im Vorjahr. Regional gibt es jedoch erhebliche Preisschwankungen. Eine kleinbäuerliche Sauenhaltung ist in Polen die vorherrschende Produktionsform.
2003 wurden insgesamt 17 Fälle der Aujeszkyschen Krankheit (AK) gemeldet. Damit sind Schweine- oder Ferkelexporte in die EU-Nachbarstaaten kaum möglich. Erst ein anerkanntes Sanierungsprogramm, wie in anderen EU-Staaten, könnte den Ferkelexport ermöglichen. Aber bislang fehlen hierfür noch die finanziellen Mittel, und auch die kleinbäuerlichen Strukturen erschweren eine nachhaltige Bekämpfung der Krankheit.
Tschechien: Leistungsdaten auf EU-Niveau
Der tschechische Sauenbestand ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen – von 1990 bis 2004 um fast 15 Prozent auf 265.800 Sauen. Im Durchschnitt werden in Tschechien 81 Sauen je Stall und Betrieb gehalten. Allerdings gibt es hier einen deutlichen Unterschied zwischen Einzelunternehmen und Kapitalgesellschaften. In den Einzelunternehmen werden im Schnitt 24 Sauen und in den Kapitalgesellschaften etwa 126 Sauen gehalten. Bei den Kapitalgesellschaften wurden seit 1990 etwa 76.000 Plätze entweder modernisiert oder sogar neu gebaut.
Ferkel werden meist in geschlossenen Systemen produziert, und nur Überhänge werden verkauft. Hauptabnehmer waren bislang Kroatien, Ungarn und Deutschland, hier insbesondere Bayern. Der Handel wird meist über feste Lieferverträge abgesichert. In der Regel liegen die Gruppengrößen zwischen 20 und 30 Ferkeln mit einem Verkaufsgewicht von 22 bis 23 Kilogramm je Tier. Nach Aussagen von Marktbeteiligten lag der Durchschnittspreis 2003 für ein 25-Kilogramm-Ferkel bei rund 41,40 Euro. Im April 2004 zahlte man im Schnitt knapp 41 Euro. In der Tschechischen Republik sind keine Fälle von AK bekannt. Aufgrund dessen gibt es keinerlei Lieferprobleme in die übrige EU.
Fast eine halbe Million Sauen in Ungarn
In Ungarn wurden nach Angaben von Eurostat 2003 rund 491.000 Zuchtsauen gehalten. Aber auch hier ist der Bestandsabbau nicht aufzuhalten. Ebenso wie in Deutschland werden Saugferkel und Ferkel gehandelt. Allerdings geht die Gewichtseinstufung für Saugferkel bis 15 kg; Ferkel werden zwischen 15 und 25 kg gehandelt. Anders als in Polen werden die Ferkel direkt vom Sauenhalter zum Mäster verkauft. Nach vorliegenden Informationen liegen die Preise für Saugferkel zwischen 26 bis 31 Euro und für Ferkel je nach Gewicht zwischen 23 und 37 Euro je Tier. Familienbetriebe spielen bei der Ferkelproduktion eine untergeordnete Rolle, hauptsächlich sind Betriebe in einer juristischen Rechtsform für die Sauenhaltung zuständig.
Für 2002 wurde ein Ausbruch von AK gemeldet; 2003 gab es offenbar keine neuen Fälle.
Ferkelpreise in der Slowakei stark rückläufig
In der Slowakei wird der Handel mit Ferkeln hauptsächlich vom Erzeuger zum Mäster abgewickelt. 2003 kamen rund 1,6 Mio. Schweine zur Schlachtung, aber nur 150.000 Ferkel wurden über freie Märkte gehandelt. Die Handelsgewichte liegen bei etwa 19 Kilogramm, mit Schwankungen zwischen den südlichen und nördlichen Landesteilen. Die Preisentwicklung für Ferkel war in den letzten Jahren stark rückläufig. Erhielten die Erzeuger 2002 noch umgerechnet 1,65 Euro je Kilogramm Lebendgewicht, waren es 2004 bislang nur noch 1,15 Euro je Kilogramm. Die Folge ist, dass Kleinbetriebe die Produktion aufgeben und Großbetriebe mit angeschlossener Mast wachsen. Im letzten Jahr wurden sieben Fälle von AK in der Slowakei gemeldet.
Quelle: Bonn [ zmp ]