Sechs vorbildliche Unternehmen mit dem Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005 ausgezeichnet
Ehrung für herausragende Innovationen auf der Anuga in Köln - Birnenwein, eine Molkerei in Bauernhand und besondere Eismacher aus Dresden bei den Preisträgern
Bio-Lebensmittel sind ein Wachstumsmarkt: Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 13 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro. Die Zahlen spiegeln einerseits den Trend wider, dass sich immer mehr Menschen gesund und natürlich ernähren wollen und sich mit Bio gut versorgt fühlen. Andererseits steckt hinter der Statistik die große Innovationskraft der Branche, vor allem der verarbeitenden Industrie. Denn standen in den frühen Jahren der Bio-Ernährung vor allem frische Produkte im Mittelpunkt, so zeigt sich inzwischen, dass Bio und Weiterverarbeitung ebenfalls gut zusammenpassen. Voraussetzung dafür ist, dass sich Sensibilität für die hochwertigen Rohstoffe und technisches Know-how verbinden - und dass die Unternehmen mutig und innovativ ihre Marktsituation gestalten. Dies bewiesen die 42 Bewerbungen zum Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005 - allen voran die sechs Preisträger, die am 10. Oktober auf der Anuga in Köln von Karl Ludwig Schweisfurth (Schweisfurth-Stiftung), Peter Grothues (Geschäftsbereichsleiter Ernährung, Koelnmesse) und Eckhard Engert (Abteilungsleiter im BMVEL), ausgezeichnet wurden.
Der Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung wurde 2003 zum ersten Mal vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) vergeben. In diesem Jahr schrieb ihn die im Lebensmittelsektor engagierte Schweisfurth-Stiftung, München, in Kooperation mit der Koelnmesse/Anuga und finanziell unterstützt vom BMVEL aus. Wie vor zwei Jahren wurden die innovativen Leistungen bei der Verarbeitung ökologischer Produkte in den Bereichen "Verarbeitung & Rohstoffe", "Marketing" und "Betriebsführung" gewürdigt. Neu war in diesem Jahr die Bildung von Kategorien nach der Betriebsgröße, um die unterschiedlichen Innovationspotentiale besser miteinander vergleichbar zu machen. 14 Unternehmen kamen in die engere Wahl und wurden von Mitgliedern der elfköpfigen Jury vor Ort besucht, bevor die endgültige Entscheidung fiel.
Der erste Preis des Innovationspreises Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005 in der Kategorie Handwerk ging an die Bucheckchen Biokonditorei, Dresden. Sie erschloss mit ihren Torten und Kuchen in Bio-Qualität Neuland. Die aufwändige traditionell handwerkliche Herstellung schont empfindliche Inhaltsstoffe und kommt ohne Hilfsmittel wie Emulgatoren oder Konservierungsstoffe aus. Für die Farbe sorgt der hohe Anteil an Früchten, die im Unternehmen schonend verarbeitet und möglichst von regionalen Anbietern bezogen werden. Um die Frische zu garantieren, wird das gesamte Produktsortiment tiefgekühlt in den Handel geliefert. Das Familienunternehmen entwickelte Bio-Eis auf Haferdrinkbasis und reagiert damit weitsichtig auf die Zunahme von Lebensmittelunverträglichkeiten und den Wunsch der Verbraucher nach einer gut schmeckenden Alternative zu Milch-Eis. Das kleine Unternehmen bildet erfolgreich junge Menschen aus und hat allein in diesem Jahr drei neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Jury wertete diese Aufbruchstimmung als Signal für andere Unternehmen - nicht nur in Ostdeutschland.
Den zweiten Platz in der Kategorie Handwerk belegt die Boller Fruchtsäfte und Getränkeland Stolz OHG, Bad Boll. In Kooperation mit anderen Mostereien der Region fand das Unternehmen eine völlig neue Vermarktungsform von Streuobst und setzte diese professionell um: sortenreine Obstweine aus Birnen bzw. Äpfeln in Bio-Qualität, hochwertig präsentiert und begleitetet von ideenreichem Marketing. Damit sichert der Betrieb nachhaltig den Bestand der ökologisch wertvollen Streuobstwiesen und die wirtschaftliche Existenz der Landwirte.
