Ökologische Lebensmittel im Aufwind
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln lag im Jahr 2004 bei knapp 3,5 Mrd. Euro. „Der Umsatzzuwachs wurde vor allem durch deutliche Zuwächse bei Frische-Produkten des Naturkostfachhandels, durch zahlreiche neue Bio-Supermärkte und eine Ausweitung des Sortiments im Lebensmitteleinzelhandel erreicht“, so Wolfgang Gutberlet, Vorstandsmitglied des BÖLW, der Inhaber einer Einzelhandelskette und von Bio-Verarbeitungsbetrieben ist. „Die Entwicklung zeigt, dass es gelingt, den Verbraucherbedürfnissen nach Bio-Lebensmitteln immer besser zu entsprechen. Wenn wir qualitativ hochwertigste Produkte in entsprechender Aufmachung und am richtigen Ort anbieten, können wir den Absatz weiter ausbauen“, prognostiziert Wolfgang Gutberlet.
Auch in der landwirtschaftlichen Erzeugung habe es Zuwächse gegeben, vermeldete der Vorstandsvorsitzende des BÖLW, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, der einen Bio-Betrieb in Hessen bewirtschaftet. Diese Zuwächse bezögen sich jedoch ausschließlich auf die Anbaufläche, die bei den Mitgliedsverbänden des BÖLW 2004 um 10.826 ha auf 526.269 ha und damit um 2,1% zugenommen habe. Erstmals habe die Zahl der Betriebe, die aus der ökologischen Landbewirtschaftung ausscheiden, die Zahl der Neu-Umsteller leicht übertroffen, so dass es hier zu einer Stagnation gekommen sei. 2004 waren 9.559 Betriebe Mitglied eines Ökologischen Erzeugerverbandes, das sind 7 Betriebe (0,1%) weniger als im Vorjahr.
„Auch vor den Öko-Höfen macht der Strukturwandel nicht Halt“ erklärte Löwenstein diese Zahlen. „Betriebe mit zu geringer Wirtschaftskraft und Größe geben auf oder – was noch häufiger ist – werden beim Generationswechsel nicht mehr fortgeführt. Ihre Flächen werden von größeren Betrieben übernommen, die bessere Entwicklungsperspektiven aufweisen.“
Man müsse diese Zahlen jedoch in Relation zur Gesamtentwicklung der deutschen Landwirtschaft sehen. Angesichts von 15.700 Bauernhöfen, die im Jahr 2004 aufgegeben hätten – was einer Abnahme von ca. 4% entspricht – und einem Flächenverlust von 8.100 ha, werde deutlich, dass sich die ökologische Landwirtschaft deutlich und positiv gegen den Trend entwickelt. „Damit wird der ökologische Landbau zu einem Faktor der Stabilisierung von Arbeitsplätzen und Zukunftschancen im ländlichen Raum“ betonte der BÖLW-Vorsitzende. Er wies darauf hin, dass in Erzeugung, Verarbeitung und Handel Ökologischer Lebensmittel im letzten Jahrzehnt ca. 75.000 neue Arbeitsplätze entstanden seien.
„Die Entwicklung des Bio-Marktes zeigt, dass sich eine Politik für den Ökologischen Landbau als Leitbild für eine nachhaltige Landwirtschaft rentiert“ formulierte Löwenstein an die Adresse der Bundesregierung. „Deshalb könne es nicht sein, dass Bio-Betriebe im Durchschnitt weniger Förderung erhielten als konventionelle. Ebenso fordert der BÖLW durch eine entsprechende Ausgestaltung der zweiten Säule der Agrarpolitik die Rahmenbedingungen für die Ausdehnung des Ökologischen Landbaus zu verbessern. Nur so kann das Wachstum des Bio-Marktes in eine Vermehrung der Umweltleistungen durch die heimische Landwirtschaft umgesetzt werden.“
Quelle: Berli [ BÖLW ]