Was Niedersachsens Lebensmittelkontrolleure alles fanden
Minister Ehlen stellt Jahresbericht des LAVES in Oldenburg vor – mehr als 1,5 Mio. Untersuchungen
Ein entscheidender Beitrag zum gesundheitlichen Verbraucherschutz in Niedersachsen: "Mehr als 1,5 Millionen amtliche Untersuchungen sind vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) im vergangenen Jahr durchgeführt worden", erklärt Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen während der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des LAVES-Jahresberichts 2003 in Oldenburg.Dem LAVES gehören die Lebensmittelinstitute Braunschweig und Oldenburg, die Veterinärinstitute Oldenburg und Hannover, das Futtermittelinstitut Stade, das Veterinärinstitut für Fische und Fischwaren Cuxhaven, das Institut für Bedarfsgegenstände Lüneburg und seit dem 1. Januar 2004 das Institut für Bienenkunde in Celle an. Außerdem sind die Fachdienste Lebensmittel- und Rückstandskontrolldienst, Futtermittelkontrolldienst, Tierschutzdienst, Technische Sachverständige, Task Force Veterinärwesen und Ökologischer Landbau im LAVES integriert.
Im LAVES werden alle amtlichen Untersuchungen in den Bereichen Lebensmittel-, Futtermittel-, Veterinär- und Bedarfsgegenständeüberwachung niedersachsenweit durchgeführt. Dazu zählen Proben aus den verschiedenen Produktgruppen (z.B. Milch u. Milchprodukte, Schokolade, Lebensmittel für besondere Ernährungsformen, Obst u. Gemüse, Fleisch, Wild, Geflügel u. Erzeugnisse daraus etc.), die in den Lebensmittelinstituten Braunschweig und Oldenburg untersucht und analysiert worden sind.
Salmonellen
In den Lebensmittelinstituten Oldenburg und Braunschweig des LAVES sind im vergangenen Jahr etwa 5.000 Lebensmittel auf Salmonellen untersucht worden. 91-mal konnten Salmonellen nachgewiesen werden.
Infektionen durch Salmonellen sind in Deutschland nach wie vor die am häufigsten erfasste Ursache von Durchfallerkrankungen. Hauptreservoir sind landwirtschaftliche Nutztiere. Damit sind vom Tier stammende Lebensmittel wie Geflügelfleisch und Eier (und daraus hergestellte Speisen) sowie Fleisch und Fleischprodukte insbesondere vom Schwein am häufigsten mit Salmonellen kontaminiert.
Dieser Trend blieb in den letzten Jahren mit kleinen Schwankungen ungebrochen. Dabei haben Geflügelfleisch und –produkte regelmäßig die höchste Kontaminationsrate (9,3%), gefolgt von Schweinefleisch (3,5%). Die Belastung der Eier scheint nach den Untersuchungsergebnissen der letzten Jahre rückläufig. Doch nach wie vor sind die meisten Erkrankungen durch Salmonellen auf Speisen, die aus Rohei hergestellt werden oder mit rohem Ei in Kontakt kommen, zurückzuführen.
In den letzten Jahren konnten aber auch Salmonellen auf pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesen werden. Insbesondere wurden Keime in Gewürzpulver, Schokolade, Kokosraspeln, getrockneten Pilzen und in Kräutertees nachgewiesen. Oftmals erfolgte die Kontamination durch Vogelkot, da die Produkte bzw. Zutaten unter freiem Himmel getrocknet werden. Wurden die so belasteten Lebensmittel anschließend nicht mehr ausreichend erhitzt, konnten Salmonellen in verzehrsfertige Speisen gelangen. Insgesamt scheint die Kontaminationsrate aber so gering zu sein, dass bei kleineren Untersuchungszahlen zur routinemäßigen Überprüfung der jeweiligen Produktgruppen selten Salmonellen nachgewiesen werden.
Untersuchung von Geflügelfleisch auf Campylobacter
Auch Campylobacter-Bakterien zählen zu den bedeutendsten Erregern von Lebensmittelinfektionen beim Menschen. In einigen westeuropäischen Ländern ist die Anzahl der gemeldeten Campylobacteriosen bereits höher als der Salmonellosen. Zu Erkrankungsfällen beim Menschen kann es durch Verzehr von Rohmilch sowie unzureichend gegartem Geflügelfleisch kommen. Hauptsächlich werden Campylobacter in rohem Geflügelfleisch nachgewiesen (2002: 20 von 64 Proben; 2003: 32 von 150 Proben). Vor diesem Hintergrund wurde das Monitoring-Programm zur Ermittlung der Campylobacter-Belastung in Masthähnchenbeständen begonnen.