Für ihr umfassendes Konzept von Sojabohnen in Bio-Qualität bis hin zum hochwertigen Tofuprodukt ohne gentechnische Verunreinigungen erhielt die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte, Freiburg, den 1. Preis des Innovationspreises Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005 in der Kategorie Mittelstand. Das Unternehmen motiviert Bio-Landwirte in Deutschland und im Elsass, in den bislang unbekannten Anbau von Sojabohnen einzusteigen und vermehrt inzwischen das Saatgut selbst. 30 bis 50 Prozent des Sojas für die Tofu-Herstellung stammen aus der Region, den anderen Teil liefert ein Fair-Trade-Projekt aus dem Süden Brasiliens. Das Unternehmen, das aus einem alternativen Ein-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen mit 90 Mitarbeitern wuchs und immer noch neue Arbeitsplätze schafft, zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, technische Innovationen und ein insgesamt vorbildliches Umweltmanagement aus.
Vor allem wegen ihres innovativen Marketings, das Unternehmen sogar aus anderen Lebensmittelbranchen übernehmen können, darf sich die Upländer Bauernmolkerei GmbH, Willingen-Usseln, über ihren zweiten Platz in der Kategorie Mittelstand freuen. Um die Existenz der Biomilch-Erzeuger, die wegen der niedrigen Milchpreise bedroht ist, nachhaltig zu sichern, wurde die "Erzeuger Fair Milch" kreiert. Bei ihr geht ein deutlich deklarierter Preisaufschlag von zusätzlichen fünf Cent direkt an die Bauern. Die offene und ehrliche Verbraucheransprache macht sich bezahlt: Der Absatz ging nicht etwa, wie prognostiziert, zurück, sondern stieg um bis zu zwanzig Prozent.
Auf den ersten Platz des Innovationspreises Bio-Lebensmittel-Verarbeitung 2005, Kategorie Großunternehmen, kam die Bäckerei Härdtner GmbH, Neckarsulm. Sie gab dem gut bekannten Lebensmittel Brot eine neue gesundheitliche Dimension, indem sie mit den "Goldkeimlingen" optimiert gekeimtes Getreide verbäckt. Zur Herstellung der Keimlinge entwickelten zwei Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts in Zusammenarbeit mit Härdtner einen speziellen Keimapparat. Die Inhaltsstoffe des Korns liegen bei den Goldkeimlingen in einer für den Menschen besser nutzbaren Form vor, die ermöglicht, dass sehr viel mehr Vitamine und Mineralstoffe als aus üblichen Vollkornprodukten aufgenommen werden. Härdtner gelang es, diesen gesundheitlichen Mehrwert der Goldkeimlinge in seinem E´senerbrot und in getrockneter Flockenform für Müslis oder Bratlinge zu erhalten. Neu ist zudem die längere Haltbarkeit der verpackten Bio-Brote. Der Preis würdigt, dass mit dieser Innovation der Bio-Markt ausgeweitet und die Situation der Bio-Landwirte durch höhere Getreidepreise verbessert wird. Zudem bewies Härdtner mit der Entwicklung eines äußerst emissionsarmen Holzofens und einer Wasserrück-gewinnungsanlage weitere Innovationskraft und zeigt sich ebenso vorbildlich bei der Mitarbeiterorientierung.
Für Milchprodukte, die die strengen US-amerikanischen Bio-Normen des National Organic Program (NOP) erfüllen, wurde die Gläserne Meierei GmbH, Rostock-Berlin, mit dem zweiten Platz in der Kategorie Großunternehmen ausgezeichnet. Sie ist die erste Molkerei in der Europäischen Union, die NOP-Milch vertreibt, was u. a. bedeutet, dass die Kühe nicht mit Antibiotika behandelt wurden. Deutsche Unternehmen, die Milchprodukte für den amerikanischen Markt produzieren, müssen den Rohstoff nun nicht mehr aus den USA einführen - der deutsche Milchmarkt wird entlastet. Der Einsatz weniger stress- und krankheitsanfälliger Rinderrassen fördert den Erhalt alter Nutztierrassen.
Quelle: Köln [ modem conclusa ]