Konsumklima: Mögliche Neuwahl löst noch keine Aufbruchstimmung aus
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie im Juni 2005
Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt verunsichert. Die Erwartungen der Konsumenten an die wirtschaftliche Entwicklung und die Einschätzung ihrer persönlichen finanziellen Zukunft haben sich gegenüber denen des Vormonats ganz leicht verbessert. Jedoch ist die Neigung der Deutschen, größere Anschaffungen zu tätigen, erneut gesunken. Das führt dazu, dass der Indikator für das Konsumklima wie in den letzten beiden Monaten weiter fällt und – nach revidiert 4,3 Punkten für Juni – für den Monat Juli einen Wert von 3,5 Punkten prognostiziert.Trotz der Ankündigung von Neuwahlen für den Herbst dieses Jahres ist von einer Trendwende bei der Verbraucherstimmung noch nichts zu spüren. Die uneinheitliche Entwicklung der vergangenen Monate setzt sich fort und belegt damit, dass sich die Bundesbürger nach wie vor kein klares Bild darüber verschaffen können, mit welchem Maß an Planungssicherheit sowie an finanzieller Be- oder Entlastung sie rechnen können. Wenn man die Entwicklung der einzelnen Indikatoren, die das Konsumklima beinhalten, in den letzten Monaten betrachtet, scheinen sich vor allem die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung im Trend nicht erholen zu wollen. Damit sinkt das Konsumklima für den Monat Juli deutlich um 0,8 Punkte gegenüber dem Wert des Vormonats.
Betrachtet man die Alten und Neuen Bundesländer gesondert, ergeben sich keine bemerkenswerten Unterschiede beim Verlauf der Indikatorenwerte für die Einkommenserwartung, die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung. Nach wie vor ist jedoch die Stimmung der Konsumenten im Osten insgesamt erheblich schlechter als im Westen.
Die Erwartungen der deutschen Verbraucher an die wirtschaftliche Entwicklung unterscheiden sich damit erstmals wieder deutlich von den Erwartungen der Finanzanalysten (ZEW) und der Einschätzung der Unternehmen (ifo) zu den Konjunkturaussichten, die, anders als die Bürger derzeit, einen positiven Streifen am Horizont sehen.
Konjunkturerwartung: auf niedrigem Niveau leicht angestiegen
Die Verbraucher sehen auch zu Beginn des Sommers 2005 keine wirklichen Anzeichen für eine konjunkturelle Belebung. Zwar stieg der Indikator Konjunkturerwartung im Juni im Vergleich zum Vormonat um knapp 3 auf minus 13,4 Punkte an. Dennoch liegt er noch immer unter dem entsprechenden Wert vom Vorjahr.
Einkommenserwartung: geringfügig erhöht
Nachdem der Indikator Einkommenserwartung im Mai mit einem Minus von 13 Punkten deutlich verloren hatte, stieg er in diesem Monat leicht um 3 Punkte auf einen Wert von Minus 9,9. Der seit Mitte 2003 zu beobachtende Zickzackkurs setzt sich damit weiterhin fort.
Angesichts der nach wie vor unsicheren konjunkturellen Situation, der weiterhin hohen Arbeitslosigkeit sowie der zunehmend offensiver geführten Diskussion um die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist es erstaunlich, dass der Indikator sich im Juni überhaupt erhöht hat.
Anschaffungsneigung: erneut gesunken
Um die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen, ist es weiterhin schlecht bestellt. Mit einem Rückgang von 4,5 Punkten auf einen Wert von minus 25,8 Punkten wurde der Anstieg im Vormonat fast vollständig aufgezehrt.
Die weiterhin hohe Furcht vor Arbeitslosigkeit – jeder dritte Erwerbstätige in West- und jeder zweite in Ostdeutschland sieht seinen Arbeitsplatz bedroht – sowie die mit der möglicherweise bevorstehenden Neuwahl verbundene Unsicherheit der Verbraucher verhindert, dass die Verbraucher Zurückhaltung aufgeben.
Konsumklima: weiterhin schwach
In erster Linie dafür verantwortlich, dass sich das Konsumklima im Sommer weiter verschlechtert, sind die tendenziell weiterhin pessimistische Einkommenserwartung sowie die geringe Anschaffungsneigung. Für Juli prognostiziert der Konsumklimaindikator einen Wert von 3,5 Punkten nach revidiert 4,3 Punkten im Vormonat.
Die Binnennachfrage wird in diesem Jahr vermutlich keinen wesentlichen Beitrag zur konjunkturellen Entwicklung liefern. Schwache Einkommensaussichten, hohe Arbeitslosigkeit sowie Belastungen durch den hohen Ölpreis stehen derzeit einer Ausweitung des Konsums entgegen.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte.
Quelle: Nürnberg [ gfk ]