Vogelgrippe: Horrormeldungen sind unseriös

Anlässlich einer Sondersitzung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur aktuellen Situation der Vogelgrippe erklärt der Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier:

Zunächst einmal ist festzustellen, dass der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen haben, um ein weiteres Übergreifen der Vogelgrippe, insbesondere auch auf Nutztierbestände, zu verhindern. Auf der Landkreisebene sind nicht zu entschuldigende Fehler gemacht worden. Die Kommunen in Deutschland haben jedoch daraus ihre Lehren gezogen und sind auf einen Krisenfall vorbereitet.

Allerdings sollten vor dem aktuellen Hintergrund weitere kreisübergreifende Notfallübungen durchgeführt werden, um eine einwandfreie Logistik und Kommunikation sicherzustellen. Jede Maßnahme, die ein Übergreifen auf Geflügelbestände verhindert, ist ein Beitrag zum aktiven Tierschutz.

Auch wenn die Zuständigkeiten eindeutig bei den Landkreisen und kreisfreien Städten liegen, dürften Bund und Länder die Kommunen nicht allein lassen: Im Katastrophenfall können auf die betroffenen Kreise hohe logistische Anforderungen und beträchtliche Kosten zukommen - von der Bereitstellung ausgebildeter Einsatzkräfte über die Beschaffung von Schutzkleidung und Fahrzeugen bis hin zur Bezahlung von Feuerwehr, THW oder der Bundeswehr. Das können die Kommunen nicht allein schultern. Eine weitere offene Frage sehe ich in den Laborkapazitäten. Wir müssen schnell überprüfen, ob die derzeitige Ausstattung der Untersuchungseinrichtungen ausreicht und gegebenenfalls schnell und unbürokratisch Abhilfe schaffen.

Eine Diskussion um vorsorgliche Impfungen ist zurzeit wenig hilfreich. Zum einen stehen geeignete Impfstoffe noch gar nicht zur Verfügung, zum anderen gibt es noch viele offene Fragen im Hinblick auf die weitere Kontrollierbarkeit der Seuche. Es ist jedoch sinnvoll, die Entwicklung von Impfstoffen voranzutreiben, um zukünftig die Geflügelbestände besser schützen zu können.

Neben der aktuellen Seuchenbekämpfung darf man die möglichen wirtschaftlichen Folgen für die Geflügelhalter nicht aus den Augen verlieren: Durch eine längerfristige Stallpflicht könnten Betriebe, die Geflügel im Freiland halten, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Die betroffenen Landwirte verdienen unsere Hilfe genau so, wie Bauern, die aufgrund höherer Gewalt gravierende Ernteeinbußen haben. Bund und EU sind gefordert, die Liquidität unverschuldet betroffener Betriebe sicherzustellen.

Kein Verständnis habe ich für die Berichterstattung einiger Medien: Hier wird versucht, mit reißerischen Schlagzeilen die Auflagen zu steigern und aus der Verunsicherung der Menschen Kapital schlagen. Wer sich jetzt mit abwegigen Horrorszenarien wichtig macht, handelt zutiefst verantwortungslos. Es bleibt nachdrücklich festzuhalten, dass es sich bei der Vogelgrippe um eine Tierseuche handelt, die nur in sehr seltenen Fällen auf Menschen übergehe, keinesfalls jedoch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Das Risiko einer Pandemie ist heute nicht höher als bereits vor einem Jahr. Wenn heute spekuliert wird, dass eventuell die Fußball-Weltmeisterschaft abgesagt werden muss, dann ist das vollkommen unseriös.

Quelle: Berlin [ spd ]

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