Milch und Milchprodukte
Der Trend hält an: Eine Vielzahl von als "Schafskäse" gekennzeichneten Produkten besteht aus reiner Kuhmilch oder enthält erhebliche Kuhmilchanteile. Dieses wird als Irreführung des Verbrauchers bewertet. In den letzten Jahren wurden bei 662 untersuchten Käsen in 117 Fällen eine nicht gekennzeichnete Tierart festgestellt. Die höchste Beanstandungsquote entfiel auf griechische Fetakäse, die aus Schaf- und Ziegenmilch hergestellt sein sollten.
Aufgrund der Befunde wird dieses Untersuchungsprogramm auch in diesem Jahr schwerpunktmäßig fortgeführt. Insgesamt wurde der Tierartennachweis im vergangenen Jahr bei 1.225 Lebensmittelproben durchgeführt.
Gentechnisch veränderte Pflanzen
Mehr als die Hälfte (55 %) aller weltweit produzierten Sojabohnen wurden im Jahr 2003 aus gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen. Für Mais beträgt der Anteil gentechnisch veränderter Sorten 11 %, für den Rapsanbau 16 %. [Angaben des ISAAA (International Service for the Aquisition of Agri-Biotech Applications)]
Für die amtliche Untersuchung von Lebensmitteln, Saatgut und ab 2004 auch Futtermitteln auf Bestandteile aus gentechnisch veränderten Organismen ist in Niedersachsen das LAVES zuständig. Im Jahr 2003 wurden 451 Lebensmittelproben und 194 Saatgutproben auf Bestandteile aus gentechnisch veränderten Pflanzen untersucht.
Unter anderem wurden folgende Lebensmittel 2003 in das Untersuchungsprogramm einbezogen: Pralinen, Joghurts, Schokoriegel, Schokolade, Mürbegebäck, Sojafleisch, Säuglingsnahrung, Kekse, Fitness-Riegel, vegetarische Burger, Wurst, Bratlinge und vegetarische Pasteten, vegetarische Brotaufstriche, Brotbackmischungen, Kleinkindernahrung, Sojadrinks, Sojamehle, Donuts, Lecithin- und Lecithinkapseln, Tofu, Müsli, Eiweißkonzentrate, Sojadesserts, Maisstärke, Waffeln, Kuchen, Maisgrieß, Eis, Trockensuppen, Brot, Sojaflocken, Sojaflakes, Nudeln, Sojabohnenkeimlinge.
Bei 25 dieser Proben wurden gentechnisch veränderte Bestandteile aus der Sojabohne nachgewiesen, deren Gehalt bestimmt werden konnte. Zwei dieser 25 Proben wiesen einen Gehalt an gentechnisch veränderter DNA bezogen auf den Sojaanteil in der Probe von größer als 1 %, dem 2003 gültigen Schwellenwert für eine vorgeschriebene Kennzeichnung auf. Bei den anderen 23 Proben lag der Gehalt unter 1%. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden wurden entsprechend informiert.
Histamin in Thunfisch
Gleich 25fach wurde der festgeschriebene Grenzwert von Histamin (Abbauprodukt einer Aminosäure) in einer geöffneten Thunfischdose überschritten: trauriger Rekord aller untersuchten 442 Proben. Der Wert lag bei 5.100 mg/kg – der Grenzwert liegt bei 200 mg/kg. Mögliche typische Symptome durch die Aufnahme höherer Konzentrationen von Histamin sind Allergien, Migräne, Vergiftungen oder Erkrankungen des Nervensystems.
Insgesamt wurden in 15 Fällen Proben beanstandet. Auffällig war, dass es sich meist um Thunfischproben aus Pizzerien oder Imbissen handelte. Die Proben wurden aus geöffneten und unsachgemäß gelagerten Dosen (in einem Fall Lagerung bei 30 °C) entnommen.
Hygienekontrollen bei Rot- und Geflügelfleisch
Die seit sieben Jahren planmäßig durchgeführten Hygienekontrollen im Rot- und Geflügelfleischbereich in den Schlacht- und Zerlegebetrieben des Regierungsbezirks Weser-Ems (Kontrolle der Eigenkontrolle) haben sich zunehmend zu einer wichtigen präventiven Untersuchung im Rahmen des Verbraucherschutzes entwickelt. Diese Untersuchungen sollten landesweit umgesetzt werden und auch auf entsprechende Untersuchungen bei Milch und Eiern ausgedehnt werden.
Tiergesundheit
Gesunde Tiere sind eine Voraussetzung für die Gewinnung hochwertiger Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. Deshalb gehören umfangreiche Untersuchungen in den Tierbeständen zum Schutz der Tiere und zum Schutz der Verbraucher vor Zoonoseerregern zum Aufgabenspektrum der Veterinärinstitute. Zoonosen sind Krankheiten und Infektionen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Neben Tieren können auch Lebensmittel Träger von Zoonoseerregern sein.
