Mehr "Dampf" auf Damwild!

Jäger schießen zu wenig

Damwild ist in vielen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns in hoher Dichte anzutreffen; wer aufmerksam die reizvolle Landschaft - insbesondere in den Landkreisen Ludwigslust, Mecklenburg-Strelitz, Ostvorpommern und Rügen - durchfährt, kann Rudel bis zu 100 Wildtieren zählen.

Ursprünglich stammt diese Wildart aus Kleinasien. Erst nach jahrhundertelanger Haltung in Schaugattern und sog. "Thiergärten" der Fürstenhöfe in Mitteleuropa konnten sich erst ab dem 18. und 19. Jahrhundert nennenswerte Freilandbestände bilden. Es handelt sich also um eine neu eingebürgerte, vom Menschen züchterisch in Gefangenschaftshaltung erheblich beeinflusste Art.

Die Bestandesentwicklung ist dramatisch: Wurden 1975 noch ca. 1000 Tiere erlegt, waren es im letzten Jahr über 12 000. Die Bestände haben sich explosionsartig vermehrt und räumlich ausgebreitet, ein Ende ist noch nicht abzusehen. Mittlerweile zäunen sich ganze Dörfer und ihre Bauern gegen die Tiere ein.

Damwild bevorzugt einen Lebensraum mit einem lockeren Gemisch aus Wald und offenen Flächen. Seine Sommereinstände finden sich vielfach in deckungsreichem Getreide und auf den Rapsschlägen. Im Winter steht es, zumeist in größeren Rudeln, im Wald und auf waldnahen Freiflächen.

Dabei fragt man sich so manches Mal:

Sind das eigentlich noch Wildtiere, die in unnatürlich großen Beständen "gehalten" werden und die zu deutlich messbaren Schäden in Wäldern, Feldern und an Knicks führen?

Die Jägerschaft zeigt bis heute kein Interesse an einer wirklichen Begrenzung der Damwildbestände. Zu verlockend sind leicht zu bejagende hohe Bestände und attraktive Geweihe der Hirsche (sog. "Schaufeln"). Obwohl auch der Landesjagdverband mittlerweile erkannt hat, dass in den genannten Regionen die Bestände zu hoch sind, wird dies von den "Hegern und Pflegern" vor Ort weiter ignoriert: Noch immer basteln die freiwilligen Zusammenschlüsse der Revierinhaber, die "Hegegemeinschaften", an der Erhöhung der Wildbestände und stellen wildbiologisch sinnlose Abschussrestriktionen und absolut unterdimensionierte Abschusspläne auf, gerade so, als gäbe es keine Probleme.

Naturverträglich ist der in vielen Teilen des Landes Mecklenburg-Vorpommern weit überhöhte Damwildbestand schon lange nicht mehr. Alleine das imposante Geweih an der Trophäenwand rechtfertigt keine Überhege zum Nachteil der Natur und der Volkswirtschaft!

Verbiss und Schälschäden in den Wäldern und auf landwirtschaftlichen Flächen sind betriebswirtschaftlich und ökologisch nicht weiter hinnehmbar.

Hohe Wildbestände in Verbindung mit zunehmender Verkehrsdichte bedingen außerdem wachsende Unfallrisiken, bei denen Menschen, Wild und Fahrzeuge zu Schaden kommen (wie die jährliche steigende Zahl an Wildunfällen dokumentiert).

Der Ökologische Jagdverein Mecklenburg-Vorpommern fordert:

    • die teilweise unerträglich hohen Damwildbestände auf ein naturverträgliches Maß zu reduzieren 
    • eine Abkehr von antiquierten Vorstellungen von Jagd und sogenannter "Hege", deren alleiniges  Ziel das Heranzüchten hoher Bestände und mächtiger Geweihe ist
    • eine ehrliche und effektive Bejagung und Nutzung des Damwildes
    • die Abschaffung der Damwild-Hegegemeinschaften, da sie in der Vergangenheit nur Unseliges bewirkt haben, alle wissenschaftliche Erkenntnisse konsequent ignorieren und somit wesentliche Schuld an der Eskalation der Situation tragen.

Quelle: Sehlen [ ÖJV-MV ]

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