Konsumklima: Binnennachfrage wartet auf erlösende Signale

Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie im November 2004

Die Entwicklung der Indikatoren, die die Verbraucherstimmung im November wiedergeben, bleibt weiterhin unklar. Nach dem leichten Rückgang aller Indikatoren im Oktober stabilisieren sie sich im Monat November auf niedrigem Niveau. Während die Erwartungen der Deutschen an die Entwicklung der Konjunktur und des persönlichen Einkommens in etwa gleich blieben, stieg die Anschaffungsneigung leicht an und erreicht den höchsten Wert seit Dezember 2001. Das Konsumklima prognostiziert für den Monat Dezember dieses Jahres einen Wert von 2,7 Punkten.

Zwar sprachen die Indikatoren der Verbraucherstimmung im November wieder einmal nicht die erhoffte, eindeutig positive Sprache. Jedoch ist von der durchweg leicht negativen Entwicklung des Vormonats nichts mehr zu erkennen. Die Neigung der Deutschen, langfristige Anschaffungen zu tätigen, hat sich sogar etwas erholt. Die Erwartungen an die Konjunktur und an die Entwicklung des persönlichen Einkommens blieben dagegen in etwa auf gleichem Niveau. Entsprechend fällt auch der Wert des Konsumklimas etwas besser aus. Nach einem Wert von revidiert 2,4 im November erreicht er einen Wert für Dezember in Höhe von 2,7 Punkten.

Die Rationalisierungsdiskussionen bei Opel, VW und KarstadtQuelle haben nicht – wie befürchtet - die Konsumlaune weiter abgekühlt. Darüber hinaus haben Themen wie Hartz IV, der defizitäre Staatshaushalt und Vorschläge zur Reform des Gesundheitswesens nicht zu einer zusätzlichen Abwärtsentwicklung der Verbraucherindikatoren geführt. Allerdings ist dies kein Grund für allzu großen Optimismus, denn nach wie vor haben die drei Einzelindikatoren Konjunkturerwartung, Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung zweistellige negative Werte und liegen damit deutlich unter ihren langjährigen Durchschnittswerten von jeweils Null.

Die Verbraucher sind mit ihren Bewertungen im November jedoch optimistischer als die Finanzanalysten (ZEW), deren Konjunkturerwartungen im November vor allem infolge der Euro-Aufwertung deutlich eingebrochen sind. Auch die Unternehmen (ifo) äußern sich in diesem Monat wieder etwas negativer als zuvor.

Konjunkturstimmung: tritt auf der Stelle

Nach einem deutlichen Rückgang im Vormonat hat sich der Indikator für die Konjunkturerwartung in der Novemberbefragung nicht erholt. Vielmehr büßte er einen halben Punkt ein und sank von minus 16,5 auf minus 17 Punkte. Damit bleibt er auf weiterhin niedrigem Niveau und unterschreitet den entsprechenden Vorjahreswert um 17,3 Punkte.

Nach wie vor glauben die Verbraucher nicht an eine spürbare Erholung der Konjunktur. Doch immerhin haben weder der hohe Wert des Euros gegenüber dem US-Dollar, der für Exportkonjunktur kritisiert wird, noch die im Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute publizierte herabgesetzte Prognose der Wachstumsrate des deutschen Bruttoinlandsprodukts von 1,5 beziehungsweise aktuell im Jahresgutachten des Sachverständigenrates publizierten 1,4 Prozent die insgesamt negative Stimmung noch weiter verstärkt.

Obwohl im historischen Vergleich die Rohstoffpreise und insbesondere die Benzinpreise immer noch außerordentlich hoch sind, gehen die Verbraucher davon aus, dass die Gefahr eines weiteren Anstiegs vorerst gebannt ist. Dies hat sicherlich ebenfalls dazu beigetragen, dass sich die Erwartungen der Deutschen in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung nicht weiter verschlechtert haben. Darüber hinaus scheint auch der Ausgang der Wahlen in den USA die deutschen Konsumenten nicht besonders beeindruckt zu haben – offenbar in dem Glauben, dass dieser keine wesentlichen Auswirkungen auf die Konjunkturentwicklung in Deutschland habe.

Das sehen die Finanzanalysten (ZEW) anders. Sie haben ihre Konjunkturerwartungen im November um 17,4 Punkte auf 13,9 Punkte erheblich zurückgeschraubt und gehen von einer Verlangsamung des Wachstums bis Mai nächsten Jahres aus. Gründe für den spürbar gestiegenen Pessimismus liegen in der erwarteten konjunkturellen Abkühlung weltweit sowie dem jüngsten Kursanstieg des Euros, der die Exportchancen der Deutschen stärker als bisher beeinträchtigen könnte.

