foodwatch sieht Abschied von "Qualität und Sicherheit"
Verbraucherkritik habe zur Umbenennung des Lebensmittelprüfzeichens "QS" geführt
Fernsehspots und Großplakate sollen Lust auf Grillfleisch mit dem QS-Siegel machen. Doch nicht nur mit dem Grillthema steht die Lebensmittelwirtschaft in diesem Sommer im Regen. Die QS-GmbH räumt nach Ansichjt der Berliner Verbraucherschützer von foodwatch ein, dass sie den Anspruch "Qualität und Sicherheit", für den das QS-Prüfzeichen stehen sollte, nicht mehr aufrechterhalten könne.Das QS-Prüfzeichen wird vom Deutschen Bauernverband, dem Raiffeisenverband sowie von Verbänden der Fleischwirtschaft und den großen Lebensmittelketten getragen. Nach der BSE-Krise wollte man mit dem Siegel das Vertrauen der Verbraucher wieder gewinnen und den Fleischverbrauch wieder ankurbeln. Eine in Auszügen veröffentlichte Studie der Hochschule Vechta kommt jedoch zu dem Schluss: "Die möglichen Missverständnisse, die sich aus der Bezeichnung 'Qualität und Sicherheit' ergeben, dürfen nicht weiter verstärkt werden." Ein Report der QS-GmbH räumt ein, dass es sich bei dem QS-Prüfzeichen nicht um ein Qualitätssiegel handele. Das Zeichen soll jetzt nur noch für "geprüfte Qualitätssicherung" stehen. "Gut, dass QS die Verbraucher nicht länger mit unhaltbaren Qualitätsversprechen täuscht. Angesichts der Verwicklung von QS-Betrieben in Lebensmittelskandale ist die Werbung mit dem Begriff Sicherheit allerdings abenteuerlich", erklärt dazu Matthias Wolfschmidt von foodwatch.
Im Januar 2004 hatte die Verbraucherorganisation foodwatch in dem Report "Auf der Suche nach der versprochenen Qualität" das QS-Zeichen kritisch unter die Lupe genommen. "Weder die Qualitäts- noch die Sicherheitsversprechungen können eingelöst werden", bilanzierte Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation. Lückenhafte Kontrollen bemängelte foodwatch ebenso wie die überwiegende Ausrichtung an gesetzlichen Standards. Weder Tiere auf Betonspaltenböden noch gentechnisch verändertes Futter seien Hindernisse für die Vergabe des QS-Zeichens, so foodwatch. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, legte im Februar 2004 wegen der niedrigen Tierhaltungsstandards sein Amt im
Kuratorium der QS-GmbH nieder.
Besondere Sicherheitsprobleme machte foodwatch im Bereich Futtermittel beim QS-System aus. Im Frühjahr 2003 war Dioxin-belastetes Grünfutter in mehreren Bundesländern an QS-Betriebe gegangen. Auch der jüngste Fall von PCB- und Dioxin-belasteten Futtermitteln in Hessen und Sachsen betrifft Agrarbetriebe, die als QS-geprüft gelten, wie foodwatch-Recherchen ergaben. Zudem hatte es Anfang 2004 auch bei QS-zertifizierten Schlachthöfen Schlampereien bei BSE-Tests gegeben.
Die QS-GmbH gesteht nach Ansicht von foodwatch in einer [Selbstanalyse] inzwischen jedoch ein: „Die möglichen Missverständnisse, die sich aus der Bezeichnung ‚Qualität und Sicherheit’ ergeben, dürfen nicht weiter verstärkt werden. Im Rahmen des QS-Systems wird nur insoweit Qualitätsfleisch erzeugt, als dass für eine hochwertige Erzeugung von Nahrungsmitteln die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen notwendige Voraussetzung ist. In diesem Zusammenhang erscheint der unvorteilhafte Report der Organisation ‚foodwatch’ als hausgemacht." Zukünftig soll nur noch von „geprüfter Qualitätssicherung" die Rede sein.
Wieviel von der Selbstkritik nun umgesetzt wird und wie die neue Produktwerbung, wird foodwatch genau beobachten. Das Thema QS ist noch lange nicht gegessen.
In dieser [PDF-Datei] (3 Seiten, 225 KB) stellt Passagen aus dem foodwatch-Report und der Selbstanalyse von QS gegenüber.
Quelle: Berlin [ foodwatch ]