Minister Peter Hauk: "Bericht stellt insbesondere heimischen Bio-Erzeugern sehr gute Note aus"

Öko-Monitoring 2004 vorgestellt / Dritter Jahresbericht der Langzeitstudie baden-württembergischer Untersuchungsämter

"Wenn Lebensmittel in Baden-Württemberg mit ökologischer Herkunft gekennzeichnet sind, kann der Verbraucher darauf vertrauen, dass sie auch ökologischen Standards entsprechen", erklärte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Dienstag (14. Juni) in Stuttgart. Verbraucherschutzminister Hauk informierte über die aktuellen Ergebnisse des Sonderuntersuchungsprogramms ("Öko-Monitoring") der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung. "Der Bericht stellt den Bio-Erzeugern im Land eine sehr gute Note aus", betonte Hauk. Erfreulicherweise, so Hauk, hielten sich die Beanstandungen bei Bio-Importware stark in Grenzen. "Das Vertrauen der Verbraucher in Lebensmittel kann nur wachsen, wenn sie sicher sein können, dass das, was drauf steht, auch tatsächlich drin ist", betonte der Minister.

"Öko-Monitoring 2004" ist der dritte Jahresbericht einer auf insgesamt fünf Jahre angelegten und bundesweit einmaligen Sonderuntersuchung von Lebensmitteln ökologischer Herkunft. Ziele des Öko-Monitoring sind neben der Statuserhebung der Belastung ökologisch erzeugter Lebensmittel mit Rückständen und Kontaminanten auch der Vergleich von Bio-Lebensmitteln mit konventioneller Ware. Außerdem suchten die Lebensmittelchemiker der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Baden-Württembergs nach Hinweisen auf Verbrauchertäuschung wegen falscher Bio-Kennzeichnung.

"In Baden-Württemberg gibt es keine ideologische Ausrichtung der Landesagrarpolitik auf einen bestimmten Produktionszweig", unterstrich Minister Hauk. Sowohl konventionell erzeugte wie Öko-Produkte erhielten eine angemessene und faire Förderung und Unterstützung. "Wer konventionelle Landwirtschaft und Öko-Landbau gegeneinander ausspielen will, verkennt die Fakten", betonte Hauk. Zwar sei der Anteil der Bio-Betriebe in Baden-Württemberg bundesweit mit am höchsten, für eine sichere Versorgung des Grundbedarfs reiche dies aber niemals aus. "Wir fördern eine nachhaltige und umweltschonende Landbewirtschaftung", betonte Hauk. Festzustellen sei deshalb auch im Rahmen des Öko-Monitoring, dass konventionelle Lebensmittel bei Pflanzenschutzmittelrückständen fast durchgängig innerhalb der zulässigen Grenzwerte liegen.

Insgesamt wurden 901 Öko-Lebensmittel intensiv auf Rückstände, Kontaminanten, gentechnisch veränderte Organismen und Bestrahlung überprüft. Lediglich bei 15 Proben (1,7 %) wurden Rückstände festgestellt, die zu Beanstandungen führten: "Das Gesamtergebnis des dritten Berichtes ist insgesamt sehr positiv, die große Mehrzahl der Produkte führt die Öko-Kennzeichnung zu Recht", erklärte der Minister. Zudem stelle die effektive und risikoorientierte Lebensmittelkontrolle in Baden-Württemberg zusätzlich sicher, dass schwarze Schafe rasch gefasst werden.

Einige Einzelergebnisse:

Rückstände von Pestiziden

Ein Schwerpunkt des baden-württembergischen Öko-Monitorings liegt bei den Rückstandsuntersuchungen auf Pflanzenschutzmittel. Insgesamt wurden im Jahr 2004 334 pflanzliche Lebensmitteln, davon u.a. 249 Proben Obst und Gemüse und 85 Obstverarbeitungserzeugnisse untersucht. Lediglich bei 13 Proben (3,8 %) wurden überhöhte Rückstände festgestellt. Diese wurden wegen irreführender Kennzeichnung beanstandet, weil es sich um konventionelle Ware oder einen Verschnitt mit konventioneller Ware handelte. Im Durchschnitt enthalten Lebensmitteln aus ökologischem Landbau ca. 200fach weniger Pestizid-Rückstände als konventionell erzeugte Lebensmittel. So lag die mittlere Pestizidbelastung von Öko-Obst und -Gemüse bei 0,002 mg/kg, konventionelles Obst und Gemüse enthielt dagegen im Mittel ca. 0,4 mg/kg Pestizidrückstand pro Kilogramm. Zu hohe Beanstandungsraten ergaben sich bei Tafeltrauben: 5 von 44 Proben (12 %) und bei Paprika: 4 von 33 Proben (12 %), gefolgt von Tomaten: 2 von 19 Proben (10 %). Diese Obst- und Gemüsearten bleiben weiterhin Sorgenkinder und werden verstärkt überwacht.

Gentechnisch veränderte Lebensmittel

Soja- und Maisprodukte wurden speziell auf Spuren von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) untersucht. Alle Befunde lagen hier bei 0,1 % oder darunter. Allerdings haben sich die Tendenzen aus Untersuchungen der Vorjahre bestätigt, wonach man weder bei Mais noch bei Soja von einer absoluten Abwesenheit gentechnischer Verunreinigungen in Bio-Produkten sprechen kann. Insgesamt resultierten jeweils bei einem Viertel aller Öko-Proben positive Befunde (23 % der Soja-, 27 % der Maisproben). Da jedoch alle Erzeugnisse GVO-Anteile unterhalb der Schwelle der technischen Vermeidbarkeit von weniger als 0,1 % aufwiesen, mussten die Behörden in keinem Fall eingreifen.

Nitrat in Tiefkühlspinat

Öko-Spinat wies tendenziell niedrigere Nitrat-Gehalte auf als konventionelle Ware.

Umweltkontaminanten in Fleisch und Fleischerzeugnissen

Langlebige chlor- und bromorganische Verbindungen, wie DDT Lindan oder PCB reichern sich über die Nahrungskette stark im Fettgewebe von Tieren an. Lebensmittel tierischer Herkunft stellen daher die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den Verbraucher dar. Da diese Stoffe nicht gezielt bei der Produktion von Lebensmitteln eingesetzt werden, sondern durch Verunreinigungen der Luft, des Wassers, des Bodens oder der Tierfuttermittel eingeschleppt werden, sind ökologisch erzeugte Lebensmittel im selben Ausmaß betroffen wie konventionelle Produkte. Eine statistische Auswertung der Gesamtergebnisse von Fleisch und Wurstwaren ergab bei den Lebensmitteln tierischer Herkunft keinen Unterschied zwischen öko- und konventioneller Erzeugung.

Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel

An Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel werden besonders hohe Anforderungen in Bezug auf die Gehalte an Pestizidrückständen und Kontaminanten gestellt. So gilt für diese Stoffe eine generelle Höchstmenge von 10 Mikrogramm/kg (µg/k). Im Untersuchungsprogramm des Jahres 2004 wurden Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel mit Milch-, Fleisch- oder Fischanteil auf die Stoffe untersucht, die als Rückstände oder Kontaminanten in Lebensmitteln tierischer Herkunft relevant sind. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Säuglings- und Kleinkindernahrungsmittel außerordentlich gering, d. h. unterhalb von 1 µg/kg mit sog. Umweltkontaminanten kontaminiert sind. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen den Produkten aus ökologischer und denen aus konventioneller Erzeugung.

Quelle: Stuttgart [ mlr ]

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