Einkommenserwartung: bleibt weitgehend unverändert

Nach der seit über einem Jahr nahezu konstanten Berg- und Talfahrt der Einkommenserwartung präsentiert sich der Indikator mit einem Wert von minus 15,8 Punkten gegenüber dem Vormonatswert von minus 15,5 praktisch unverändert. Im Vergleich zum Wert des Vorjahres ist er um insgesamt 14,9 Punkte gesunken.

Der Anstieg des Ölpreises ist vorerst gestoppt und damit auch die Gefahr, dass steigende Benzinpreise das Budget der Verbraucher beschränken. Andere Einflüsse, insbesondere solche, die die Einkommensentwicklung positiv beeinflussen, sind nach wie vor nicht in Sicht. Es sieht so aus, als hätten die Verbraucher inzwischen alle ihnen derzeit drohenden Einkommensbelastungen in die Kalkulation des ihnen zukünftig verfügbaren Budgets eingeplant. Ihre Erwartungen an die Einkommensentwicklung stagniert deshalb vorerst auf sehr niedrigem Niveau. So lange die Arbeitslosigkeit so hoch bleibt, große Unternehmen immer wieder ankündigen, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern, bleibt die Verhandlungsposition deutscher Arbeitnehmer schwach und entsprechend bescheiden auch ihre Erwartungen an die Entwicklung ihrer Löhne und Gehälter.

Anschaffungsneigung: erstmals etwas besser

Ein erstes positives Signal vermittelt die positive Entwicklung der Anschaffungsneigung. Nach einer Stagnation bei Werten zwischen minus 27 und minus 28 Punkten in den letzten drei Monaten, erholte sich der Indikator im November um 4,2 Punkte und stieg auf einen Wert von minus 24,4 Punkte. Dies ist der höchste Stand der Anschaffungsneigung seit Dezember 2001. Das nach wie vor niedrige Niveau des Indikators deutet jedoch darauf hin, dass die alljährlich zur Weihnachtszeit höhere Neigung, größere Anschaffungen zu tätigen, das Nachfragedefizit des gesamten Jahres nicht wird kompensieren können.

Die Neigung der Deutschen, langfristige Anschaffungen zu tätigen, korreliert stark mit den Erwartungen an die persönliche Einkommensentwicklung und das Gefühl von Arbeitsplatzsicherheit. Um beides steht es derzeit nicht zum Allerbesten. Der dennoch vorhandene Aufwärtstrend der Anschaffungsneigung ist vielmehr als Zeichen eines gewissen Nachholbedarfs anzusehen, der – trotz angespannter Einkommenssituation – zur Weihnachtszeit als Anlass für Anschaffungen genommen wird. Erwartungsgemäß spielen daneben auch die üblichen Weihnachtseinkäufe eine Rolle.

Dennoch besteht die Hoffnung, dass selbst kleine positive Impulse zur Einkommensentwicklung und auf dem Arbeitsmarkt einen weiteren Anstieg der Anschaffungsneigung bewirken könnten. Es spricht vieles dafür, dass die Binnennachfrage in den Startlöchern steht und lediglich auf den erlösenden Startschuss wartet.

Konsumklima: besserer Start ins neue Jahr möglich

Aufgrund des leicht gestiegenen Werts der Anschaffungsneigung hat sich der Konsumklimaindikator in Deutschland verbessert. Für Dezember 2004 prognostiziert die GfK einen Indikatorwert von 2,7 nach revidiert 2,4 für den Monat November. Damit haben sich die Chancen eines besseren Starts im kommenden Jahr erhöht. Inzwischen hat sich auch ein Nachholbedarf, vor allem bei der Anschaffung von Möbeln, Haushaltsgeräten und Autos gebildet. Dass sich dies in einer gestiegenen Nachfrage nach Gebrauchsgegenständen niederschlägt, setzt voraus, dass die nächste Stufe der Steuerreform zu realen Einkommensverbesserungen führt und nicht wesentlich durch neue, nicht vorhergesehene Belastungen überlagert wird. Allerdings: eine durchgreifende Verbesserung der Verbraucherstimmung ist erst dann zu erwarten, wenn es deutliche Anzeichen nicht nur für einen Konjunkturaufschwung, sondern auch für eine Entlastung der Situation auf dem Arbeitsmarkt gibt.

Zur Studie

Die Ergebnisse stammen aus der Studie „GfK-Wirtschaftsdienst Konsum- und Sparklima“, die von der GfK Marktforschung herausgegeben wird. Sie basieren auf monatlichen Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In der ersten Hälfte eines jeden Monats werden turnusmäßig rund 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen unter anderem gefragt, wie sie die gesamtwirtschaftliche Lage, ihre Anschaffungsneigung und ihre Einkommenserwartung einschätzen.

Quelle: Nürnberg [ gfk ]

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