Ernährungsindustrie steht im harten Wettbewerb
Trotz Konzentrationsprozessen überwiegend mittelständisch strukturiert
Die deutsche Ernährungsindustrie, die die landwirtschaftlichen Erzeugnisse be- und verarbeitet, erreichte 2004 einen Umsatz von 130,2 Milliarden Euro, davon 102,5 Milliarden Euro im Inland. In den ersten neuen Monaten 2005 konnte der Umsatz um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau gesteigert werden. Dabei wuchsen vor allem die Exporterlöse überdurchschnittlich um 8 Prozent. Die Ernährungsindustrie ist damit der viertgrößte deutsche Gewerbezweig nach der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie und steht auf Augenhöhe mit dem Gesundheitswesen. Wie der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem Situationsbericht 2006 vermeldet, befindet sich die Ernährungsindustrie gleichzeitig in einem intensiven Wettbewerb. Die überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen der Ernährungsindustrie stehen beim Verkauf ihrer Produkte den großen Lebensmittel-Einzelhandelsketten gegenüber und können Kostensteigerungen kaum auf die Verkaufspreise überwälzen. Die Er nährungsindustrie ist mit einem Umsatzdurchschnitt je Betrieb von rund 22 Millionen Euro traditionell mittelständisch geprägt. Die 10 größten Unternehmen vereinigen nur 12 Prozent des Branchenumsatzes auf sich. Nur 10 Prozent der Unternehmen in der Ernährungswirtschaft haben einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
Die Unternehmen der Ernährungsindustrie sind einem starken Strukturwandel ausgesetzt. Die Milchindustrie ist mit einem Umsatz von 20,3 Milliarden Euro und 39.200 Beschäftigten (2004) die größte Teilsparte der deutschen Ernährungsindustrie. Von genossenschaftlichen Unternehmen werden 56 Prozent der deutschen Milch verarbeitet. Die Zahl der Molkereien in Deutschland hat stark abgenommen. Gab es 1990 noch 360 Unternehmen, so schrumpfte die Zahl bis 2000 auf 127 und lag im Jahr 2004 nur noch bei 108 Unternehmen mit 283 Betriebsstätten, die täglich rund 75.000 Tonnen Milch zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeiten. Der MilchindustrieVerband geht davon aus, dass es im Jahr 2010 nur noch etwa 30 Molkereiunternehmen geben wird. Bei den Schlachtunternehmen konzentrieren in Deutschland inzwischen die drei größten Schlachtunternehmen fast 50 Prozent der Schweineschlachtungen auf sich. Vor nur drei Jahren verteilte sich diese Summe noch auf die Top 9-Unternehmen.
Auch in der deutschen Mühlenbranche läuft ein rasanter Strukturwandel ab. Mit der Vermahlung von rund 7,76 Millionen Tonnen Getreide sind die Müllereien ein wichtiger Partner der Landwirtschaft. Etwa ein Drittel der Weizenernte und ein Viertel der Roggenernte werden von deutschen Mühlen zu Mehl veredelt. Nur 5 Prozent der Mahlerzeugnisse werden an den privaten Endverbraucher abgesetzt. 90 Prozent des Inlandsabsatzes deutscher Mühlen gehen an Backbetriebe, die restlichen 5 Prozent an Stärke- und Teigwarenhersteller. Die Konzentration auf der Abnehmerseite, insbesondere bei der Brotindustrie und im Lebensmitteleinzelhandel, hat die Mühlenbranche in den letzten Jahren einem erheblichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die 61 großen Mühlen mit einer Jahresvermahlung über 25.000 Tonnen hatten 2003/2004 einen Anteil an der Gesamtvermarktung von 80,7 Prozent. 284 Mühlen mit einer Jahresvermahlung zwischen 500 und 25.000 Tonnen besitzen einen Marktanteil von 15,2 Prozent.
Die Deutschen Brauereien sind relativ kleinstrukturiert. Der Bierausstoß der rund 1.274 Brauereien in Deutschland liegt bei 106,2 Millionen Hektolitern (2004), der jährliche Umsatz der Brauereiwirtschaft bei 8,4 Milliarden Euro. In den vergangenen 20 Jahren sank der Pro-Kopf-Verbrauch um 29 Liter auf heute rund 116 Liter pro Person. Die deutschen Brauereien sind im internationalen Vergleich relativ klein und daher vielfach Übernahmekandidaten für größere ausländische Brauereien. Die acht größten Braukonzerne in Deutschland vereinigen inzwischen einen Marktanteil von rund zwei Dritteln auf sich.
Quelle: Berlin [ dbv ]