2003 wurden in den Veterinärinstituten Oldenburg und Hannover 757.401 Untersuchungen auf anzeigepflichtige Tierseuchen und 107.347 Untersuchungen auf meldepflichtige Tierkrankheiten durchgeführt.
Eine neue, vollautomatische Pipettieranlage im Veterinärinstitut Oldenburg, die in das Laborinformations- und -managementsystem eingebunden ist, sichert die erforderliche Kapazität für derartig umfangreiche Untersuchungen auch in Krisenzeiten. Die mögliche Untersuchungsleistung liegt bei 14.000 pro Tag und 1,2 Millionen pro Jahr.
Salmonellose der Rinder
Im Jahr 2003 setzte sich eine Entwicklung fort, die sich schon ein Jahr zuvor abgezeichnet hatte: Ein erheblicher Anstieg der Untersuchungszahlen und Nachweise von Salmonellen in Rinderkotproben. Das Infektionsgeschehen konzentriert sich auf die intensiv Rinder haltenden Regionen in den Regierungsbezirken Lüneburg und Weser-Ems. Insgesamt wurden 34.569 Proben auf Salmonellen untersucht, davon waren 811 Befunde positiv.
BSE
In den Veterinärinstituten Oldenburg und Hannover wurden 2003 156.586 Rinder mit einem BSE-Schnelltest untersucht. Insgesamt wurden in Niedersachsen sieben Rinder als positiv beurteilt. 2002 gab es für Niedersachsen 27 positive BSE-Befunde.
Borrelien-Projekt
In drei südniedersächsischen Forstämtern sind im vergangenen Jahr gehäuft Fälle von Borreliosen bei den Mitarbeitern aufgetreten. Das war Anlass für eine Studie zur Verbreitung von Borrelien. Dabei hat das Veterinärinstitut Hannover einen hohen Anteil von Zecken, die mit Borrelien besiedelt waren, nachgewiesen (durchschnittlich 25%; in einzelnen Revieren sogar bis zu 40%). Jetzt soll die Befallsrate von Zecken mit Borrelien in Niedersachsen umfangreich untersucht werden.
Futtermittel
Niedersachsen ist mit knapp 7,8 Mio. t produzierter Futtermittel auch im Jahr 2003 der bedeutendste Produktionsstandort für Futtermittel im Bundesgebiet (19,7 Mio. t).
Die Kontrollen der amtlichen Futtermittelüberwachung sind gegenüber 2002 weiter intensiviert worden. Im Jahr 2003 sind knapp 3.000 Proben gezogen worden, 2002 waren es dagegen nur 1.900 Proben. Die Kapazität der Untersuchungen ist ebenfalls gesteigert worden: 2003 wurden 36.000 Analysen durchgeführt, gegenüber 22.000 Analysen in 2003. Die Beanstandungsquote hat sich mit 2,5 % der Analysen im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöht.
Verstöße gegen das Verfütterungsverbot von Tiermehl konnten in keinem Fall festgestellt werden. Das gelockerte Verfütterungsverbotsgesetz erlaubt seit dem Jahr 2003 die Verfütterung von Fischmehl an Nichtwiederkäuer (Schweine, Hühner) in den landwirtschaftlichen Betrieben. Insgesamt erhielten 85 landwirtschaftliche Betriebe diese entsprechende behördliche Zulassung. Die amtliche Kontrolle ergab in keinem Fall einen Verstoß gegen die behördlichen Auflagen.
2003 wurden 798 verschiedene Futtermittel auf Salmonellen untersucht. In 16 Proben konnten Salmonellen nachgewiesen, das entspricht einer Beanstandungsquote von 2%.
Kosmetische Mittel und Spielzeug
Im Bereich der Bedarfsgegenstände ist die Beanstandungsquote der verbotenen Stoffe bei den kosmetischen Mitteln nach wie vor niedrig und weiterhin rückläufig (2001: 1%; 2002 0,3%). Insgesamt wurden 2003 790 kosmetische Mittel untersucht. Ergebnis: Bei zwei Duschgelen eines Herstellers wurde eine mikrobielle Kontamination festgestellt. Die Proben wurden beanstandet.
Spielzeug
Holzspielzeuge, Knetmassen und Fingermalfarben wurden auf Formaldehyd untersucht. Bei drei (Puzzles, Holz-Anziehfiguren) von insgesamt 29 Proben wurde eine Überschreitung des vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Richtwertes von 110 mg/kg festgestellt.
Der Jahresbericht steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung:
www.laves.niedersachsen.de/master/C1987451_N1225_I826_L20_D0.html
Quelle: Oldenburg [ laves ]