Polen: Kehrtwende in der Schweinehaltung

Mäster erzielen 2004 deutlich mehr - Preisniveau höher als in Deutschland

Im neuen EU-Land Polen entwickelt sich der Schweinemarkt seit einigen Monaten für die Produzenten positiv. 2003 hatte es eine Rekorderzeugung an Schweinefleisch gegeben, von der vor allem die Verbraucher und Exporteure über günstige Einkaufspreise profitierten. Leidtragende waren die Schweinehalter, die rote Zahlen schrieben. Hinzu kamen hohe Futtergetreidepreise, so dass viele Schweinemäster und Ferkelerzeuger die Produktion aufgaben. Im laufenden Jahr stieg die Nachfrage der fleischverarbeitenden Industrie nach Schweinefleisch spürbar und übertraf das Angebot. Dies trieb die Schweinepreise in die Höhe, und die Erzeugererlöse kletterten auf einen neuen Rekordstand.

In Polen wurde im Juni dieses Jahres ein Rückgang der Schweinebestände um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf noch 17,1 Millionen Tiere ermittelt. Die Schweinefleischerzeugung soll 2004 um neun bis zehn Prozent auf rund zwei Millionen Tonnen sinken. Für 2005 erwarten polnische Marktexperten einen weiteren Rückgang um zwei Prozent gegenüber 2004, wobei die Produktion im zweiten Halbjahr voraussichtlich über dem Vorjahreswert liegen wird.

Mit den schrumpfenden Tierbeständen und der daraus resultierenden rückläufigen Fleischproduktion stiegen die Schweinepreise: In der zweiten Septemberhälfte kletterte der Preis im Schnitt auf umgerechnet 1,51 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht für Tiere der Handelsklassen E und S (bei 52 Prozent Muskelfleischanteil und 82 Kilogramm Schlachtgewicht). Für Tiere über 55 Prozent Muskelfleischanfall wurden 1,63 Euro pro Kilogramm bezahlt. Damit wurde sogar das Rekordniveau aus dem BSE-Jahr 2001 übertroffen. Vom Jahresanfang bis Mitte September 2004 stiegen die Preise in Polen um über 60 Prozent.

Preisniveau höher als in Deutschland

Damit verringerte sich der Preisabstand zum westeuropäischen Niveau erstaunlich schnell. Mittlerweile werden sogar deutsche Schweine in Polen geschlachtet; zudem finden preisgünstige Hälften aus Dänemark, den Niederlanden und Frankreich Abnehmer in Polen. Ende Oktober wurde in Polen ähnlich viel und gebietlich sogar etwas mehr als in Deutschland bezahlt. Berücksichtigt man daneben, dass in dem neuen EU-Land für die Mäster meist keine Vorkosten anfallen, wird ersichtlich, dass die Preise teils über dem deutschen Niveau liegen. Bisher werden die Vorkosten in Polen von den Schlachthöfen getragen.

Ausgeprägter Schweinezyklus

Die erzeugerfreundlichen Notierungen und niedrige Futtergetreidepreise haben die Situation der polnischen Bauern im laufenden Jahr nachhaltig verbessert. Daher dürfte die Schweineproduktion ab der zweiten Hälfte 2005 bis ins Jahr 2006 wachsen. Polnische Marktexperten sagen für diesen Zeitraum neue Preisschwächen voraus, von denen der Verbrauch in Polen profitieren könnte.

Denn die Verbraucher reagieren sehr preissensibel: Nachdem die Großhandelspreise für Schweinefleisch im Sommer 2004 um bis zu 20 Prozent gegenüber Dezember 2003 gestiegen waren, kauften die Verbraucher weniger Schweinefleisch und wichen auf Geflügelfleisch aus. 2004 werden in Polen pro Kopf voraussichtlich zwei Kilogramm weniger Schweinefleisch, aber 1,3 Kilogramm mehr Geflügelfleisch verbraucht.

Polnische Schweinemast mit Zukunft

Fachleute räumen Polen ein großes Marktpotenzial ein. Infolge einer geringen Viehbesatzdichte – ähnlich wie im Osten Deutschlands – , Kostenvorteilen und einer historisch gewachsenen Schweineproduktion könnte die polnische Erzeugung künftig stärker zulegen als in Westeuropa. Die Stimmung unter den polnischen Landwirten ist mittlerweile gut, und es wird in die Landwirtschaft investiert. Zurzeit ist aufgrund niedriger Futtergetreidepreise die Lage für die Erzeuger recht entspannt. Von daher könnten die Bestände rascher wachsen, als die Prognosen bislang ausweisen.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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